Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
das
seine Nase in dem trockenen Gras vergraben hatte und die grünen Halme unter den längeren braunen herauszupfte.
»Broken Bow also.«
In dieser Nacht kampierte er in der Nähe der Kreuzung zweier alter Highways in einem ehemaligen Nationalforst von Nebraska.
Das unermüdliche Pferd hatte an diesem Tag beinahe hundert Kilometer zurückgelegt, eine Strecke, die Valentine in Erstaunen versetzte. In seinem ersten Jahr als Arbeitsgefreiter im Freien Territorium hatten die Berittenen ihm erzählt, sie bevorzugten Mustangs, Saddlebreds, Palominos und zähe Ponys, weil es den Quarter Horses ihrer Ansicht nach an Ausdauer mangelte. Das Durchhaltevermögen seines Pferdes bewies, dass die Ozark-Reiter falsch gelegen hatten.
Am Nachmittag hatte Valentine Rauchfahnen im Nordosten gesehen, war aber zu dem Schluss gekommen, dass, was immer passiert war, vermutlich schon am Morgen vorüber gewesen war, und er hatte kein Interesse daran, ein weiteres, grauenhaftes Schlachtfeld zu inspizieren und dabei das Risiko einzugehen, von einem Nachzügler gesehen zu werden. Auf und neben dem alten Highway fand er frische Reifenspuren, aber selbst das kleine Flugzeug, das bisher jeden Tag aufgetaucht war, war am Boden geblieben. Seine einzige Begleitung bestand aus dem einen oder anderen argwöhnischen Kojoten und ein paar fernen Falken.
Es war einsam in seinem Lager. Er vermisste Duvaliers Sticheleien und ihren Sarkasmus und den Geruch weiblichen Schweißes am Lagerfeuer. Da er nicht wusste, was sich hier draußen herumtrieb, hatte er sich allerdings gegen ein Feuer entschieden und beschlossen, auf alte Wolfsgewohnheiten zurückzugreifen und das Lager gegen
Mitternacht zu verlegen. Er wartete, bis der Mond hinter einer Wolke verschwand, ehe er seine Decke, sein Bündel und seine Satteltaschen einsammelte.
Als er den Westernsattel auf den Rücken des Braunen legte und sich zu einem neuen Lagerplatz aufmachen wollte, bockte das Pferd. Valentine versuchte, es zu besänftigen, indem er seine Stirn streichelte und leise zu ihm sprach, aber das Tier ließ sich nicht beruhigen. Es tänzelte zurück. Alarmiert drehte Valentine sich um, um nachzusehen, wovor der Wallach scheute. Neben ihm erhob sich ein Hügel grasbewachsener Erde, und er fing einen feuchten, modrigen Geruch auf, der ihn an morsches, regenfeuchtes Holz erinnerte.
Valentine konnte die Empfindungen des Pferds nachvollziehen. Er schwang sich in den Sattel. Das Tier machte kehrt, aber der Sattel drehte sich nicht mit: Valentine hatte ihn nur aufgelegt, da er das Tier am Zügel hatte führen wollen, ihn aber nicht festgegurtet. Er versuchte, sich mit den Waden an dem fassförmigen Leib des Pferdes festzuklammern, vergebens. Sattel und Reiter glitten seitlich von dem vor Furcht halb rasenden Tier.
Er rollte sich herum, kam auf die Beine und zog sein Schwert, fühlte, wie sich der Boden unter seinen Füßen bewegte und sprang zur Seite. Erde stob auf, als etwas den Sattel und die Packtaschen attackierte. Er rannte ein paar Schritte in Richtung des alten Highways. Lieber hatte er eine geborstene Straßendecke unter den Füßen als lockere Erde, in der sich ein Feind verbergen konnte.
Etwas krachte auf der anderen Seite der Straße durchs Gestrüpp, und er sah eine Gestalt von der Form eines Felsbrockens den Hang herabhüpfen. Plötzlich änderte sie den Kurs geringfügig - und zielstrebig. Sie kam auf ihn zu, auch dann noch, als er zur Seite wich, um ihr aus dem Weg zu gehen.
Er hechtete zu Boden, und das Ding sprang über ihn hinweg. Seine periphere Wahrnehmung erkannte eine Bewegung aus einer anderen Richtung, und er riss sein Schwert hoch. Ein Teppich lebendiger Muskulatur warf sich auf seine Beine. Etwas schüttete flüssiges Feuer auf seine Wade. Er senkte das Schwert nach unten und rammte es in das Ding, rührte mit der Klinge darin herum, um ein lebenswichtiges Organ zu treffen. Valentine schnappte keuchend nach Luft, und plötzlich sahen sein Schwert und die aufgespießte Sandassel so fern aus, beinahe wie eine optische Täuschung, die beim Blick durch ein Teleskop ohne Linsen entsteht.
Er empfand keinen inneren Frieden, als sein Bewusstsein starb, sein Leben lief nicht in Bildern vor seinem geistigen Auge ab … da war nur ein verwirrtes Was zum Henker …? Und dann nur noch Schwärze.
Das Hündchen seiner kleinen Schwester hatte gern an Füßen genagt. Im Garten legte es sich auf den Boden und überkreuzte die Pfoten auf Valentines Schienbein, um mit den jungen,
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