Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
auf ihm, und das Mehl, das sie vom Scheitel bis zur Taille bedeckte, fügte dem Augenblick seine eigene, sonderbare Würze hinzu. Aber in ihren Augen leuchtete nur der Triumph.
»Okay, ich hab dich«, sagte sie. »Dann mal raus damit.«
»Tut mir leid«, keuchte er, »dass du dich zum Affen gemacht hast.«
»Was?«
»Du hast dich zum Affen gemacht!«
»Ich kann dich nicht hören, Valentine. Sprich lauter.«
»Okay, Entschuldigung, meine Gebieterin.«
»Schon besser«, sagte sie und rollte sich von ihm herunter.
Er atmete tief durch und war immer noch verwirrt, halb trunken, halb verkatert.
»Wie machen die das, Ghost?«
»Wie machen die was?«
»Uns so verändern.«
Er zuckte mit den Schultern. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Ein paar von den Wölfen sagen, sie würden nur etwas wecken, das so oder so schon in uns ist. Ich habe einmal mit einem Stubenkameraden namens Pankow gesprochen, und ich weiß noch, wie er eine Gaslaterne genommen hat, die kaum gebrannt hat, nur ein winziges Flämmchen. Dann hat er sie aufgedreht. Sie hat gezischt, gebrüllt und den ganzen Raum erhellt. Er hat gesagt, das wäre das, was die Hexenmeister tun. Sie würden einfach nur die Flamme hochdrehen.«
Valentine fragte sich, ob er seine Befürchtungen auch mit ihr teilen konnte. Er betrachtete die abheilende Wunde
in seiner Handfläche. »Aber je größer die Flamme, desto früher war das Gas verbraucht. Man tauscht Hitze und Licht gegen ein langes Leben ein. Das macht mir Sorgen. Ich bin noch nicht vielen älteren Jägern begegnet.«
Sie schüttelte den Kopf. Mehl flog in alle Richtungen davon. »Verschon mich, Val. Weißt du, wie lange eine durchschnittliche Katze in der kurischen Zone überlebt? Zwei oder drei Jahre. Frag Welles - sie wird es bestätigen. Ich habe meine ›natürliche Lebenserwartung‹ längst übertroffen. Und ich würde gern das Thema wechseln.
Jetzt, nachdem du aufgedreht worden bist, wird es Zeit, mit der Ausbildung anzufangen. Wir werden einige Abkürzungen nehmen. Ich werde versuchen, die Lücken unterwegs auszufüllen.«
»Okay, Sarge. Was steht als Nächstes auf der Tagesordnung?«
Sie klopfte sich das Mehl von den Kleidern. »Sarge? David, Katzen werden aus Höflichkeit von den anderen Dienstgraden des Kommandos Süd wie Captains behandelt. Du wurdest also gerade befördert. Aber der Dienstgrad bedeutet uns nicht viel. Was die Tagesordnung angeht, so wirst du etwas essen und dich ausschlafen. Danach reißen wir dir ein bisschen den Arsch auf. Wenn ich nicht mehr kann, wird Welles übernehmen. Ruh dich also lieber aus, solange du die Möglichkeit dazu hast.«
Während der nächsten Wochen kam Valentine zu dem Schluss, dass Duvalier wegen der Mehlbombe einen gewaltigen Groll gegen ihn hegte und wollte, dass er nach Möglichkeit sein Leben oder zumindest einen Arm oder ein Bein verlor. Und wenn sie nicht zur Verfügung stand, um ihn zu foltern, sorgte Dix Welles dafür, dass er ins Schwitzen kam.
Sein Schwert musste er ständig bei sich tragen, bis hin zu solch lächerlichen Extremen wie dem Gang unter die Dusche oder zur Toilette. Wenn Duvalier ihn anstelle des Schwerts mit einer alten, eselsohrigen Ausgabe von Reader’s Digest erwischte, durfte er den Rest das Tages damit zubringen, den Berg rauf- und runterzurennen. Er lernte am ersten Tag ein paar grundlegende Stellungen, Schläge und Streiche von Duvalier, die er von da an endlos übte, bis er die Bewegungen mit einem Holzschwert sauber ausführen konnte. Dann ging es mit der blanken Klinge weiter. Eines Tages brachte Welles ihn nach draußen und wies ihn an, auf das steile Dach hinaufzuklettern, die Waffe zu ziehen und zu schwingen, sich mit dem Schwert vorwärts und rückwärts über den schmalen First zu bewegen, sich mit gespreizten Beinen gegen den Wind und den eigenen Schwung zu stemmen.
Er sammelte Reisigbündel, wickelte sie in alte Lumpen, befeuchtete sie und befestigte sie an Pfählen. Dann wurde das Zielobjekt auf einer kardanisch aufgehängten Wippe befestigt. Er versuchte, es zu treffen, während Duvalier am anderen Ende der drei Meter langen Planke dafür sorgte, dass es seinen Schlägen auswich. Mehr als einmal gelang es ihr, ihn dabei umzustoßen. Wenn sie ihn nicht mit Strohpuppen niedermachte, dann tat sie es persönlich bei Duellen mit hölzernen Schwertern. Sie schlug zu wie der Blitz und streckte ihn häufig so wuchtig nieder, dass er nur noch Sterne sah.
Und wenn er mal nicht auf den Beinen war, musste er
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