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Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

Titel: Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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lüften. Vor achtundvierzig Stunden wäre er noch heulend in die Wälder gerannt, aber nun war er zufrieden damit, seine Suppe zu schlürfen und darauf zu warten, dass sie mit etwas Salonfähigem zurückkehrte. Das mit Blut und Schmutz beschmierte Handtuch verdiente ein ordentliches Begräbnis. Alle vier Ecken waren zerkaut und hingen in Fetzen herab.
    Er beendete sein Mahl und zog sich an, wenngleich er immer noch ein bisschen zittrig war. Als Duvalier ihn in die Helligkeit der Honigwabe aus kleinen Räumen auf der Rückseite der Halle führte, in der Toilette und Waschgelegenheiten untergebracht waren, legte er eine Hand auf ihre Schulter. Sie und alles um sie herum sah nicht richtig aus. Es war wenig Farbe in ihrem Gesicht, und die Holzwände wirkten aschgrau, so wie ausgebleichtes Treibholz.

    »Nur eine Sekunde«, sagte er. »Warum siehst du so anders aus? Das Licht ist so seltsam.«
    »Ich weiß, was du meinst. Das ist nicht das Licht, es liegt an deinen Augen. Eine medizinisch gebildete Katze hat es mir einmal erklärt. Es hat etwas mit den Zellen in deinen Augen zu tun. Ich glaube, da gibt es zwei Sorten: Stäbchen und Zapfen hat er sie genannt. Die Stäbchen sind für die Wahrnehmung bei geringem Licht zuständig. Davon hast du jetzt viel mehr als vorher. Dein Farbsehen wird zurückkommen, wenn sich deine Augen daran gewöhnt haben; im Augenblick kann dein Gehirn die Signale einfach noch nicht korrekt verarbeiten. So lautete seine Theorie. Du wirst dich anpassen. Von jetzt an kannst du auch bei fast völliger Dunkelheit sehen.«
    »Hat der Doktor auch erklärt, woher das Trunkenheitsgefühl kommt?«
    »Das war nicht ganz so einfach und hat mit deinen Ohren zu tun. Wir haben diese kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Beutel in den Ohren, die uns helfen, das Gleichgewicht zu halten. Bei manchen Tieren, vor allem Katzen, sind die mit ganz anderen Nervenfasern verbunden. Du weißt doch, dass Katzen immer auf den Füßen landen, jedenfalls fast immer? Das liegt an diesen Nerven. Ihr Gleichgewichtssinn korrigiert das automatisch. Das ist ein Reflex, so wie sich dein Unterschenkel bewegt, wenn man dir aufs Knie klopft. Im Augenblick reagierst du auch darauf noch überempfindlich.«
    Sie ging in die Küche und ergriff einen Sack Mehl.
    »Stell dich auf ein Bein, heb das andere wie ein Hund, der einen Baum markieren will. Höher. Gut, so lassen«, forderte sie.
    Valentine gehorchte und stellte fest, dass er sich kaum bewegte, als er das Bein hob. Normalerweise schwankte er dabei ein wenig.

    »Jetzt fang«, sagte sie und warf ihm den zehn Pfund schweren Sack zu.
    Er fing ihn wenige Zentimeter vor seiner Brust auf, woraufhin kleine Mehlwolken durch die Luft schossen. Sein Bein war immer noch erhoben.
    »Interessant«, sagte er und stellte den Fuß wieder auf den Boden. Dann verlagerte er den Mehlsack in seinen Händen und warf ihn blitzschnell zu ihr zurück.
    Ihre Reflexe standen den seinen nicht nach. Sie war schnell genug, den zehn Pfund schweren Mehlsack, der wie ein Geschoss auf ihren Kopf zukam, abzufangen, doch der Sack war der Aufgabe nicht ganz gewachsen. Seine überbeanspruchten Fasern lösten sich, und die Mehlbombe detonierte direkt vor ihrer Nase.
    »Verflucht …!«, schrie sie, als sie mit Kabuki-Make-up und Zornesmiene aus der Mehlwolke hervorkam.
    Das erste Krächzen eines Gelächters entfleuchte Valentines Lippen, ehe er ihren Gesichtsausdruck sah. Für einen Moment sahen sie einander in die Augen wie eine Gazelle und ein Gepard, die sich in der Wüste gegenüberstanden. Dann rannte er um sein Leben.
    »Du bist tot, Valentine!«, kreischte sie und war wie der Blitz hinter ihm her. Valentine raste auf die Stufen zu seinem kleinen Reich zu und sprang. Zu seiner Verwunderung schaffte er es mit einem Satz bis ans obere Ende der Treppe. Mit nur einem Fuß stieß er sich ab und wechselte gleichzeitig die Richtung, setzte über zur nächsten Plattform, ein Sprung, für den er normalerweise Anlauf hätte nehmen müssen.
    Auf der Plattform glitt er aus und fiel auf den Bauch. Im nächsten Moment saß Duvalier auf seinem Rücken - sie musste mindestens so schnelle und kraftvolle Sprünge gemacht haben wie er selbst. Er versuchte, sich zu befreien, doch als er sich auf den Rücken drehte, hielt sie ihn mit
Beinen umklammert, die sich wie ein Fangeisen anfühlten. Auch seine Arme hatte sie förmlich an der Plattform festgenagelt. Die Situation hatte etwas Erregendes: Duvalier hockte in klassischer Reiterposition

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