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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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bis er sich auf das Tuch gesetzt hatte, das in der Kabine des Trucks als Beifahrersitz diente. Während sich die Fahrzeuge im Kriechtempo durch das Tor schoben, unterhielten sie sich. »Mein Vater hat immer vier Pistolen getragen, er war ein Revolverheld, hat er immer gesagt, genau wie in den ganz alten Cowboybüchern. In den alten Zeiten war er Trucker, hatte’ne Tour zwischen Mobile und Birmingham, hat aber auch Güter der Kur geklemmt. Ich wollte mehr Abwechslung im Leben, also bin ich zur See gefahren und am Ende auf der Thunderbolt gelandet, einmal im Monat die Küste entlang von Galveston nach Florida oder so.«
    »Kennen Sie Galveston?«, fragte Valentine. »Ich war mal dort, hatte aber keine Gelegenheit, von Bord zu gehen.«
    »Als die alte Darcy Arthur in einem Sturm zerstört wurde, war ich eine Zeit lang in Galveston, und ich habe da eine Weile auf der Straße gelebt. Unter denen wird man schnell erwachsen.«
    »Was ist aus dem älteren Sixguns geworden?«
    »Hab’s nie rausgefunden. Als ich schon über zwanzig war, bin ich mal zurückgegangen. Das Haus war verlassen. Keine Nachricht, kein gar nichts. Die Nachbarn konnten oder wollten mir nichts erzählen. Komisch, ich suche immer noch überall, wo ich hinkomme, nach seinem Gesicht. Schlimm, nichts zu wissen.«
    Schlimmer, als das Schlimmste zu wissen?, fragte sich Valentine. Zumindest konnte Sixguns sich noch einbilden, sein Vater hätte eine Zukunft gehabt. Valentine dagegen schleppte die traurige Erinnerung an eine Krähe mit sich herum, die an dem Loch im Hinterkopf seines Vaters gepickt
hatte, an seine toten Geschwister, an den missbrauchten Leib seiner Mutter.
    Nach einem guten Kilometer auf der Straße hielt der Konvoi. Post und zwei Matrosen trotteten von der Festung herbei, wo bereits erste Rauchschwaden zu sehen waren, die aus der Waffenkammer aufstiegen.
    »Wenn das bei dem Schwarzpulver ankommt …«, sagte Sixguns.
    Posts trat zu Valentines Truck. »Wir haben vermutlich noch etwa dreißig Minuten, Sir«, sagte der Lieutenant. »Ich wollte nicht, dass die Explosion uns auch erwischt.«
    »Lasst den Gefangenen frei. Jetzt kann er so oder so nicht mehr viel tun«, ordnete Valentine an. Post nickte und ging zu den beiden Haitianern, die den gefangenen Offizier eskortierten. Sie durchtrennten das verknotete Seil an seinen Hand- und Fußgelenken. Der Offizier sah sich mit aschfahlem Gesicht zu seinem Posten um.
    Valentine kletterte aus seinem Truck. »Wir sind auf der Suche nach guten Leuten, Sir«, sagte er auf Spanisch. In diesem bewegenden Moment fiel es ihm leichter, sich mit seinem mangelhaften Spanisch auszudrücken. »Ich habe auch einmal den Kur gedient. Aber nun gehöre ich zu denen, die Widerstand leisten. Das ist keine aussichtslose Sache, und es bedeutet auch nicht den sicheren Tod.« Die Behauptung, er habe den Kur gedient, traf nicht ganz zu, musste sich Valentine insgeheim eingestehen, aber die kleine Flunkerei könnte dem Mann bei der Entscheidungsfindung helfen.
    »Nein. Sie haben meinen Eid. Sie haben meine Schwester in Santo Domingo. Alles, was ich von Ihnen brauche, ist eine Pistole mit einer Kugel.«
    »Das ist nicht …«, fing Valentine an, als der Mann sich auf ihn stürzte. Valentine sprang zur Seite, streckte ein
Bein in eine, einen Arm in die andere Richtung aus, und der Offizier landete mit allen Vieren im Dreck. Ein Haitianer hob das Gewehr an die Schulter.
    »Nein! Fesselt ihn wieder - er geht mit uns«, sagte er auf Französisch. Dann, auf Spanisch, zu dem Offizier: »Es tut mir leid, aber ich werde nicht zulassen, dass Sie sich etwas antun.«
    Als sie glaubten, sie wären außer Valentines Hörweite, beklagten sich einige Haitianer untereinander darüber, dass ein Gefangener fahren durfte, während sie laufen sollten. Valentine zuckte nur mit den Schultern. Soldaten, die nichts zu jammern hatten, grübelten über andere Dinge, beispielsweise über ihre eigene Furcht.
    In den Trucks wurde rasselnd geschaltet, die Männer kamen wieder auf die Beine, und die Kolonne setzte sich erneut in Bewegung.

    Als sie eine Brücke südlich von San Juan überquerten, trafen sie auf ein paar versprengte Soldaten. An der Brücke hatte es eine Art Scharmützel gegeben. Monte-Cristis Berittene setzten einigen Wachen nach, die auf die Kolonne geschossen hatten. Erst, als Post meldete, die Brücke sei sicher, befahl Valentine, dass die Männer ihre Gefechtsposition aufgeben und wieder in Marschordnung Aufstellung nehmen

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