Vampire Earth 3 - Donnerschläge
zwischen zwei Büchsen eine leere Halterung auf. Wem immer dieses Büro gehörte, er hatte keine Zeit gehabt,
den Schlüssel zu benutzen. Oder seine Schuhe anzuziehen, wie Valentine beim Anblick der hohen Militärstiefel neben der Tür feststellte.
Valentine hielt sich vom Fenster fern. Er wollte einem Gewehrschützen kein leichtes Ziel bieten. Draußen hörte er johlende Grogs und das Krachen splitternden Holzes. Er kehrte zur Veranda vor dem Haus zurück.
Post hatte die Marines der Thunderbolt angewiesen, die Grogs zu decken, während die die Baracken stürmten. Die Haitianer waren an den Toren zum Pferch der Arbeiter und zertrümmerten die Bambuspfosten mit Brecheisen und Äxten. Die Männer der Thunderbolt schützten den Kampflaster und richteten ihre Waffen auf die leerstehenden Gebäude. Ein oder zwei Gewehre wurden auf den Zuckerrohrfeldern abgefeuert, aber worauf der Schütze auch gezielt haben mochte, die Projektile richteten keinen Schaden an.
»Seht nach, ob Tiere in den Ställen sind«, wies er Post an. Der Anblick uniformierter Leichen hier und da verwandelte seinen Blutrausch in puren Abscheu. Gegenüber dem kurischen System. Gegenüber sich selbst.
Eine Stunde später stand die Plantage in Flammen, und Valentine hatte beinahe hundert neue Schützlinge. Ehe sie die Anlage in Brand gesteckt hatten, hatten sie im Hauptgebäude, den Baracken und Lagerräumen alles auf den Kopf gestellt, um herauszuholen, was immer sie wollten. Das Problem war, dass sie die ganze Beute hinter dem Konvoi herschleppen mussten.
Als sie, immer noch am Ufer des Flusses, der aus der Cordillera Central herabströmte, ihr Lager aufschlugen, schätzte Valentine die Zahl derer, die seinen Trucks, Karren und Tieren folgten, auf über hundert. Einige Flüchtlinge trieben Schweine und Ziegen vor sich her oder schleiften Esel mit, auf deren Rücken Kinder oder Alte auf
Decken thronten. Valentine gesellte sich zu Cercado, der gerade dabei war, auf dem Kühler des Kampflasters eine Portion Bohnen und Reis zu erwärmen.
»Ein guter Tag«, sagte Cercado und schob sich einen Löffel in den Mund.
»Wir haben einen Haufen Streuner eingesammelt.«
»Kann ihnen keiner vorwerfen.«
»Gehen Sie bitte zu ihnen. Finden Sie heraus, was sie vorhaben. Sagen Sie ihnen … sagen Sie ihnen, dass wir auf ein Gefecht zumarschieren und junge Männer brauchen, die mit einer Machete oder einem Gewehr umgehen können.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein, Captain. Ich bezweifle, dass einer von denen weiß, wo aus einem Gewehr die Kugel rauskommt. Die könnten es höchstens als Knüppel benutzen.«
»Vielleicht. Aber wenn das so weitergeht, dann haben wir Tausende von denen, bis wir Puerto Viejo erreichen. Es wäre …«
»Ungünstig.«
»Allerdings. Gehen Sie zu ihnen. Reden Sie mit ihnen. Finden Sie heraus, was sie vorhaben.«
Cercado spuckte aus. »Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. Sie wollen einfach nur weg.«
»Dann machen Sie ihnen klar, dass das nicht infrage kommt. Wenn sie sich von den Kur befreien wollen, dann müssen sie das selbst tun. Ich bin nicht Moses. Ich kann die Massen nicht aus Ägypten führen.«
Am nächsten Tag war die Karawane, die sich auf dem alten Highway gen Südwesten schleppte, gegenüber ihrem Gefolgszug in der Unterzahl. Die Flüchtlinge behinderten die Soldaten nicht, auch wenn Valentine vermutete, dass seine Männer sich dann und wann in die Menschenmenge
zurückfallen ließen, um Wasser und Lebensmittel zu verteilen, vor allem unter den Kindern. Wenn sie es bis zur Küste schaffen sollten, dann wären ihre Mägen leer und die Gürtel enger gespannt.
Sollte es an der Sache einen Vorteil geben, dann war es der, dass die Kolonne aus der Ferne für eine Armee gehalten werden könnte, die auf ihrem Weg einen kilometerweiten Abschnitt der Straße für sich beanspruchte. Rechnete man Monte-Cristis Berittene und die Grogs hinzu, die die Kolonne immer wieder verließen, um Polizeistationen am Wegesrand niederzubrennen, Waffen und Munition einzusammeln und Telefonkabel zu durchtrennen, mochte das reichen, die Kur weiter im Osten davon zu überzeugen, dass ihre Grenzgarnisonen gefallen waren und eine Invasionstruppe aus Haiti anrückte. In den verbleibenden Tagen könnten die Kur die Gelegenheit wahrnehmen, sich in der allgemeinen Verwirrung ohne große Gegenwehr davonzustehlen.
Diese Hoffnung erhielt durch die Tatsache Auftrieb, dass die Kur ohnehin bereits eine Politik der verbrannten Erde betrieben hatten, die sich
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