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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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und sechs Jahre als Jäger hatten ihn gelehrt, seine Lebenszeichen mit Hilfe mentaler Disziplin abzuschirmen, eine Übung, in deren Verlauf er Teile seines Geists abschaltete, bis er die Konzentration einer Katze aufbrachte, die an nichts anderes als das verstohlene Scharren der Ratte in dem Abflussrohr weiter vorn dachte. War dieser Geisteszustand erst erreicht, war es, als beträte ein Skelett, dessen Kostüm sein Körper war, die Bühne, geführt von unsichtbaren Fäden, die er selbst im obersten Rang in Händen hielt. Jamaikas tropische Pflanzen und die vielfältige Tierwelt schufen ihre eigene Form von Lebenszeichen, die ihn vor herumstreifenden Schlächtern verbarg und es ihm gestattete, vergleichsweise sicher am Rand des Feldes zu verweilen.

    Er besaß noch eine andere Fähigkeit, ebenso nützlich, aber weniger leicht erklärbar, selbst für die scheinbar allwissenden Weltenweber, die ihn auserwählt und ausgebildet hatten. Valentine konnte einen nahen Schlächter spüren, spiegelte sozusagen dessen Fähigkeit wider, Lebenszeichen zu erkennen, auch wenn seine Sinne weniger präzise arbeiteten als die der vampirischen Schlächter. Alessa Duvalier gegenüber hatte er seine Fähigkeit einmal beschrieben als eine Empfindung, die dem Gefühl glich, »die Sonne mit geschlossenen Augen aufzuspüren«. Genauer gesagt, fühlte es sich eher an wie eine eisige Präsenz in seinem Geist, wie der Schrecken, der die meisten Leute irgendwann in ihrem Leben befällt, wenn sie aus dem Schlaf hochfahren, weil sie befürchten, jemand sei in ihrem Schlafzimmer. Seine Fähigkeit war unkalkulierbar: Manchmal konnte er einen Schlächter fühlen, der sich ein, zwei Kilometer entfernt auf einem bewaldeten Hang regte, zu anderen Zeiten konnte er einen Raum durchqueren, während im darunterliegenden Keller einer der Egel schlief, und empfand allenfalls ein Gefühl vagen Unbehagens. In Ermangelung irgendeiner zuverlässigen Erklärung hatte er sich eine Theorie zurechtgelegt, die besagte, dass seine Fähigkeit etwas mit der mentalen Verbindung zwischen dem Schlächter und seinem kurischen Meister zu tun hatte, aber wie die meisten Theorien traf auch die bestenfalls halb zu. Dann und wann hatte er Geschichten über andere Jäger mit dieser Gabe gehört, aber er war noch nie einem begegnet, mit dem er seine Erfahrungen hätte austauschen können.
    In der unbequemen Gabelung hoch oben auf einer Palme brachte er die zweite Nacht damit zu, sich auf die Dämpfung seiner Lebenszeichen zu konzentrieren und zugleich nach Schlächtern zu tasten. Seinen bescheidenen Fähigkeiten und den präziseren Hinweisen zufolge,
die ihm Augen, Ohren und Nase lieferten, ließ das Gespenst seine Ländereien nachts von zwei Schlächtern bewachen. Einer lauerte auf dem Burgturm, der der Straße am nächsten war. Wie nicht anders zu erwarten, zogen sie sich noch in der Morgendämmerung zurück, ehe auf der Straße, die von der alten Kolonialstadt zur Burg führte, die erste Frau in Sicht kam.
    Den dritten Tag brachte er mit einer langen, qualvollen Krabbelei in den Tabakpflanzungen zu. Beladen mit Ahn-Khas überdimensionierter Waffe und getarnt mit ein paar großen Blättern, die er von den Pflanzen abgerissen hatte, schob er sich zentimeterweise mit der Geschwindigkeit eines wild entschlossenen Käfers über das Feld.
    Das Herumkriechen, unterbrochen von dämmerigem Halbschlaf im Schatten der Tabakpflanzen, gab ihm Zeit, seine Pläne zu überdenken. Der Zeitpunkt für Änderungen war längst vorbei, trotzdem plagte sich sein Geist mit Sorgen, die er sich während seiner nächtlichen Meditation versagt hatte.
    Was, wenn die Thunderbolt auf ihrer Reise aufgehalten wurde? Ihre Dieselmotoren waren verlässlich, aber auch so alt, dass eine Panne nicht ausgeschlossen werden konnte. Wie lange käme er in der Hitze Jamaikas mit seinen zwei Feldflaschen aus, von denen eine schon jetzt nur noch einen oder zwei Schlucke Wasser enthielt?
    Er mochte imstande sein, seine Lebenszeichen vor den Schlächtern zu verbergen, aber er hatte auch magere Hunde mit braunem Fell gesehen, die über die Felder gejagt waren und mit den Kindern gespielt hatten, während ihre Eltern gearbeitet hatten. Angenommen, einer von ihnen nahm seine Witterung auf und fing an zu bellen? Seine unhandliche, einschüssige Grogwaffe wäre so gut wie nutzlos, sollte er sich mit den Berittenen herumschlagen müssen.

    Konnte er nahe genug an die Burg herankommen, um sich auf die verstellbare Kimme des Gewehrs

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