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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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verlassen zu können? Irgendein unbekannter Pirat unter dem Kommando des Kommodore hatte das Zielfernrohr gestohlen, das ihm ermöglicht hätte, die volle Reichweite der Waffe auszunutzen. (»Tut mir leid«, hatte Carrasca gesagt, »aber optische Gerätschaften jeder Art sind hier unbezahlbar.« Eine strenge Befragung der Mannschaftsangehörigen hatte außer Schulterzucken nichts erbracht.)
    Zwei Nächte hatte er gewacht und nur am Tage kurz geschlummert. Angenommen, er schliefe in der gefährlichsten Nacht zwischen den Tabakpflanzen ein? Ein lebhafter Traum oder ein plötzliches Erwachen würde die patrouillierenden Schlächter auf ihn aufmerksam machen, und das wäre sein Ende: Selbst die härtesten Bären würden sich nicht allein bei Nacht mit mehreren Schlächtern anlegen.
    Allein, nur in der Gesellschaft seiner eigenen Furcht, glitt er an den Tabakblättern entlang. Er wünschte, Ahn-Kha wäre bei ihm. Aber Ahn-Kha war mit seinen Grogs und einigen jamaikanischen Freunden von Kapitän Utari irgendwo im Osten und versteckte sich vor den Fragen, die ihre Anwesenheit zwangsläufig hervorrufen würde.
    Post lag in dem alten, behelfsmäßigen Krankenschiff auf der anderen Seite der Insel, und der Rest seiner Kameraden auf der Thunderbolt versteckte sich jenseits des Horizonts. Die Jamaikaner konnten Geheimnisse wahren, auch vor der Polizei und den Gefolgsmännern des Gespensts, aber auch in ihrer Gemeinde gab es zweifellos Spione. Angenommen, einer davon erführe von ihrer Anwesenheit und bliese zur Jagd?
    Im Augenblick fühlte sich das Gespenst sicher, aber sollte es auch nur ein Wort über eine Verschwörung zu hören bekommen, so würde es sich in das tiefste Loch
verkriechen, geschützt von der Blutgier eines Dutzends Schlächter, während seine berittenen Männer von jedem Stützpunkt in kilometerweitem Umkreis herbeieilten. Was dann?
    Valentine wollte Erfolg haben, nicht nur, um die Thunderbolt zurückzubekommen, sondern auch um die Hoffnungen des alternden Kommodores nicht zu enttäuschen. Sein Traum von einem freien Jamaika würde nicht nur seiner Gemeinde aus Freibeutern und Flüchtlingen aus aller Welt mehr Platz verschaffen. Eine neue Freie Zone in der Karibik, die eine Allianz mit den Holländern im Süden bildete, hätte große Bedeutung für die weiter reichenden Bemühungen der Menschheit.
    Sein endgültiger Plan hatte erst Form angenommen, als er eine Beschreibung der Zuflucht des Gespensts erhalten hatte.
    »Das Ding ha’m irgendwelche Männer aus dem Britischen Weltreich gebaut«, berichtete Kapitän Utari in einem Tonfall, so rhythmisch wie die Wogen der See, die er bereiste, von mündlichen Überlieferungen und Kindheitserinnerungen. »Is’, wie aus’nem Geschichtsbuch, hohe Mauern und Türme an den Ecken. Hat jahrelang leer gestanden, aber das Gespenst hat’s wiederbelebt und nach seinem Geschmack wiederherstellen lassen.’s heißt, er hätt’ genauso viel gebuddelt wie gebaut, und unter dem Ding gibt’s’nen Keller und Katakomben. Manchmal kann man den alten Teufel auf seinem Balkon sehen oder auf den Türmen. Da beobachtet er uns und wacht über die.«
    Mit uns und die meinte er die Jamaikaner und die asiatische Herrscherkaste, die das Gespenst ihnen aufgezwungen hatte. Auf weitere Nachfragen erfuhr Valentine, dass der Balkon auf der Seeseite über einer ausgedehnten Bucht lag. Diese Beschreibung verwandelte seine vage Idee in einen Plan. Er sprach ihn durch, zuerst mit Ahn-Kha,
dann einschließlich der Verfeinerungen seitens des Grogs mit dem Triumvirat, gebildet aus dem Kommodore, Lisi und Carrasca.
    Als er drei Viertel des Weges über das Feld hinter sich hatte, kroch er nicht weiter. Ginge er noch näher heran, hätte er keine freie Sicht mehr auf den Balkon. Kapitän Utaris Beschreibung der Burg war recht zutreffend, auch wenn Valentine sich solch ein Bauwerk im mittelalterlichen Stil stets viel größer vorgestellt hatte - er hatte schon Häuser aus der Zeit vor den Kur gesehen, die beinahe genauso groß waren wie diese ummauerte Festung. Aber aus dieser geringen Entfernung konnte er erkennen, warum das Gespenst dieses Gebäude als Heimstatt erwählt hatte. Die Türme, die schmalen Fenster, das schwere Mauerwerk, sogar die abgeschiedene Lage mussten dem Kur zusagen.
    Von den Insekten abgesehen, störte nichts seine Ruhe während des schläfrigen Tages zwischen den Tabakpflanzen. Die Sonne sank herab, die Sterne kamen heraus, und Valentine verdrängte seinen Geist aus seinem

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