Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Motorschifffahrt nicht seemännisch.«

    »Aber Sie sehen das nicht so.« »Sie haben keine Ahnung von Seeleuten, David. Mein erstes eigenes Schiff. Mein erstes Kommando. Ich habe das Schiff schon geliebt, als wir in den Hafen gekrochen sind.« Das Licht, das aus dem Speiseraum fiel, tanzte auf der dunklen Haut ihres Gesichts. »Ich kann es kaum erwarten, die Thunderbolt wieder auf See hinauszubringen. Sie ist das Schönste, was ich je gesehen habe.«
    Valentine hätte das Gleiche über den neuen Kapitän der Thunderbolt sagen können. Und das hätte er auch, hätte er nicht eine Spur der Besorgnis in ihren Augen wahrgenommen, als sie seinem Blick begegnete, offenbar befürchtete sie, die unmenschliche Glut könnte in seine Augen zurückkehren.

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    D ie Heimstatt des Gespensts: Vom zerklüfteten Verlauf der Südküste Jamaikas bis zum Grat der Blue Mountains liegt der unsichtbare Schatten des Reichs des Gespensts über diesem sonnenverwöhnten Land. Die Jamaikaner wissen scheinbar instinktiv, wann sie die Grenze zu seinem Herrschaftsbereich überschreiten: Sie werden unruhig und mürrisch. Was nicht verwundert, bedenkt man, dass sie in die Sklaverei zurückgestoßen wurden, die drei Jahrhunderte zuvor ihr Los bestimmt hatte. Sie bearbeiten kleine Flecken kultivierten Ackerlands, Inseln in dem wilden Wuchs der zurückgekehrten Wälder und Grasflächen. Mit den Augen eines Bussards aus der Luft betrachtet, ähnelt die Topographie einem Wirrwarr aus Weinranken: Trauben bewirtschafteter Flächen, verbunden allein durch ein oder zwei größere Straßen. Kleinere Trassen bohren sich durch den Wald, und die Haupttriebe des Weinstocks streben aus dem heraus, was einmal Kingston war. Bauxitminen, die wie Schneisen in die rote Erde der Hügel getrieben wurden, liefern den Rohstoff zur Aluminiumherstellung. Dieses Exportgut
wird nach Norden und Westen verschifft und gegen die wenigen technischen Notwendigkeiten eingetauscht, die das Gespenst zur Aufrechterhaltung seiner Macht benötigt.
    Die Felder in diesem abgelegensten und am schlechtesten verwalteten Fürstentum in der Gewalt eines Kur werden in quälend langsamer Sklavenarbeit bewirtschaftet. Organisation ist ein Fremdwort, nichts Neues wird aufgebaut, die Instandhaltung ist planlos. Technische Einrichtungen sind, mit Ausnahme der Bauxitminen (unter rostigen Schildern, auf denen bisweilen noch das Wort JA-MALCO zu lesen ist) und den Waffen in den Händen der chinesischen Quislinge des Gespensts, auf einen Stand zurückgefallen, der irgendwo zwischen den neolithischen Neuerungen der Arawak und dem achtzehnten Jahrhundert angesiedelt ist. Nicht selten sieht man, wie das Land mit Steinwerkzeugen bearbeitet wird, ehe die Sklaven in ihre einfachen Hütten zurückkehren, die nur von der Glut der Kohlenfeuer beleuchtet werden. Die Jamaikaner haben Zuflucht zu einem primitiven Glaubenssystem genommen, voller Glücksbringer, Beschwörungsformeln und Totems, die die Schlächter von ihrer Tür fernhalten sollen. Mit Hühnerblut bemalte Steine oder Korallen liegen auf manch einer Schwelle unter den bunten Perlenschnüren, die in jeder Tür und jedem Fenster hängen. Manche Familien leben in dem unsinnigen Glauben, ein leerer Bauch würde sie für die Sinne eines Schlächters weniger erkennbar machen, weshalb sie niemals nach der Mittagsstunde essen. Die Schlächter agieren wie wilde Tiere und picken sich üblicherweise die Alten, die Kranken oder die Wenigen, die zu fliehen versuchen, heraus. Die verhüllten Avatare des Gespensts lauern häufig an den Stränden und den Binnengrenzen, wo sie die überfallen, die versuchen, über die Berge oder nach Cockpit Country im Nordwesten zu entkommen.
    Während die Schlächter einzelne Unruhestifter isolieren und töten, sind für Massenunruhen die berittene und die öffentliche Polizei zuständig. Das Gespenst setzt sie samt ihrer bedrohlichen Kombination aus Pferden, Hunden, Schusswaffen und Knüppeln für einen der ältesten Tricks aus dem Maßnahmenkatalog der Tyrannen
ein: Man hält eine Gruppe unter Ausnutzung einer anderen unter Kontrolle. In der berittenen Polizei vermischen sich die Ethnien; die Vorherrschaft haben chinesische und indianische Jamaikaner. Ihnen obliegt die Kontrolle der zahlreicheren, aber weniger disziplinierten Angehörigen der öffentlichen Polizei, die sich hauptsächlich aus Gummiknüppel schwingenden Schlägerbanden zusammensetzt, aber bei der Beaufsichtigung der Arbeiter auf den Plantagen ausreichend gute