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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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verstehen. Ein Mann in einer sauberen, weißen Uniform tauchte am Haupttor auf und führte sie in den Innenhof. Es schien nicht viele Bewohner auf der Burg zu geben, nur eine Handvoll Wachleute, die aufpassten, wer sich der Festung näherte. Das leise Weinen eines Babys drang von einem hoch gelegenen, schmalen Fenster zu
ihnen herab. Darunter hallten die Laute, die die Besucher selbst verursachten, von den Steinmauern des Innenhofs wider.
    »Papa Legba erwartet uns«, übersetzte Victo. Er sah aus wie ein Kind am Weihnachtsabend, das darauf wartete, dem Weihnachtsmann persönlich zu begegnen.
    Der Majordomus in der weißen Uniform bat die anderen zu warten, ehe er Valentine und Victo tiefer in die Festung hineinführte. Die Luft innerhalb der dicken Mauern war kühl und still. Sie gingen steinerne Treppen hinauf, vorbei an unbenutzten Geschützscharten und in eine Art Aufenthaltsraum. Lichtstrahlen fielen durch Öffnungen in der Decke herein und zeichneten gelbe Flecken an die hohen Wände. Eine beachtliche Feuerstelle, vor der mehrere grob gezimmerte Stühle und Tische aus Mahagoni standen, als hätte der Eigentümer die Form zugunsten der Funktion vernachlässigt, beherrschte eine der Wände. Vor der Feuerstelle saß ein alter Mann. Im Ofen selbst war nichts außer kalter Asche. Mit dem Rücken zu seinen Gästen erhob er sich und nahm eine Krücke von der Wand.
    »Man hat also einen Valentine zu mir geschickt. Meine Vettern im Norden haben Sinn für Ironie.«
    Victo fiel auf die Knie, die Hände unter dem Kinn gefaltet, und verbeugte sich mehrmals.
    »Ich bin wirklich alt. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich das älteste intelligente Wesen bin, mit dem du je sprechen wirst, es sei denn, du berührst den Geist in einem der Gedankensteine. Aber ich glaube kaum, dass man die gelten lassen kann.«
    Vater Max hatte oft über die Gedankensteine gesprochen, mit rätselhaften Mustern bedeckte Steine, die das Wissen ganzer Welten enthielten. Einen zu berühren führte zu einer, wie der alte Priester es nannte, »Art Offenbarung«,
sofern es einen nicht in den Wahnsinn trieb. Valentine hatte nie davon gehört, dass sie einen Geist beherbergten.
    Papa Legba drehte sich um. Er war eine gebeugte, runzlige Gestalt, ähnelte bis zu dem zahnlosen Mund einem haitianischen Urgroßvater. Jede seiner Bewegungen und auch sein Gesicht drückten Ermattung aus.
    »Welches Spiel spielst du, Kur?«, fragte Valentine.
    »Zeigen Sie etwas Respekt«, meldete sich Victo, der sein Gebet offenbar beendet hatte, zu Wort. »Papa hat Sie beschützt, seit Sie zu dieser Insel gekommen sind. Wenn Sie das nicht begreifen, sind Sie ein Narr.«
    »Du hast keinen Grund, uns zu mögen, Valentine der Jüngere. Und ich habe noch weniger Grund, euch zu mögen. Ich war einmal ein Großer Lord im Norden. Meine Geistgefährten - du würdest ›Familie‹ sagen - sind durch die Hand deines Vaters gestorben. Unter Berücksichtigung meines Alters ist das kaum einen Tag her.«
    Valentine hatte eine ausdruckslose Miene aufgesetzt, doch in seinem Inneren fochten Verwirrung, Argwohn und Neugier einen erbitterten Kampf aus.
    »Aber so ist der Krieg, und ich kann deiner Gattung kaum einen Vorwurf daraus machen. Ich bin hierher zurückgekehrt, um zu vergessen. Mein Kummer hieß mich denken, und mein Denken führte mich zur Weisheit. Immerhin hat man euch euer Geburtsrecht genommen, und noch heute müsst ihr Tribut entrichten. Es ist kein Wunder, dass ihr zurückgeschlagen habt, obwohl viele sagten, ihr wäret zufrieden damit, dass die Kur die Parameter eurer Existenz bestimmen.«
    »Bist du gekommen, um Gott zu spielen? Soll ich vor dir knien und dir für die göttliche Intervention danken?«
    Der Kur seufzte. »Eine Definition für ›Mensch‹: ein undankbarer Zweibeiner.«

    Er sah Valentine in die Augen. Die Katze empfand das gleiche Schwindelgefühl wie in Jamaika, als er durch das Zielfernrohr von Ahn-Khas Gewehr dem Blick des Gespensts begegnet war. Er wandte den Blick ab und kam sich vor wie ein feiger Hund.
    Ein Lächeln zeigte sich auf dem zahnlosen Mund des Kur. »Wenden wir uns von den düsteren Gedanken ab. Nehmt Platz. Wünscht ihr eine Erfrischung? Nein? Nun gut, kommen wir also zu deiner Pflicht.«
    »Meine Pflicht verlangt von mir, die Waffe zu holen, die du angeblich besitzt. Was ist das für eine Waffe?«
    »Eine mächtige, ein Werkzeug, das imstande ist, die Avatare meiner Brüder aufzuhalten.«
    »Wie funktioniert sie? Unterbricht sie

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