Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
freundlicher Mann mit einem gesunden Humor zu sein, und er kam offenbar gut mit Tiny zurecht, dessen Urteilsvermögen sie stets traute. Er sah auch umwerfend aus, hatte ein nettes Lächeln und attraktive silbrig-blaue Augen.
Er ist ein Vampir, ermahnte sie sich in Gedanken. Das durfte sie einfach nie vergessen, denn dann, fürchtete sie, könne sie dumm genug sein, den Kerl in mehr als nur beruflicher Hinsicht zu mögen. Jackie hatte ihre diesbezügliche Lektion schon jung gelernt. Allein bei dem Gedanken an den Vampir, mit dem sie mit Neunzehn zusammen gewesen war, knirschte sie mit den Zähnen. Dennoch tauchte vor ihrem geistigen Auge ein Bild von Cassius auf: beinah eins neunzig groß und mit schulterlangem goldenem Haar. Der Mann war schön gewesen wie ein griechischer Gott.
Instinktiv wollte Jackie die Erinnerung verdrängen, aber dann ließ sie sie doch zu - nicht als Strafe, sondern mehr als Warnung, elf Jahre später nicht noch einmal etwas derartig Blödes zu tun. Es war sicher nicht schlecht, im Haus eines Vampirs, den sie sehr attraktiv fand, noch einmal über die Lektion nachzudenken, die sie damals gelernt hatte. „Siehst du! Jetzt hast du es zugegeben”, murmelte Jackie mit einem kleinen Seufzer, als sie ihr Zimmer erreichte. „Du findest Vincent Argeneau attraktiv.”
Es war ein äußerst unangenehmes Eingeständnis und führte sofort dazu, dass sie sich verwundbar fühle. Sie hatte seit Cassius nichts als Verachtung und Zorn für Vampire übrig gehabt. Jackie war immer eine gute Schülerin und sehr pflichtbewusste Tochter gewesen - bis zu dem Sommer, in dem sie Cassius getroffen hatte. In Wahrheit war sie ein naives und dummes Mädchen gewesen, hatte sich aber schon für eine Frau gehalten. Den Vampir hatte sie kennengelernt, als er zu ihr nach Hause gekommen war, um mit ihrem Vater über einen Fall zu sprechen, den er für ihn bearbeitet hatte. In Jackies Augen war der Vampir ein blasser, blonder Gott gewesen. So wie Adonis wohl hätte Jackies Augen war der Vampir ein blasser, blonder Gott gewesen. So wie Adonis wohl hätte aussehen müssen.
Ehrfürchtig gegenüber solcher Schönheit, hatte Jackie ihn erst nur mit den Augen angebetet, während sie stammelnd erklärte, dass ihr Vater noch nicht da sei. Sie konnte sich immer noch an das amüsierte Lächeln erinnern, das damals um seine Lippen gespielt hatte. Jackie hatte ihr Glück kaum fassen können, als er gebeten hatte, auf ihren Vater warten zu dürfen. Errötend, verlegen lächelnd und plappernd hatte sie ihn ins Wohnzimmer geführt und sich dann entschuldigt, um Tee zu kochen: Sie war viel zu nervös gewesen, um sich zu erinnern, dass Vampire keinen Tee tranken. Obwohl sie das wusste, seit sie achtzehn geworden war und begonnen hatte, für die Firma ihres Vaters zu arbeiten.
Ted Morrisey war aufgeregt gewesen, als er den ersten Anruf von Bastien Argeneau erhielt und der ihm einen Auftrag erteilte. Die Firma war damals nur klein gewesen, und eine Empfehlung von einem anderen Kunden an den Vorsitzenden eines so großen multinationalen Konzerns war, wie den Jackpot in der Lotterie zu knacken. Aber bald danach hatte ihr Vater aufgehört, über seine Fälle zu sprechen, zumindest über die, die mit Argeneau zusammenhingen. Jackie hatte das erst verstanden, als ihr Vater sie an ihrem ersten Arbeitstag in sein Büro geholt und ihr gesagt hatte, was er sonst niemandem enthüllen konnte.... es gab wirklich Vampire.
Jung und eifrig darauf bedacht, auch das Unglaubliche zu glauben, war sie schnell über den Schock hinweggekommen und hatte dann die ersten Wochen ihrer Lehrzeit damit verbracht, jede Akte durchzuarbeiten, die ihr Vater über die Unsterblichen angelegt hatte. Als dann der gut aussehende Cassius in ihr Leben getreten war, hatte sie sich für eine Expertin auf dem Gebiet der Unsterblichen gehalten.
Oh, diese Arroganz der Jugend, dachte Jackie traurig. Sie hatte gedankenverloren an ihrem Teetablett in der Küche gestanden, als Cassius zu ihr gekommen war. Er hatte sie gebeten, sich keine Sorgen zu machen, dann hatte er sanft die Hand auf ihre Wange gelegt und ihr in die Augen gesehen. Jackie hatte kaum mehr atmen können, und ihr Mund war plötzlich ganz trocken geworden. Sie konnte sich immer noch gut daran erinnern, wie ihr ganzer Körper zu zittern begonnen hatte und sie sich an der Arbeitsplatte hatte festhalten müssen, um auf den Beinen zu bleiben.
Als er sie geküsst hatte, war sie von purem Verlangen überflutet worden.
Als
Weitere Kostenlose Bücher