Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
werde mit ihr in ein paar Clubs gehen und ihr das Nachtleben zeigen. Aber wir kommen sicher nicht sehr spät zurück.”
„Ich sage Jackie Bescheid. Viel Spaß”, murmelte Tiny.
„Es ist vier Minuten nach zehn”, verkündete Tiny. „Zwei Minuten später als das letzte Mal, als du auf die Uhr gesehen hast.” Erbost sah Jackie ihn an. Sie hatte geglaubt, dass Tiny in das, was er gerade auf dem Laptop machte, vollkommen versunken war, aber damit hatte sie offensichtlich falsch gelegen. Jedenfalls war Tiny nicht so abgelenkt, als dass er nicht bemerkt hätte, wie ihre Augen immer wieder zur Uhr wanderten.
„Es geht ihm gut”, versicherte Tiny, stand auf und begann, im Küchenschrank herumzukramen. „Bisher hat der Saboteur es nicht auf ihn persönlich abgesehen.”
„Zuerst hat er die Produktionen lahmgelegt. Doch jetzt sind Vincent und sein Anwesen die einzigen Ziele, die dem Saboteur noch bleiben”, stellte Jackie fest. „Und außerdem mache ich mir keine Gedanken um ihn. Ich bin nur.... ganz allgemein besorgt.” Bei diesem Geständnis runzelte sie unwillkürlich die Stirn, dann fragte sie verärgert: „Was suchst du überhaupt?”
„Ich sehe nach, welche Zutaten wir haben. Es gibt da ein Rezept, das ich gern ausprobieren will.”
Jackie verdrehte die Augen und begann, nervös mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln, bis sie merkte, was sie tat und schnell die Hände faltete, um sich nicht zu verraten. Dann stand sie abrupt auf. „Ich gehe ins Bett.”
„Es ist erst kurz nach zehn”, meinte Tiny überrascht. Jackie ging sonst nie vor zwölf ins Bett.
„Ja, es ist erst kurz nach zehn”, stimmte sie zu. „Aber in New York - wo wir heute früh noch waren - ist es inzwischen kurz nach eins.”
„Hm. Stimmt.” Er nickte und wandte sich wieder den Schränken zu. „Ich bin noch nicht müde. Ich backe noch ein paar Muffins zum Frühstück. Das dauert höchstens eine Stunde, und dann bin ich wahrscheinlich auch reif fürs Bett.”
Jackie drehte sich an der Tür noch einmal um und sah, dass Tiny die rosafarbene Schürze mit der Aufschrift „Ich bin der Koch!” übergestreift hatte, die Vincent unbedingt hatte kaufen wollen. Tinys Anblick in diesem lächerlichen Ding verärgerte sie noch mehr. „Du brauchst nicht zu kochen, Tiny. Das ist nur Tarnung, kein Job.”
„Ich weiß”, erwiderte er ruhig. „Aber ich koche gern. Es entspannt mich.”
„Na gut”, murmelte Jackie. Sie wusste, dass es stimmte.
Schon vor Jahren hatte Tiny einen Kochkurs für Gourmets belegt. Und sie hatte oft gesehen, wie er in Frauenzeitschriften nach Rezepten suchte. Sie vermutete, dass Tiny eigentlich eine sehr kleine Frau im Körper eines großen Mannes war, und deshalb kamen sie auch so gut miteinander aus. Ihr Vater hatte nämlich immer behauptet, dass sie ein großer, harter Mann im Körper einer kleinen Frau sei.
„Was sind wir nur für ein Paar”, sagte sie leise, während sie den Flur entlangging, und zuckte zusammen, als ihre Stimme in dem sonst so stillen Haus geradezu widerhalte.
Mit dem Erdgeschoss waren die Leute von der Sicherheitsfirma fertig, und vor einer knappen Stunde waren sie gegangen. Allen Richmond hatte versprochen, gleich am nächsten Morgen zurückzukehren und mit den Arbeiten im ersten Stock zu beginnen. Jackie war erfreut gewesen, doch jetzt erkannte sie, dass das vielleicht zu Schwierigkeiten führen würde. Marguerite und Vincent waren Vampire; sie schliefen am Tag und würden nicht gleich am Morgen aufstehen, damit die Männer in ihren Zimmern arbeiten konnten.
Sie runzelte die Stirn, ging nach oben und zählte still die Zimmer durch, ein großes Schlafzimmer, Marguerites Zimmer, ihr eigenes, Tinys und zwei weitere Gästezimmer, die im Augenblick nicht benutzt wurden. Da sie und Tiny immer früh auf den Beinen waren, standen den Männern vier Räume zur Verfügung, in denen sie arbeiten konnten, bis Marguerite und Vincent ebenfalls ausgeschlafen hatten. Sie würde die Techniker nur bitten müssen, leise zu sein, damit sie Vincent und seine Tante nicht weckten.
So war es professionell, aber der Grund dafür gefiel ihr nicht. Jackie arbeitete einfach nicht gern mit Vampiren zusammen. Bastien neckte sie immer, dass sie schwierig würde, wenn sie es mit seiner Art zu tun bekam, und da irrte er sich leider nicht. Zum Glück hatte Bastien Argeneau Verständnis für ihr Problem. Nur fragte Jackie sich, ob Vincent ebenso verständnisvoll sein würde. Er schien ein intelligenter und
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