Vampire schlafen fest
»Soweit ich weiß, sind diese Telefone nicht allzu sicher. Diese Handys.«
»Okay.«
»Ich komme bei Ihnen vorbei und bringe Ihnen alles, was Sie brauchen. Wo sind Sie?«
Mit einem leicht unguten Gefühl, weil jeder den Dämon bemerken würde, nannte ich ihm den Namen des Hotels und unsere Zimmernummer, und er bat mich um etwas Geduld. Ich hatte mich prima gefühlt, bis Mr Cataliades das sagte, und plötzlich zog sich etwas in mir zusammen. Ich fühlte mich, als seien wir auf der Flucht, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab. Ich hatte Zeitung gelesen, und in dem Artikel über das Pyramide-Hotel hieß es, die Katastrophe sei die Folge einer »Reihe von Explosionen« gewesen, für die Dan Brewer, der Leiter der staatlichen Antiterror-Einheit, eine Anzahl von Bomben verantwortlich machte. Der Feuerwehrhauptmann war zurückhaltender gewesen: »Wir haben Untersuchungen eingeleitet.« Na, das wollte ich doch hoffen.
»Wir könnten uns die Zeit mit ein bisschen Sex vertreiben«, sagte Barry.
»Bewusstlos hast du mir besser gefallen.« Ich wusste natürlich, dass Barry so einen Unsinn nur vorschlug, weil er über gewisse Dinge nicht nachdenken wollte. Aber trotzdem.
»Hast du mich gestern Abend ausgezogen?«, fragte er mit einem anzüglichen Grinsen.
»Ja, hab ich da nicht ein wahnsinniges Glück gehabt?« Zu meiner eigenen Überraschung lächelte ich ihn an.
Ein Klopfen an der Tür ließ uns beide wie verschrecktes Wild erstarren.
»Dein Dämonentyp«, sagte Barry, nachdem er schnell einen Gedankencheck gemacht hatte.
»Ja.« Ich stand auf, um zu öffnen.
Mr Cataliades waren nicht die Freundlichkeiten eines Zimmermädchens zuteil geworden, er lief immer noch in den schmutzigen Sachen vom Vortag herum. Aber es gelang ihm trotzdem, würdig aufzutreten, und seine Hände und sein Gesicht waren immerhin sauber.
»Wie geht es denn all den anderen?«, fragte ich.
»Sophie-Anne hat ihre Beine verloren, und ich weiß nicht, ob sie nachwachsen«, erzählte er.
»O Gott!«, rief ich.
»Sigebert hat sich nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Schutt befreien können«, fuhr er fort. »Er hatte sich in einem sicheren Versteck in der Parkgarage verborgen, wo er nach einer der Explosionen gelandet war. Ich vermute, er hat dort jemanden gefunden, von dem er sich ernährt hat, denn er wirkte gesünder, als er hätte sein dürfen. Falls es so sein sollte, hat er die Leiche wohl in einem der Feuer entsorgt, denn von einem ausgebluteten Vampiropfer hätten wir sicher gehört.«
Na, hoffentlich hatte es wenigstens einen aus der Bruderschaft der Sonne getroffen.
»Ihr König«, sagte Mr Cataliades zu Barry, »ist so schwer verletzt, dass es ein ganzes Jahrzehnt dauern könnte, bis er sich davon erholt. Joseph regiert, bis die Lage sich geklärt hat, auch wenn seine Herrschaft schon bald in Frage gestellt wird. Das Geschöpf des Königs, Rachel, ist tot. Aber das hat Ihnen Sookie vielleicht schon erzählt?«
»Es gab so viele schlechte Nachrichten«, erwiderte ich. »Ich weiß gar nicht, ob ich sie alle überbracht habe.«
»Sookie hat mir erzählt, dass Cecile gestorben ist.«
»Und was ist mit Diantha?«, fragte ich etwas zögerlich. Es musste etwas zu bedeuten haben, dass Mr Cataliades seine Nichte bis jetzt nicht erwähnt hatte.
»Wird vermisst«, sagte er knapp. »Und dieser Dreckskerl Glassport ist mit ein paar blauen Flecken davongekommen.«
»Das tut mir beides sehr leid.«
Barry schien benommen. Alle Anzeichen seiner frivolen Laune hatten sich verflüchtigt. Er wirkte kleiner, wie er da so auf der Bettkante saß. Der großspurige, schick gekleidete Typ, den ich in der Lobby der Pyramide getroffen hatte, war untergetaucht, zumindest für eine Weile.
»Von Gervaise habe ich Ihnen bereits erzählt«, sagte Mr Cataliades. »Die Leiche seiner Freundin habe ich heute Morgen identifiziert. Wie hieß sie gleich wieder?«
»Carla. Ihr Nachname fällt mir jetzt nicht ein, später vielleicht.«
»Der Vorname reicht vermutlich für die Identifizierung. Einer dieser Männer in Hoteluniform hatte eine aus dem Computer ausgedruckte Liste dabei.«
»Aber es standen sicher nicht alle drauf«, sagte ich.
»Natürlich nicht«, bestätigte Barry.
Wir sahen ihn an.
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Ich habe gelauscht.«
»Wann?«
»Gestern Abend.«
Ich biss mir auf die Lippe, sehr fest.
»Was haben Sie gehört?« Mr Cataliades klang gleichmütig.
»Ich war mit Stan bei diesem, na, Sie wissen schon,
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