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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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neu.
    »Wer ist denn dein Dad?« Quinn hielt an seiner direkten Art fest. Bislang war er damit ja ziemlich weit gekommen.
    Amelia wand sich so sehr auf dem Küchenstuhl, dass sogar Bob protestierend den Kopf hob.
    »Copley Carmichael«, murmelte sie.
    Schockiert verstummten wir beide. Nach einer Minute sah sie auf und uns direkt ins Gesicht. »Was denn?«, sagte sie gereizt. »Okay, er ist also berühmt. Und reich. Na und?«
    »Wie passt das zu deinem Nachnamen?«, fragte ich.
    »Ich benutze den meiner Mutter. Ich hatte es satt, dass alle Leute um mich herum sich immer so seltsam aufführten«, erwiderte Amelia unverblümt.
    Quinn und ich tauschten Blicke. Copley Carmichael, das war ein richtig großer Name im Bundesstaat Louisiana. Er hatte seine Finger in allen möglichen Finanzgeschäften, und jeder Einzelne dieser Finger war ziemlich schmutzig. Ein unglaublich gerissener Geschäftsmann, aber ein ganz und gar menschlicher: Copley Carmichael umwehte nicht mal der Hauch von etwas Übernatürlichem.
    »Weiß er, dass du eine Hexe bist?«, fragte ich.
    »Er glaubt's einfach nicht«, sagte Amelia frustriert. Sie klang ganz verloren. »Er hält mich für so eine arme Irre, die mit anderen armen Irren herumhängt und irgendwelche durchgeknallten Jobs macht, nur um ihn zu ärgern. Er würde nicht mal an die Existenz von Vampiren glauben, wenn er ihnen nicht wieder und wieder begegnen würde.«
    »Und was ist mit deiner Mutter?«, fragte Quinn.
    Ich schenkte mir Tee nach. Die Antwort auf diese Frage kannte ich.
    »Sie ist tot«, erzählte Amelia. »Seit drei Jahren. Damals bin ich bei meinem Vater aus- und im Erdgeschoss des Hauses in der Chloe Street eingezogen. Er hatte es mir zum Schulabschluss geschenkt, damit ich ein eigenes Einkommen habe. Und weil ich es schon immer selbst verwalten musste, hatte ich auch Erfahrung mit so was.«
    Also, das klang in meinen Ohren doch nach einem ziemlich guten Deal. Zögernd fragte ich: »War das deiner Meinung nach nicht okay? Dass du das Haus selbst verwalten musstest?«
    »Doch«, sagte sie. »Nur, als ich auszog, wollte er mir Unterhalt zahlen ... in meinem Alter! Ich wollte es aber alleine schaffen. Und mit den Mieteinnahmen und dem Geld, das ich mit der Wahrsagerei und meinen eigenen Zauberjobs verdiente, kam ich auch sehr gut klar.« Stolz warf sie den Kopf zurück.
    Amelia schien nicht aufzufallen, dass die Mieteinnahmen aus einem Geschenk ihres Vaters stammten und keineswegs als Geld zählen konnten, das sie selbst verdient hatte. Sie freute sich tatsächlich wie eine Schneekönigin über ihre Selbstständigkeit. Meine neue Freundin, die ich so zufällig kennengelernt hatte, steckte wirklich voller Widersprüche. Weil sie eine sehr klare Senderin war, konnte ich ihre Gedanken laut und deutlich verstehen, und wenn ich mit ihr allein war, musste ich mich immer wahnsinnig abschotten. In trauter Zweisamkeit mit Quinn hatte ich mich auch in dieser Hinsicht total entspannt, was ich besser nicht getan hätte. Denn jetzt bekam ich das ganze Durcheinander in Amelias Kopf ungefiltert mit.
    »Könnte dein Dad dir nicht helfen, deine Mentorin zu finden?«, fragte Quinn.
    Einen Augenblick lang starrte Amelia ausdruckslos vor sich hin, als würde sie darüber nachdenken. »Ich wüsste nicht, wie«, sagte sie schließlich. »Er ist ein mächtiger Mann, sicher. Aber er hat seit Katrina in New Orleans genauso viele Schwierigkeiten wie alle anderen.«
    Außer dass er jede Menge Geld besaß und irgendwo anders hingehen konnte, um zurückzukehren, wann immer es ihm beliebte, was den wenigsten Einwohnern der Stadt möglich war. Doch diese Bemerkung behielt ich besser für mich. Zeit für einen Themen Wechsel.
    »Amelia«, begann ich. »Wie gut kanntest du Bob eigentlich? Weißt du, ob jemand nach ihm sucht?«
    Sie wirkte ein wenig erschrocken, nicht gerade Amelias normale Reaktion. »Das frage ich mich auch«, gab sie zu. »Aber ehrlich gesagt, ich hatte Bob erst am Abend zuvor kennengelernt. Ich weiß nur, dass er sehr gute Freunde unter den Zauberern hatte - äh, hat. Und von denen weiß sicher keiner, dass wir zusammengekommen sind. An jenem Abend, also am Abend vor dem Ball der Königin, auf dem es zwischen den Arkansas-Vampiren und unseren so geknallt hat, sind Bob und ich in mein Apartment gegangen, nachdem wir mit Terry und Patsy in der Pizzeria gegessen hatten. Bob hat sich am nächsten Tag krankgemeldet und ist nicht zur Arbeit gegangen, weil wir so heftig gefeiert hatten. Den Tag hat er

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