Vampire schlafen fest
mich an die Hand, und mit Amelia im Schlepptau bahnten wir uns einen Weg durch die kleine Menge, bis wir die beiden sahen.
Jason trug einen neuen Anzug, in einem Blau, das nur einen Tick dunkler war als das seiner Augen. Er sah umwerfend aus und lächelte, was das Zeug hielt. Crystal hatte ein Kleid im Leopardenlook an, vorn so knapp geschnitten, dass es nicht kürzer hätte sein dürfen, um noch als Kleid durchzugehen. Ich wusste nicht, ob das Leopardenmuster eine Art ironische Anspielung sein sollte oder einfach nur Ausdruck ihres modischen Geschmacks war. Vermutlich Letzteres.
Das glückliche Paar stand inmitten eines freien Fleckchens Erde, zusammen mit Calvin Norris, dem Anführer der Werpanther von Hotshot. Die Menge hielt respektvoll Abstand und bildete einen ungleichmäßigen Kreis um sie herum.
Calvin, der zufällig auch Crystals Onkel war, hielt die Braut untergehakt. Er lächelte mir zu. Calvin hatte sich den Bart gestutzt und zu dem besonderen Anlass extra einen Anzug aus dem Schrank geholt. Er und Jason waren aber die Einzigen, die eine Krawatte umgebunden hatten. Das sah auch Quinn, in dessen Gedanken ich Erleichterung wahrnahm.
Jason entdeckte mich gleich nach Calvin und winkte mich heran. Als ich auf ihn zuging, begriff ich plötzlich, dass ich in dieser Zeremonie wohl einen Part übernehmen sollte. Ich umarmte meinen Bruder, roch sein Moschus-Aftershave ... aber keinen Alkohol, und entspannte mich ein bisschen. Ich hatte schon befürchtet, Jason hätte sich mit dem ein oder anderen Drink Mut angetrunken. Doch er schien völlig nüchtern zu sein.
Als ich Jason wieder losließ, sah ich mich nach meinen Begleitern um und erwischte genau den Augenblick, in dem die Werpanther erkannten, dass Quinn in Hotshot war. Und plötzlich herrschte Stille unter den zweigestaltigen Geschöpfen. Wie ein leichter Windhauch wehte sein Name vom einen zum anderen.
Calvin flüsterte: »Sie haben Quinn mitgebracht?« Was war los? War ich etwa in Begleitung des Weihnachtsmanns oder irgendeiner Sagengestalt erschienen?
»Ist das okay?«, fragte ich zurück. Ich hatte ja nicht geahnt, welche Aufregung das verursachen würde.
»Oh, ja«, versicherte Calvin. »Ist er Ihr neuer Freund?« In Calvins Miene spiegelte sich eine solche Mischung aus Schreck, Hochachtung und Mutmaßung, dass ich mich sofort fragte, was ich über meinen neuen Liebhaber alles nicht wissen mochte.
»Äh, irgendwie schon.« Ich wurde plötzlich vorsichtig.
»Es ist uns eine Ehre, ihn als unseren Gast zu begrüßen«, sagte Calvin.
»Quinn«, hauchte Crystal. Ihre Pupillen weiteten sich unnatürlich, und ich spürte, dass sie sich in Gedanken wie ein sehnsüchtiges Groupie auf meinen Freund stürzte. Am liebsten hätte ich ihr einen Tritt versetzt. Du bist hier, um meinen Bruder zu heiraten, schon vergessen?
Jason wirkte genauso verwirrt wie ich. Er war erst seit einigen Monaten ein Werpanther, und es gab noch eine Menge in der geheimen Welt der Zweigestaltigen, das ihm bislang verborgen geblieben war.
Und mir auch.
Crystal gab sich größte Mühe, sich zu beherrschen und in die Wirklichkeit zurückzukehren. Es gefiel ihr natürlich bestens, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, doch sie verschwendete noch einen Augenblick daran, ihre zukünftige Schwägerin neu einzuschätzen. Ihre Achtung vor mir (vorher so gut wie nicht existent) sprengte plötzlich jeden Maßstab.
»Wie ist denn der weitere Ablauf gedacht?«, fragte ich munter, um uns alle zurück in die richtige Bahn zu lenken.
Calvin war sofort wieder ganz der praktisch Orientierte. »Da wir auch Menschen als Gäste haben, wurde die Zeremonie etwas angepasst«, erklärte er mir leise. »Es wird so ablaufen ... Sie als Jasons nächste Angehörige werden für ihn bürgen, weil er keine älteren Verwandten als Sie hat. Ich bin Crystals ältester Verwandter, daher werde ich für sie bürgen. Wir geloben, die Strafe auf uns zu nehmen, wenn einer der beiden eine Verfehlung begeht.«
Ah, oh. Das klang gar nicht gut. Ich warf meinem Bruder einen raschen Blick zu, der (natürlich) keinen Gedanken an das Gelöbnis verschwendete, das ich hier abgeben musste. Warum nur hatte ich etwas anderes erwartet?
»Dann tritt der Pfarrer zu uns, und die Zeremonie geht weiter wie jede andere Trauung«, sagte Calvin. »Wenn keine Fremden dabei wären, würde es etwas anders ablaufen.«
Das machte mich neugierig, allerdings war dies kaum der richtige Zeitpunkt, um viele Fragen zu stellen. Ein paar wenige
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