Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
gefallen?“
Marguerite lächelte Christian an, als der sich zu ihr an den Tisch setzte. Es war der Abend, den sie gemeinsam verbringen wollten, doch anstatt irgendein Konzert zu besuchen, hatte sie sich entschlossen, sich einen Auftritt seiner Band anzusehen. Ihm schien diese Idee zunächst gar nicht zu gefallen, aber letztlich war er einverstanden und lud sie zum nächsten Termin ein, wenn er mit der Band in diesem Club auf der Bühne stand.
In der Zeit bis zu diesem Abend hatte sie immer wieder Ausschau gehalten nach kleinen Gemeinsamkeiten zwischen ihr und ihrem Sohn, und tatsächlich war sie auch fündig geworden. Während sein Vater schwarze Haare hatte, waren Christians so kastanienbraun wie ihre eigenen. Die Augenfarbe war mit der seines Vaters identisch, dafür besaßen seine Augen ihre Mandelform. Das Kinn kam nach Julius, die hohen Wangenknochen dagegen nach ihr. Es war schön, diese Ähnlichkeiten zu entdecken, dennoch fühlte sie sich dadurch in seiner Gegenwart noch immer nicht richtig behaglich. So gern sie ihren Sohn auch besser kennenlernen wollte, benahm sie sich in seiner Gegenwart doch verkrampft und gekünstelt.
Wieder und wieder versicherte Julius ihr, dass sich das alles noch einspielen würde und sie sich entspannen und ganz sie selbst sein solle. Doch sosehr sie sich auch bemühte, ihn so zu behandeln wie ihre anderen Söhne, war er nicht so wie die. Mit ihnen verbanden sie jahrhundertelange Erlebnisse, während sie Christian quasi erst seit ein paar Tagen kannte. Hinzu kam die Tatsache, dass Schuldgefühle und Trauer ihr zu schaffen machten, da sie all die Jahre von ihrem Kind getrennt gewesen war.
Aber als sie beide im Konzert saßen, da war dieser Stress wenigstens teilweise von ihr abgefallen. Marguerite hatte Musik schon immer geliebt und als beruhigend empfunden, und als sie ihrem Sohn zugesehen hatte, wie er auf der Bühne stand und spielte, da war ihr deutlich geworden, dass sie mehr gemeinsam hatten als nur die Haarfarbe. Es gab ein Thema, über das sie sich mit ihm unterhalten konnte. Christian spielte in seiner Rockband Geige, und er spielte sie außerordentlich gut.
„Es war zum Weglaufen, richtig?“, fragte Christian, nachdem sie so lange geschwiegen hatte.
Hastig schüttelte sie den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Es hat mir gefallen. Ich habe heute das erste Mal Rockmusik mit Geige live gehört, aber ich fand schon vorher, dass es eine interessante Kombination ist. Außerdem spielst du wirklich gut. Es hat mir gefallen, ehrlich.“
Als er sie weiter zweifelnd ansah, beteuerte sie: „Du kannst es mir glauben. Es ist die Wahrheit. Ich vermute, deine musikalische Begabung hast du von mir. Dein Vater ist nämlich hoffnungslos unmusikalisch.“
„Das kannst du laut sagen“, stimmte er grinsend zu. „Spielst du auch ein Instrument?“
„Ja. Klavier, Geige, Gitarre, Schlagzeug.... “
„Schlagzeug?“, unterbrach er sie ungläubig.
„Oh ja“, versicherte sie ihm. „Alles, womit man Musik machen kann, habe ich sicher auch ausprobiert. Musik habe ich schon immer geliebt, und sie ist ein angenehmer Zeitvertreib. Hausfrau zu sein ist eine äußerst langweilige Angelegenheit, vor allem wenn man Diener hat, die die eigentliche Arbeit erledigen“, meinte sie ein wenig zynisch und seufzte dann. „Ich habe immer irgendein Instrument gespielt, nur nicht mehr so intensiv, seit Jean Claude tot ist. Da war ich auf einmal frei und konnte tun und lassen, was ich wollte. Also bin ich mehr ausgegangen. Aber nachdem ich dich heute Abend auf der Bühne erlebt habe, möchte ich auch wieder spielen.“
Christian sah zur Bühne, wo sich die nächste Band auf ihren Auftritt vorbereitete. „Die fangen jeden Moment an. Möchtest du noch irgendwo einen Kaffee trinken, wo es nicht so laut ist wie hier, bevor wir nach Hause gehen?“
Marguerite nickte zustimmend, weil sie wusste, dass es nur darum ging, sich noch länger zu unterhalten, da Christian nichts aß und nichts trank. Als sie merkte, dass sie ihren Sohn zum ersten Mal von Herzen anlächelte, entspannte sie sich ein wenig. Vielleicht hatte Julius ja recht, und alles würde doch noch gut ausgehen.
„Gleich um die Ecke gibt es einen Coffeeshop“, sagte er, als sie den Club verlassen hatten und in die Nacht hinausgingen. „Ob der Laden etwas taugt, kann ich nicht beurteilen, aber er ist nahe genug, um ihn zu Fuß zu erreichen.“
„Er wird bestimmt gut sein“, meinte sie.
„Hallo, junge Frau, Ihnen ist da was
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