Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
zurückzogen.
Dante und Tommaso folgten mit großem Abstand, jederzeit zum Angriff bereit, sobald sich eine Gelegenheit ergeben sollte – zu der es aber nicht kam. Marguerite wurde zu einem Transporter gezerrt und festgehalten, während der andere Mann die Seitentür aufschob und den bewusstlosen Christian auf die Ladefläche warf. Dann lief er um den Wagen herum, setzte sich hinters Steuer und startete den Motor. Marguerite wurde von ihrem Angreifer zu Christian gestoßen, dann knallte die Tür zu. Sofort robbte sie nach vorn, um nach ihrem Sohn zu sehen, doch sie kam nicht weit, weil im gleichen Moment ein brutaler Schmerz durch ihren Kopf jagte und sie das Bewusstsein verlor.
Julius stand in seinem Arbeitszimmer am Fenster und sah hinaus, den Blick auf die Sterne gerichtet. Irgendwo da draußen unter diesen Sternen hielten sich seine Lebensgefährtin und sein Sohn auf.... und womöglich würde er keinen von beiden je wiedersehen. Dieser Gedanke kreiste seit zwei Stunden unaufhörlich in seinem Kopf, seit Dante und Tommaso zurückgekehrt waren und ihm berichtet hatten, dass sie die Entführung der beiden nicht hatten verhindern können.
Am liebsten wäre Julius in dem Moment über seinen Schreibtisch gesprungen, um den zweien das Herz herauszureißen, doch inzwischen hatte er sich ein wenig beruhigt. Wenigstens gab er ihnen jetzt nicht mehr die Schuld an dem Zwischenfall. Sie hatten ihr Bestes gegeben. Die Schuld lag allein bei ihm. Er hätte nicht zustimmen dürfen, dass Marguerite das Haus verließ. Aber sie hatte sich so sehr darauf gefreut, ein wenig Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen, und die bisherigen Angriffe hatten nur stattgefunden, solange sich kein anderer Unsterblicher in ihrer Nähe aufhielt, sodass Julius ernsthaft geglaubt hatte, ihr könne hier nichts passieren.
Das war ein Irrtum gewesen, für den er möglicherweise mit dem Leben der beiden würde bezahlen müssen. Dieser verdammte Jean Claude Argeneau! Er musste der Hintermann sein. „Julius?“
Als er sich umdrehte, sah er Vita ins Arbeitszimmer kommen und hoffte, dass sie Neuigkeiten mitbrachte. Es machte ihn rasend, auf eine Lösegeldforderung zu warten, die doch niemals kommen würde. Marcus hatte veranlasst, dass jeder, der für sie arbeitete – Sterbliche ebenso wie Unsterbliche –, nach den beiden, nach dem Transporter und sogar nach Jean Claude Argeneau Ausschau hielt. Und falls trotzdem eine Lösegeldforderung einging, dann wollte er, Julius, zu Hause sein, um sie entgegenzunehmen.
Nach Marcus’ Meinung konnte es durchaus sein, dass diese Entführung einen ganz anderen Hintergrund hatte. Schließlich hatte es sich zuvor jedes Mal um Mordanschläge gehandelt, die allein gegen Marguerite gerichtet gewesen waren. Zudem hatte es keinen erkennbaren Grund gegeben, warum Christian trotzdem noch verschleppt worden war, wenn er doch längst kampfunfähig am Boden gelegen hatte. Julius war zwar nicht der Meinung, dass Marcus an seine eigenen Worte glaubte, dennoch hoffte er, der Mann möge damit richtigliegen.
„Was ist?“, fragte er Vita, als sie am Schreibtisch angekommen war. „Gibt es Neuigkeiten?“
„Nein“, antwortete sie bedauernd. „Ich wollte dir nur sagen, dass einige von Marguerites Angehörigen eingetroffen sind.“ Überrascht hob er die Augenbrauen. „So? Wer denn?“
„Kann ich dir nicht so genau sagen“, entgegnete sie. „Vorgestellt hat sich nur ein Mann, Bastien. Er ist einer von ihren Söhnen, nicht wahr?“
„Ja.“ Julius nickte. Bastien Argeneau war der Geschäftsführer von Argeneau Enterprises.
„Er wird von drei Leuten begleitet.“
Seufzend kam er um den Schreibtisch herum und ging zur Tür.
„Das war ja ein lumpiger Trick.“ Marguerite schlug die Augen auf und sah ihren Sohn an. Einige Momente zuvor war sie aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie in einer Art Verlies eingesperrt waren. Man hatte ihnen Fußfesseln und Ketten angelegt, die in der Mauer befestigt waren. Die Arme konnten sie frei bewegen, und die Ketten waren lang genug, um ein wenig in der Zelle umhergehen zu können. Als Erstes hatte sie nach Christian gesehen. Sein Zustand war besorgniserregend. Zwar heilte die Wunde, doch er hatte viel Blut verloren. Sie wusste, er würde die Schmerzen spüren, sobald er wach wurde, also hatte sie ihn schlafen lassen, während sie sich ihre Fußfessel genauer ansah. Die Kettenglieder ließen keine Schwachstellen erkennen, die Kette selbst war fest in der Wand verankert, und die Fessel
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