Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
kennengelernt hatten. Sie fühlte sich in seiner Nähe nicht länger unbehaglich, und ein paarmal hatte sie schon Sohn zu ihm gesagt, ohne dass es ihr seltsam vorgekommen war. Aber auf das alles hätte sie liebend gern verzichtet, wenn sie beide stattdessen irgendwo in Sicherheit gewesen wären.
„Du hättest weglaufen sollen, als ich dich dazu aufgefordert hatte“, stellte sie mit einem leisen Seufzer fest.
Er sah sie von der Seite an, dann legte er zögernd seine Hand auf ihre und drückte sie vorsichtig. Schnell zog er sie wieder zurück, als fürchte er, er könne sie mit seiner Geste verärgern. Mit belegter Stimme sagte er: „Ich bin froh, dass ich das nicht gemacht habe. So konnte ich wenigstens meine Mutter kennenlernen.“
„Das ist es wohl kaum wert, um dafür zu sterben“, murmelte sie und sah auf ihre Hand, die er soeben berührt hatte. Sie wollte nach seiner Hand greifen und sie festhalten.
Sie wollte die Arme um ihn legen und ihn wie einen kleinen Jungen an sich drücken, um ihn sanft zu wiegen und ihm zu versichern, alles werde gut ausgehen, doch ganz so wohl fühlte sie sich in seiner Nähe noch nicht. Außerdem war sie gar nicht so sehr davon überzeugt, dass tatsächlich alles gut ausgehen würde. Es stimmte sie traurig, aber nicht so sehr um ihrer selbst willen. Zwar bedauerte sie, dass sie nicht bei Julius sein konnte, um ihre Liebe zu genießen und mit ihm Kinder zu bekommen. Aber wenigstens hatte sie Kinder gehabt, und ihr war es zumindest für kurze Zeit vergönnt gewesen zu erleben, was es hieß, einen Lebensgefährten zu haben. Christian dagegen war das alles versagt geblieben. Sie hätte den Tod leichter ertragen, wenn sie gewusst hätte, dass ihr Sohn all diese Dinge noch erleben würde.
Ihre größte Sorge galt jedoch Julius, denn er würde sie erneut verlieren und darüber hinaus auch noch seinen Sohn. Von einem solchen Schicksalsschlag würde er sich so bald nicht erholen, daran gab es keinen Zweifel.
„Was bezweckt Jean Claude damit?“, fragte Christian plötzlich frustriert. „Erst will er dich umbringen, und jetzt entführt er uns beide.“
„Ich glaube nicht, dass Jean Claude dahintersteckt“, erwiderte sie nachdenklich. Als er sie verwundert ansah, zuckte sie mit den Schultern. „Ich glaub es einfach nicht. Er ist tot. Er muss tot sein.“
Mitleid zeichnete sich auf Christians Gesicht ab, als er die Verzweiflung in ihrer Stimme hörte. Seufzend suchte sie nach einer Begründung für ihre Ansicht. „Warum sollte er mich töten?“
„Vielleicht will er verhindern, dass das alles herauskommt. Großvater sagt, das Drei-zu-eins wurde irgendwann im 16. Jahrhundert verboten, und heute steht darauf die Todesstrafe. Vielleicht sollte niemand erfahren, was er getan hat.“
„Aber als er mich dieser Prozedur unterzogen hat, war sie noch nicht verboten. Ich glaube nicht, dass er dafür belangt werden kann. Außerdem bringt es nichts, nur mich zu töten. Dein Vater weiß es, Marcus weiß es, dein Großvater.... Er müsste schon mehr oder weniger deine ganze Familie auslöschen, um diese Sache erfolgreich zu vertuschen.“
„Vielleicht hat er das ja vor“, überlegte Christian und verzog den Mund.
„Ich glaube nicht, dass er es ist“, beharrte sie. „Wir haben Jean Claude beerdigt.“
„Hast du die Leiche gesehen?“, wollte er wissen.
Widerwillig schüttelte sie den Kopf. „Es hieß, er sei für eine Aufbahrung zu sehr entstellt gewesen.“
Christian hob eine Augenbraue, dann versteifte er sich, da er, wie Marguerite, im selben Moment ein Klappern hörte. Ein Schlüssel wurde in das Schloss geschoben und umgedreht. Beide erhoben sich zögernd.
„Sieht so aus, als würden wir gleich wissen, wer es auf uns abgesehen hat“, meinte Marguerite ahnungsvoll.
„Es ist nicht Jean Claude!“
Julius musterte Lucian argwöhnisch, als der diese Bemerkung machte. Er ergriff als Erster das Wort, nachdem Julius alles erklärt hatte, was es zu erklären gab.
„Bist du dir da sicher, Onkel?“, fragte Vincent ernst.
„Er ist tot“, beharrte Lucian.
„Aber alle haben ihn zuvor auch schon einmal für tot gehalten“, warf Vincent sarkastisch ein und schüttelte den Kopf. „Mir hat nie gefallen, wie der alte Drecksack mit Tante Marguerite umgesprungen ist. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass er so tief sinken würde, ihre Erinnerung zu löschen, sie die Ermordung ihres Kindes anordnen und eine Dienstmagd töten zu lassen. Wenn die Dienstmagd schon sterben
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