VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
sterben.
Shane ist dabei, die ausgesuchte CD in den Player zu legen. Er spricht leise, aber sein Tonfall ist immer noch ruhig und unaufgeregt. »Sir, damit, denke ich, ist unsere kleine Unterhaltung been …«
»Vampire fahren zur Hölle, das ist der Ort, an den sie verschwinden! Und Sie, Sie fahren auch zur Hölle, das ist mal sicher!«
Ich schnappe nach Luft, als ich diesen Satz höre und ihn in roter Farbe auf ein Schild geschmiert vor mir sehe.
»Wir danken Ihnen für Ihren Beitrag, Sir«, entgegnet Shane. »Vielleicht darf ich vorschlagen, Sie setzen sich mit Ihrer Apotheke in Verbindung und holen sich Ihren Tablettennachschub, Sie wissen schon. Ihre Familie und Ihre Freunde werden es Ihnen danken.«
Shane betätigt einen Schalter. Gleichzeitig zieht er einen Regler zu und einen anderen auf, und mit harten Synthesizerklängen pulst Nine Inch Nails’ Heresy aus dem Lautsprecher und drischt mit seiner ganzen, allzu häufig unterbewerteten Bedrohlichkeit auf die Hörer ein. Shane stellt den letzten Anrufer auf die reine Studioleitung; er ist nur in der Kabine zu hören.
»Wir sind nicht mehr auf Sendung«, sagt er. Shanes Stimme ist ein tiefes Grollen. »Also, verdammte Scheiße, wer sind Sie?«
Der Mann kichert. »Jemand, dem die Dinge alles andere als egal sind.«
»Was wollen Sie?«
»Die Welt vor all jenen retten, die sind wie Sie.«
»Wir wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden.« Shane zieht mich enger in seine Arme, als müsse er mich beschützen. »Wir wollen nur für unsere Musik leben.«
»In der Vergangenheit war das vielleicht so, ja. Anonym zu bleiben, hat über lange Jahre hinweg Ihre Sicherheit garantiert. Sie waren es nicht wert, sich um Sie zu kümmern. Aber Sie selbst haben sich ins Scheinwerferlicht gerückt.«
»Es ist doch nur ein Werbetrick! Wir sind keine echten Vampire. Was haben Sie für ein Problem, Sie Spinner?«
»Sie haben viele Menschen dazu gebracht, Vampire werden zu wollen. Es wird nicht mehr lange dauern, und Ihr Virus wird um sich greifen.«
»Aber keiner glaubt doch wirklich …«
»Jemand muss Sie aufhalten!«
Ein lautes Klicken und der lang gezogene Wählton erfüllt das Studio. Er überdeckt Trent Reznor, der seinem Publikum gerade ›God is dead‹ entgegenkreischt.
Shane betätigt den Schalter, der die Leitung trennt. Behutsam hebt er mich von seinem Schoß und stellt mich wieder auf meine eigenen Füße. Schweigend ziehen wir beide uns wieder ordentlich an.
»Du hattest recht.« Ich setze mich in den anderen Stuhl, den Besucher- oder Co-Moderatorenstuhl vor dem Steuerpult. »Damals, letztes Jahr, als du uns davor gewarnt hast, dieses Herzblut-des-Rock-’n’-Roll-Ding durchzuziehen. Du hast gewusst, dass euch das in Gefahr bringt.« Ich blicke auf die Taste, die eben noch für den zweiten Anrufer geblinkt hat. »Gideon hatte recht.«
»Es spielt keine Rolle, wer recht hatte oder hat.« Shane lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. »Der Typ hat gesagt: ›Schon bald werden wir uns Ihnen entgegenstellen‹. Wen meint er mit ›wir‹?«
»Die Festung vielleicht? Wenn es sich um eine Gruppe handelt, die einen Kreuzzug gegen Vampire führt, dürften sie wissen, wie ihr sterbt.«
Shane greift nach meiner Hand. »Diese Typen da behaupten, sie sind hinter Vampiren her. Aber ich mache mir auch deinetwegen Sorgen. Ich wünschte, du könntest hierbleiben. Denn hier bist du in Sicherheit.«
»Oh.« Mein Magen schlägt Purzelbäume, als ich mich daran erinnere, warum ich eigentlich heute Abend in den Sender gekommen bin. »Ich dachte eigentlich, vielleicht könnten wir … ähm …« Ich schlucke schwer. Der Satz ging mir viel leichter über die Lippen, als ich ihn im Auto geprobt habe.
Shane neigt den Kopf zur Seite und drückt mir die Hand. »Wir könnten was?«
Ich hole tief Luft und wage den größten Schritt meines Lebens.
17
Bring It On Home
Schnell und entschlossen packt Shane seine Sachen aus. Er muss die letzten achtzehn Stunden damit verbracht haben, genau zu planen, wo er was verstauen möchte.
Er hängt seine Sachen auf die linke Seite von Elizabeths, sorry, unserer Kleiderstange im begehbaren Schrank. Dann macht er sich auf den Weg zum Auto, um den nächsten Umzugskarton hereinzuholen. Kaum dass er weg ist, trete ich in den begehbaren Kleiderschrank und knipse das Licht an.
Offenkundig mit System ist Shanes Kleidung auf der Stange aufgereiht. Die Hemden sind nach Farbe und Ärmellänge sortiert, die
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