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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wieder durch das Guckloch.
    Das Blut auf den weißen Roben der Ältesten hinterlässt dort, wo es hinunterrinnt, rote Streifen. Diese roten Streifen beschwören die Erinnerung an einen Heiligabend in Wisconsin herauf. Ich war fünf Jahre alt. Es hatte gerade erst zu schneien begonnen, daher waren die Straßen noch nicht geräumt. Das Auto, in dem ich mit meinen Eltern saß, rollte langsam auf Schneeketten die Straße entlang. Wir sangen gerade Weihnachtslieder, als wir an eine Stelle kamen, wo ein Reh von einem Auto überfahren worden war. Es hatte ihm den Hals gebrochen, und das Blut aus seinem Maul malte tiefrote Schnitte in den frisch gefallenen, ganz weißen Schnee, überall auf der Straße, über die wir mussten. Ich habe eine ganze Stunde lang nicht aufgehört zu heulen.
    Der Gesang der Männer schwillt an. Benjamin setzt die Schale ab und öffnet die eigene Robe. Anders als die anderen schält er sich ganz aus dem noch weißen Kleidungsstück. Er kniet sich nieder, nur noch mit einem leinenen Lendentuch bekleidet. Es erinnert mich an die Lendentücher, die man auf Gemälden Jesus am Kreuz tragen sieht. Dennoch beschwören seine straffe, nackte Haut und seine wohlgeformten Muskeln eher das Bild von Daniel Craig als James Bond herauf denn das des gemarterten Messias.
    Die kleine Schale hebt Benjamin hoch über seinen Kopf, senkt das Kinn zur Brust und schließt die Augen. Er kippt sie über sich aus. Das Blut aus Jacobs Herzen fließt über Benjamins Gesicht wie ein Wasserfall. Es durchtränkt sein helles Haar, besudelt seine Haut und das Lendentuch und bildet einen See um seine kniende Gestalt.
    Dann zerschmettert Benjamin die Tonschale auf dem Boden. Sie zerspringt in tausend Scherben. Mit dem Bersten der Schale bricht der Gesang ab. In der plötzlichen Stille höre ich meinen eigenen Herzschlag laut in meinen Ohren rauschen. Ich beiße mir auf die Lippen, damit meine Zähne nicht hörbar aufeinanderschlagen.
    Ich weiß, dass was jetzt folgt, folgen muss.
    Benjamin erhebt sich und legt die Hand um den Pflock, der aus Jacobs Brust ragt. Die andere Hand hebt er die Handfläche nach oben der Decke entgegen. Er spricht als Einziger Worte in der fremden Sprache.
    Weil es mir unmöglich ist, mit eigenen Augen zu verfolgen, was nun passiert, konzentriere ich mich auf das Display des Handys. Ich will sichergehen, dass ich die Aufnahmen nicht verwackele.
    Benjamins Gesang steigt eine Oktave höher und wird druckvoller, lauter. Die anderen, die ihn im Kreis umstehen, fallen auf die Knie und breiten die Arme aus, die Handflächen nach oben. Da, mit einem wohldosierten Ruck, reißt Benjamin den Pflock aus Jacobs Herz.
    Der Körper des Vampirs bäumt sich auf, krümmt und windet sich. Blut spritzt mit jedem Herzschlag in einem heißen Strahl aus der Wunde. Ein halbes Dutzend Herzschläge später aber hört das Blut auf, zu fließen.
    Es läuft zurück zur Wunde.
    Da wo es als Rinnsal eben noch Jacobs Brust hinablief, läuft es jetzt hinauf. Seinen ganzen Körper schütteln Krämpfe. Aber es sind nicht nur krampfende Muskeln oder zitternde Haut. Jede Zelle in seinem Körper strebt zur Wunde, will durch die Wunde, will als Erste diese Welt verlassen.
    Die Haut auf seiner Brust zieht sich zusammen, wird ihm vom Fleisch gerissen und in die Wunde gesogen, die einzige Wunde, die nicht heilen kann. Mit einem Seitenblick versichere ich mich, dass Ned immer noch nicht zuschaut. Er hat die Knöchel seiner Hände gegen die Augenhöhlen gepresst.
    Muskeln reißen, und Knochen brechen. Und da, ganz plötzlich, reißt Jacob die Augen auf. Einen einzigen lichten Moment lang sucht er die Runde nach jemandem mit Mitgefühl ab, dann reißt es seinen Nacken nach links auf seine Brust hinunter, die Wirbel brechen. Seine Kehle wird ihm herausgerissen; sie rutscht ein Stück die gehäutete, immer fleischlosere Brust hinab, ehe sie in der Pflockwunde verschwindet, zieht Jacobs Lippen, seinen Mund mit sich und die weit aufgerissenen Augen. Ohne Torso rasseln die Ketten zu Boden, die den Gefangenen gehalten haben. Klirrend landen sie dort zusammen mit den verkrümmten, sich windenden Resten dessen, was einmal Jacob war.
    Arme und Beine scharren über den Boden, angezogen von der Wunde. Die Luft über dem Kreis schimmert rot. Denn jeder Blutstropfen, in dem sich die Ältesten gebadet haben, flieht auf die Mitte des Raumes zu, eine blutige Sturmböe. So strömt und sickert das Blut zurück in Jacobs letztes Fleisch, das Fleisch, in dessen Mitte die

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