VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
nicht. Du darfst ihnen nicht sagen, dass du ein Vampir bist, jedenfalls nicht, bis die Liga weitergehende Ermittlungen im Umfeld deiner Familie durchgeführt und alles überprüft hat.«
»Das ist ja nicht zu fassen!« Shane stellt die Gitarre beiseite und kommt durch den Raum auf mich zu. »Wieso hat die Liga ihre Meinung geändert?«
»Ich habe gebettelt. Und gefleht. Argumentiert. Sie beschwatzt und bekniet.« Diese Lüge wird mir schwer im Magen liegen und Sodbrennen verursachen. Also halte ich den Vertrag hoch. »Ich habe zugesagt, für sie zu arbeiten.«
»Was?!« Shane reißt mir die Papiere aus der Hand. »Ciara, nein!«
»Es ist nur für ein Jahr.«
Shane überfliegt den Vertrag, seine Augen huschen von rechts nach links. »Das fasse ich nicht! Wie kannst du diesen Bastarden auch nur für einen einzigen Tag deine Seele verkaufen?«
»Diese Bastarde haben mir gerade das Leben gerettet. Mit deiner Hilfe natürlich.«
»Du hast doch nicht den blassesten Schimmer, was sie so alles von dir verlangen werden! Sie kennen keine Skrupel. In ihren Augen heiligt der Zweck jedes Mittel!«
»Jetzt klingst du fast wie Benjamin.«
»Das ist unfair! Meine Abneigung der Liga gegenüber macht mich noch lange nicht zum Sympathisanten der Festung!«
»Es ist auch nicht sonderlich fair, von mir zu erwarten, dass ich deine Abneigung gegen die Liga teile! Ich bin nicht gerade ein Mensch mit strengen Grundsätzen und hoher Moralauffassung! Vielleicht ist ja die Liga genau der richtige Ort für jemanden wie mich.«
»Nein, Ciara.« Shanes Stimme ist leise, weich, ebenso wie sein Blick: als ob ich gerade gestorben wäre. »Du bist nicht wie sie.«
»Na, dann gibt es ja nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest!« Ich berühre seine Brust. »Ich werde nicht zulassen, dass sie mich ändern. Bitte glaub an mich, glaub fest genug an mich, um mir zu vertrauen!«
»Dir vertraue ich. Aber diesem Haufen Arschlöchern nicht!«
»Dann behalte sie im Auge und wache über meine nicht vorhandene Tugendhaftigkeit!«
»Keine Sorge, das tue ich bestimmt!« Shane nimmt meine Hand. »Ich kann nicht fassen, dass du das für mich tust.«
»Ich liebe dich.« Ich zucke mit den Achseln. Nach all den Monaten, die wir jetzt schon zusammen sind, habe ich mich immer noch nicht ganz daran gewöhnt, diese drei Worte auszusprechen. »Im Übrigen tue ich es nicht für dich. Wenn es dir schlecht geht, geht es mir schlecht. Dass du Weihnachten mit deiner Familie vermisst, dazu hatte ich echt keinen Bock.« Behinderten Neunziger-Slang zu benutzen bringt mir hoffentlich Sympathie-Punkte ein. »Alles Eigennutz, sonst nichts.«
Shane küsst mich. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
»Du könntest damit anfangen, dass du Gitarre spielst, bis ich meine schriftliche Arbeit fertig habe. Und zwar bis dir die Finger abfallen.«
Shane streicht mir über die Wange. »Meine Mutter wird so aufgeregt sein, dass sie völlig am Rad dreht!« Er küsst mich noch einmal und geht zielstrebig zur Couch zurück.
Ich strahle vor Freude. Es ist schön, Shane glücklich gemacht zu haben. Aber die Freude verblasst rasch, als mir aufgeht, was für eine Anzahl an Zeichen ich noch zu Papier zu bringen habe, um die Anforderungen für das Referat zu erfüllen. Reichlich Zeichen, Wörter, Text, der auch noch einmal durchgelesen und auf Fehler aller Art hin überprüft sein will. Und das alles mit einer Hand, in sechseinhalb Stunden. Ich kann von Glück reden, wenn ich diesen Kurs schaffe.
Ich hatte gehofft, ich bekäme von meinem Prof eine Verlängerung, wenn ich ihm von dem sogenannten Pitbull-Angriff erzähle und von der nachfolgenden OP. Er allerdings verwies darauf, dass im echten Leben, in der Geschäftswelt außerhalb des Colleges oder der Uni, wir unseren Verpflichtungen nachzukommen hätten, und zwar ohne uns herausreden zu können. Kurz überlegte ich, ihm gar keine schriftliche Arbeit über die Auswirkungen von Identitätsmissbrauch auf kleine Firmen und Betreibe zukommen zu lassen. Stattdessen, so fand ich, könnte ich vielleicht mit einer Liste all der lebensbedrohlichen und umsatzschmälernden Ereignisse punkten, denen ich mich in den letzten sechs Monaten, und bisher erfolgreich, habe stellen müssen. Das echte Leben da draußen einschließlich der Geschäftswelt hat versucht, mich bei lebendigem Leib aufzufressen, Mr Elfenbeinturm, danke vielmals!
»Mir will nicht in den Kopf, dass ich noch zweieinhalb Jahre so weitermachen muss!«, beschwere
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