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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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überfliege die Liste. »Wie bist du an die Seriennummern gekommen?«
    »Steht alles auffer Gewinn-Verlust-Rechnung von denen.« Er zwinkert Lori zu. »Hab ’nen Kumpel in der Bundessteuerbehörde.«
    Mir geht auf, dass es Vorteile hat, mit Travis bekannt zu sein. »Ich dachte immer, eine Kirche muss keine Steuern zahlen.«
    »Trotzdem müssen sie Anträge stellen und so ’n Zeug. Und so ’n Unternehmen wie FAN macht alles überperfekt, damit die ja nie ’ne Buchprüfung kriegen.« Er klopft seine Hemdtaschen ab, wahrscheinlich auf der Suche nach Zigaretten. Ärgerlich verzieht er das Gesicht, als er keine findet. Mir drängt sich die Frage auf, ob Lori ihn vielleicht davon überzeugt hat, mit dem Rauchen aufzuhören.
    »David und ich überprüfen das gleich morgen.« Ich blicke an Travis vorbei zu Regina hinüber. Sie wiederum sucht Blickkontakt zu Shane und deutet ostentativ auf ihre Uhr. »Ihr zwei seid hier, um Shane abzuholen?«
    »Regina schon. Wir kommen gerade vom …« Plötzlich unsicher geworden fährt er sich über den Mund. »Ähm, wir kommen grad von ’nem Spender.«
    Dann ist Travis zumindest nicht durstig. Shane zufolge werden die jüngeren Vampire in der Regel für ein Jahr zu ihren Treffen mit den Spendern begleitet. Ein unerfahrener Vampir kann, wenn er zubeißt, eine Arterie durchstoßen, sodass der Spender verblutet, oder aus Versehen einen Nerv oder eine Sehne verletzen. Besonders leicht kann das passieren, wenn der Blutdurst sehr groß ist. Warum ein Mensch ein solches gesundheitliches Risiko eingeht, übersteigt meinen Verstand.
    »Hab also den Rest des Abends für mich.« Travis schaut Lori an. »Kann ich euch zwei ’nen Drink spendieren?«
    »Aber gern doch!«, antworte ich und übersehe dabei geflissentlich die Grimasse, die Lori schneidet. Keine Chance – ich lasse die beiden sicher nicht allein! Noch vor der Morgendämmerung braucht Travis schließlich seine nächste Portion Blut.
    Shane lässt den marathonlangen Crows-Titel ausklingen und nickt, als Applaus aufbrandet. Er wirft einen Blick auf die Uhr. Es ist fünf vor elf und damit noch genug Zeit für ein weiteres Lied. Regina aber bedeutet ihm unmissverständlich, sofort aufzuhören und zu ihr zu kommen. Ihre Haltung suggeriert, dass sie nicht nachzugeben bereit ist. Die Lippen hat sie vor Ungeduld fest aufeinandergepresst.
    Shane schüttelt die verkrampften Finger aus, spreizt sie, dehnt sie. Dann wirft er seinem Gitarrenkoffer einen langen Blick zu, schaut dann zu mir herüber. Ob Regina bemerkt hat, dass er mir zublinzelt, weiß ich nicht.
    Shane justiert das Mikrofon neu, hat es jetzt nah vor dem Mund. Das Plektrum schwebt schon über den Saiten. Da wispert er die erste Zeile.
    »Mother, do you think they’ll drop the bomb?«
    Die Menge applaudiert. Regina ballt die Fäuste. Offenkundig hat auch sie den Pink-Floyd-Song von The Wal l erkannt. Die Anspielung ist unverhohlen, Shanes Botschaft an Regina auch: Gerade in diesem Stück kondensiert das zentrale Thema des ganzen Albums – der ödipale Konflikt.
    Regina zerrt eine Packung Zigaretten aus der Innentasche ihrer Lederjacke. Sie steckt sich eine Fluppe zwischen die Lippen. Der Geschäftsführer des Cafés ist schon auf dem Weg zu ihr, als ihn ihr durchdringender Blick trifft. Wie angewurzelt bleibt er stehen. Nichtsdestotrotz entschließt sich Regina, das Café zu verlassen und die Zigarette erst draußen vor der Tür anzuzünden – etwa eine Millisekunde, nachdem sie über der Schwelle ist.
    Unbeeindruckt singt Shane das Lied zu Ende. Es schwingt ein klagender Unterton mit, ein Groll, dem man seiner Stimme anhören kann – Beweise dafür, wie sehr ihn diese Frau im Griff hat und wie sehr er sich aus diesem Griff zu befreien wünscht. Sie starrt durch die großen Scheiben der Vorderfront hinein ins Café. Ihr bleiches Gesicht gleicht dem Mond am Nachthimmel, die Glut ihrer Zigarette einem Stern.
    Ich stehe auf und schlängle mich an den Tischen vorbei, um hinter die kleine Eckbühne zu gelangen, genau vor die große Fensterscheibe.
    Ich zeige Regina den Mittelfinger so, dass nur sie es sehen kann, und ziehe den Vorhang zu, der auf einer Seite zusammengeschoben auf seinen Einsatz gewartet hat. Das Gesicht der Blutmutter meines Liebsten verschwindet dahinter und damit auch dieser Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
    Das O’Leary’s ist gerammelt voll, wie jeden Abend seit dem unfreiwilligen Ableben des Smoking Pigs. Sherwood hat jede Menge andere

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