VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
gibt Shane im Legal Grounds, dem Café in der Nähe des Gerichts, ein Konzert mit Songs zur akustischen Gitarre. Lori und ich haben einen Tisch auf der Empore. Von hier aus kann man Shane wunderbar zuschauen, ihn anhimmeln und sich trotzdem noch ein bisschen unterhalten.
Schon seit vier Monaten verfolge ich Shanes Auftritte. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer, die Augen von ihm zu lassen. Gerade jetzt singt er Luka Blooms Ciara . Das war das erste Lied, das er je für mich gespielt hat.
»Es ist so romantisch!« Lori pfriemelt den mürben Teigrand von ihrem Käsekuchen. »Es ist ein bisschen so, als wolle er die flotten Mädels in der ersten Reihe daran erinnern, dass er am Ende dieser Vorstellung mit dir nach Hause geht und mit keiner von ihnen.«
»Eigentlich geht er dann zur Arbeit.« Eine weitere Doppelschicht mit fünfundneunzig Prozent männlichen Künstlern in der Sendung. (Hin und wieder schiebt er eine Sängerin ein, um herauszufinden, ob FAN immer noch zuhört. Und, klar, sie tun es.) Regina überwacht zwar ihren Teil der Sendung, aber sie kann nicht selbst moderieren, ohne dass die Piraten sie abschalten.
»Das ist ein neuer Song«, stellt Lori fest. Shane spielt gerade seine Interpretation von Mrs Potter’s Lullaby von den Counting Crows. »Na ja, quasi-neu halt. Nach seiner Zeit rausgekommen.«
»Wie ich dir gesagt habe: Er ist lernfähig. Er ist noch nicht so verknöchert wie Monroe oder Spencer.« Ich beobachte, wie Shanes Finger über Saiten und Griffbrett tanzen und der zweiten Strophe mehr Komplexität geben. »Wird er auch nie werden. Jedenfalls solange ich hier ein Wörtchen mitzureden habe.«
»Du hättest jede Menge mehr Gelegenheit, mitzureden, wenn ihr zusammenleben würdet.« Als Reaktion auf meinen Blick fragt sie: »Wie läuft’s bei der Wohnungssuche?«
»Beschissen.« Ich blicke finster auf meinen schokoüberzogenen Nusskuchen – obwohl der nichts dafür kann. »Ich finde einfach nichts in meiner Preisklasse, wo man Tiere halten darf, die so groß sind wie Dexter. Bei der Bonitätsprüfung schaut sich jeder meine Gehaltsschecks an und die Höhe meines Studiendarlehens. Dabei kommt dann nur heraus, was ich sowieso schon weiß: dass ich mir eine richtige Wohnung nicht leisten kann.« Ich schiebe meine Cappuccino-Tasse auf dem schwarzen Glastisch hin und her und trauere meinem bisherigen Vermieter nach. »Dean hat sich nie darum geschert, wo die Miete herkommt, die ich ihm zahle, solange ich pünktlich gezahlt und das Geld bar auf den Tisch gelegt habe.«
»Warum trittst du dann nicht als Elizabeth auf? Sie hat doch genug Geld für eine anständige Wohnung!«
»Zu riskant. Im Übrigen möchte ich ja nicht für immer in ihre Rolle schlüpfen. Eines Tages wird der Sender genug Geld einspielen, um auch ohne sie und ihr Geld zu überleben. Bis dahin aber bin ich nicht eine, sondern zwei Personen.«
»Und in die eine ist dein Boss verliebt.«
Ich wende den Blick ab. Ich tue so, als interessierten mich die neuesten Drucke hiesiger Künstler, die aufgereiht an der sonnenblumengelben Wand hängen. »David sollte sich langsam mal wieder mit ganz normalen Frauen verabreden.«
»Wie dir?«
»Wie dir.«
Lori errötet, ganz wie ich es vorhergesehen habe. »Er ist nicht mein Typ.«
»Er ist so etwas von absolut dein Typ!« Ich zähle es ihr an meinen Fingern vor. »Er ist clever. Er ist aufrichtig. Er geht voll ab, wenn’s um Geschichte und Magie geht. Ganz genau wie du.«
Lori zieht die Nase kraus. »Momentan nicht mein Typ.«
Schwer stütze ich das Kinn auf die Faust. »Ich wünschte, du wärest am Speedo-Tag dabei gewesen! Die Fotos von der Handy-Kamera werden David echt nicht gerecht.«
»Das hätte auch nichts mehr geändert.« Sie pickt Teigbrösel von ihrem Ärmel. Ihr Teint nimmt währenddessen ein auffallend kräftiges Rot an. »Da war es schon zu spät.«
Mit der Fußspitze stoße ich nach ihrem Schienbein. »Verbirgst du einen geheimnisvollen Kerl? Wer könnte denn mehr Lori Koskis Typ sein als David Fetter?«
Die Eingangstür wird aufgestoßen und knallt gegen die Wand. Die Kuhglocke am Handgriff bimmelt Alarm. Mit ausgreifenden, geschmeidigen Schritten kommt Regina herein, gefolgt von Travis. Travis’ Hand schießt nach vorn, um die Tür abzufangen, ehe sie ihm gegen den Kopf knallt.
Es gibt einen Grund, warum Vampire sich nie haufenweise in der Öffentlichkeit blicken lassen. Denn bereits die auffallende Schönheit und magnetische Anziehungskraft eines
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