VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
einen Blick zu, der in einer Ecke der Lounge ins Gespräch mit Noah vertieft ist. »Es ist ja für eine gute Sache, richtig?«
David klopft mir auf die Schulter und geht weiter. Es ist eine beiläufige, freundschaftliche Geste. Es ist die Art Geste, die wir für den jeweils anderen hatten, ehe dieses ganze verrückte Zeug begann.
Lori folgt David die Treppe hinauf. Noah ist schon im Gang zum Studio. Also sind nur noch wir beide hier, ich und der, der mich beißen wird.
Shane küsst mich leicht auf den Mund. »Du hast dir in jedem Fall einen Bonus auf deinem Gehaltsscheck verdient.«
»Lass es uns bitte schnell hinter uns bringen!« Meine Muskeln fühlen sich an, als könnten sie der Spannung wegen, unter der sie stehen, jederzeit reißen. »Überspring einfach den Hypnose-Blick und das Schönreden, okay?«
»Okay, aber es geht alles viel leichter, wenn du dich entspannst.« Er streicht mir das Haar in den Nacken. »He, sind das neue Ohrringe?«
»Nein, die habe ich schon seit Jahren.« Ich fasse nach einem der kleinen falschen Granatstecker. »Gefallen sie dir?«
»Rot war immer schon eine meiner Lieblingsfarben.« Mit der einen Hand massiert er mir die Schulter. Die andere wandert unter den Saum meines T-Shirts und schiebt das Shirt ein Stück nach oben. »Normalerweise trägst du eher ein bisschen abgefahrenere Teile.«
»Schon richtig. Aber jetzt, wo es draußen kalt ist, trage ich meine Haare lieber offen. Und da möchte ich nicht in großen Ohrgehängen hängen bleiben, verstehst du, also …«
Da spüre ich auf meiner Hüfte eine dritte Hand und plötzlich warme Lippen, die sich in Taillenhöhe auf meine Haut pressen.
»Was zum Henk … Aua, verdammt!« Etwas hat mich gestochen; es fühlt sich an wie ein Bienen- oder Wespenstich. Ich schaue hin und sehe Noah, der gerade seine Fangzähne aus meiner Taille zieht. »He, verdammt!« Ich will weg, aber Shane hält mich fest. »Was zum Henker machst du da?«
»Gar nix mehr, jetzt.« Noah steht auf. In der einen Hand hat er ein Papiertaschentuch, mit dem er sich über den Mund wischt, in der anderen eine Mullkompresse, die er mir gegen die Hüfte presst. »Alles schon passiert! Hier, halt die Hand drauf und drück!«
»So habe ich das nicht … wie hast du denn bloß …« Ich drücke die Hand auf die Mullkompresse, die das Blutrinnsal aus der Bisswunde auffängt. Dann suche ich Shanes Blick. »Du hast mich reingelegt.«
»Tut mir leid, aber ich dachte, es wäre besser so, als wenn ich dir wehtue.« Über meine Schulter hinweg nickt er Noah zu. »Danke. Schön unauffällig.«
»Wie konnte ich nur so blöd sein!« Mit der freien Hand schlage ich Shane gegen die Brust. »Du hast dich doch noch nie für meinen Schmuck interessiert!«
»Bist du jetzt sauer auf mich?«
»Eigentlich sollte ich dir den Hals umdrehen wollen!« Während ich die Bisswunde begutachte, schüttele ich verblüfft den Kopf. »Aber du hast recht. Es hat fast gar nicht wehgetan.« Mein Blick geht zu Noah hinüber. »Wie hast du das so hinbekommen?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ist ’n Geschenk von Jah. Eine Gabe.« Dann tippt sich Noah an den Rand seiner rot-gold-gelb-grünen Häkelmütze und macht sich auf in Richtung Vampir-Wohnung. »Gute Nacht, die Dame und der Herr.«
Kaum dass die Tür hinter ihm zugefallen ist, drehe ich mich zu Shane um. Er hat nur Augen für die Wunde an meiner Taille. Der Blutfluss hat noch nicht nachgelassen.
»Warum dauert es so lange, bis die Blutung aufhört?«, will ich von Shane wissen.
»Unser Speichel wirkt wie ein Gerinnungshemmer.« Er blinzelt, aber starrt immer noch auf die Wunde. »Wie bei Mücken.«
»Ha!« Ich versuche, einen Scherz anzubringen, um die angespannte Atmosphäre ein wenig aufzulockern. »Klingt, als sollte man mit eurer Hilfe ein Mittel gegen Thrombose entwickeln.«
»Hmm.« Shane reibt sich die Hände an den Jeans ab, starrt aber immer noch meine Wunde an.
»Ich brauche eine neue Kompresse«, sage ich. »Hallo-oo?«
Shane zwingt sich, den Blick von der Wunde zu lösen und mich anzusehen. »Was? ’tschuldigung, klar doch, eine neue Kompresse!« Er wendet sich von mir ab und blickt sich dann in der Lounge um, als hätte er schon wieder vergessen, was er dort eigentlich sucht. Schließlich schlurft er zur Anrichte hinüber und zieht die zweite Schublade auf.
»Du würdest jetzt gern von mir trinken, habe ich nicht recht?«
»Klar, ja.« Er wühlt in der Schublade herum. »Aber ich will nicht, dass das unsere Beziehung
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