VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
fernsehen. Er mag ein Monster sein. Aber in einer Welt wie dieser ist ein Monster vielleicht genau das, was ich brauche.
12
Time the Avenger
Montagmorgen treffe ich mich mit Lori, David und Shane in der Lounge des Senders, um die drei auf den neuesten Stand zu bringen.
Shane geht auf und ab, während er meinem Bericht über das Zusammentreffen mit Ned und den Vorfall mit dem nächtlichen Verfolger lauscht. »Hältst du das für einen Zufall?«, fragt er mich.
»Ich glaube nicht an Zufälle.« Ich schlurfe hinüber zur Kaffeemaschine auf der Anrichte. Ich bin ziemlich erschöpft. Weil Dexter die ganze Nacht in der Wohnung patrouilliert hat, hat mich das Klick-klick seiner Krallen auf dem Parkettboden wachgehalten. »Aber es muss nicht unbedingt Ned gewesen sein, der sich am Spielplatz an mich herangepirscht hat. Es könnte irgendjemand anderes von der Festung sein. Oder es könnte eine andere geheime Bekloppten-Organisation sein, die sich mit mir anlegen will. Auf jeden Fall habe ich Travis schon mal die Telefonnummern geschickt, die ich aus Neds Handy-Kontaktliste abgeschrieben habe. Mal sehen, was für Verbindungen er findet.«
»Moment mal!«, meint David an mich gewandt. Er hat sich am Spieltisch niedergelassen, und dort die ganze Zeit über nachdenklich und schweigsam zugehört. »Was hat Ned gleich noch mal gesagt, seit wann es die Festung gibt?«
»Seit ungefähr hundert Jahren.« Ich habe mir Kaffee eingegossen und lange nach dem Zucker. »Aber wer weiß schon, ob diese Festungsfuzzis ihm wirklich die Wahrheit gesagt haben.«
»Ich frage mich gerade …« David reibt sich mit den Fingerknöcheln über die Wange. »So lange ist in etwa das Schisma her.«
»Welches Schisma?« Ich schüttele die drei Zuckerpäckchen, ehe ich sie aufreiße.
»Das Liga-Schisma.«
Wir alle starren ihn an. »In der Liga gab es ein Schisma?«, fragt Shane endlich.
David hebt abwehrend die Hände. »Es gab keine große Spaltung innerhalb der Organisation. Es waren nur etwa fünf Prozent der Mitglieder, die sich gegen den Wandel in der Liga stellten, Anfang des 20. Jahrhunderts.«
Shane verengt die Augen zu schmalen Schlitzen. »Meinst du damit den Wandel hin zu einer Liga-Politik, nicht gleich jeden Vampir zu jagen und abzuschlachten, auf den ihre Agenten stoßen?«
»Genau.« David blickt mich an. »Ungefähr zur selben Zeit wurden die ersten weiblichen Agenten rekrutiert. Obwohl sie damals noch nicht Agenten hießen. Erst seitdem die Liga ihren Namen geändert hat, nennt man sie so. Davor waren wir alle ›Krieger‹.«
Ich lasse die Schultern hängen. »Das heißt dann wohl, dass die Schisma-Typen den Einfluss der Frauen für den Wechsel in der Liga-Politik verantwortlich gemacht haben.«
David nickt. »Sie behaupteten, die Liga sei verweichlicht. Sie bestanden darauf, es könne gar nicht anders sein, als dass es Bereiche gäbe, in denen Frauen nichts zu suchen hätten. Vor allem hätten sie nichts in Machtpositionen zu suchen.«
»Dämliche Penner!«, kommentiert Lori das Ganze.
David legt die Hände auf den Tisch. »Und jetzt kommt der Clou des Ganzen: Diejenigen, die sich von der Liga abgespalten haben, haben ihre neu gegründete Organisation ›Die Zitadelle‹ genannt. Ohne mich jetzt zu einem Wortschatz-Experten aufschwingen zu wollen, ist, soweit ich weiß, eine Zitadelle eine Art von Festung.«
»Das passt doch: Musik ist für Frauen ein Sprachrohr, eine Möglichkeit, sich zu äußern«, meint Shane. »Seht ihr, es passt! Denn das erklärt, warum Family Action Network ausgerechnet unser Programm stört und ausgerechnet immer dann, wenn unser einziger weiblicher DJ auf Sendung geht oder Künstlerinnen Sendezeit bekommen.«
»Dann gäbe es eine Verbindung vom FAN zur Festung.« Ich wende mich an David. »Es erklärt auch, warum das als Vampirfalle präparierte Kreuz mit Liga-Technologie funktioniert. Vielleicht haben sie ja noch den einen oder anderen Verbindungsmann innerhalb der Liga.«
»Genau, einen Sympathisanten.« David runzelt die Stirn. »Vielleicht einen verärgerten Agenten, der mit der Arbeitsweise der Liga nicht mehr einverstanden ist. Oder auch einen Ex-Agenten, der auf Rache aus ist.«
Die ganze Geschichte wird von Minute zu Minute komplexer und komplizierter. Nachdem ich den Zucker habe in die Tasse hineinrieseln lassen, rühre ich jetzt ausgiebig. »Colonel Lanham hat doch gesagt, jemand habe Dexter gestohlen.« Eine weitere Erinnerung macht in meinem Gehirn Ping. »Er hat auch erzählt,
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