VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Jims dunkler Blick wandert zu meiner Kehle. »Er ist süchtig danach, meinen Mund auf seiner Haut zu spüren.«
»Das ist doch lächerlich!« Ich sage das, aber meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren seltsam dünn. »Das ist doch krank!«
In seinem Mundwinkel zuckt es. »Du kannst das doch nur behaupten, weil du selbst es nie ausprobiert hast.«
»Ich bin schon gebissen worden. Zweimal.«
»Aber nicht zum Vergnügen.« Mit der flachen Hand streicht er über den Sofabezug auf dem noch freien Platz. Er liebkost den Stoff wie die Haut eines Liebhabers. »Du siehst müde aus, Ciara.«
Mit einem Mal bemerke ich, wie eingeschränkt mein Sichtfeld ist. Ich sehe nur noch Jims Hand und Jims Augen. Alles andere, meine Umgebung wie das Wohnzimmer und das Haus hier, meine Vergangenheit, meine Zukunft, löst sich in Nebel auf.
Genauso plötzlich geht mir auf, dass meine Füße mich beinahe umbringen, so sehr tun sie weh. Ich denke daran, wie viele Stunden ich heute gestanden habe, all dieses Schnippeln und Schälen für das Thanksgiving-Menü! Meine Knöchel wollen mich nicht mehr tragen. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass ich es noch bis zum Sofa schaffe, ehe mir die Beine versagen.
Beim letzten Schritt gerate ich ins Straucheln, und Jim muss mich auffangen. Behutsam hilft er mir aufs Sofa. Einen Arm hat er um meine Taille gelegt, die Hand an meinem Ellbogen.
»So ist’s besser«, flüstert er.
Irgendwo in meinem Hinterkopf ertönt ein tiefes, stetiges Brummen. Ich frage mich, ob das letzte Glas Wein gerade jetzt in meinem Schädel ankommt.
»Ich schlage dir ein Geschäft vor.« Jim streicht mir das Haar über die Schulter zurück. Seine Berührung genügt, und mir stellen sich die Nackenhaare auf. »Ich werfe den Reporter raus, gleich nach dem Essen, wenn es das ist, was du wirklich willst.«
Welchen Reporter? Etwas in mir reagiert besorgt; das Ganze bleibt vage, scheint aber wichtig zu sein. »Ja. Ja, genau das möchte ich.«
»Aber dann musst du seinen Platz einnehmen.«
Mein Herz hämmert. Ich erwarte, dass sich gleich mein ganzer Körper vor Angst kalt und starr anfühlen wird. Stattdessen wird mir heiß, als sich sämtliche blutführenden Adern pochend anschicken, unter der Haut hevorzutreten. Es ist, als könnte ich nicht abwarten, ausgesaugt zu werden.
Panik überflutet meinen Verstand. Das ist doch vollkommener Bullshit!
Ich bemühe mich, irgendwohin zu sehen, nur nicht in Jims Augen. Aber sein Blick gibt mich nicht frei, lähmt mich. Jetzt weiß ich ganz genau, wie es sich anfühlt, in einem Spinnennetz gefangen zu sein. Aber sehnt sich der Schmetterling wirklich insgeheim nach dem Biss der Spinne?
Mit der Spitze seines Zeigefingers fährt mir Jim den Hals entlang. Der Finger folgt dem Verlauf der Vene bis hinunter zum Schlüsselbein und unter meine Jacke. Der Mittelfinger gesellt sich dort zum Zeigefinger, wo die Vene sich erweitert und ins Herz eintritt.
Jims Hand verweilt dort. Durch den dünnen Seidenstoff meiner Bluse umschließen seine Finger meine Brust.
»Nicht, lass das!«, bringe ich mich dazu, hervorzustoßen. »Shane wird nicht …«
»Shane wird’s nicht interessieren.« Jim beugt sich vor. »Du betrügst ihn doch nicht mit mir, nur weil ich von dir koste.« Er bringt seine Lippen nah an mein Kinn heran, fährt den Unterkiefer entlang, ist an der Stelle unterhalb meines Ohrs. »Und ich will von dir kosten, Ciara!«
Jetzt zittere ich, denn Angst gräbt sich bis tief hinein in meine Seele. Doch immer noch brennt meine Haut. Mir ist, als müsste ich in Flammen aufgehen, sollte er jetzt die Lippen von meinem Hals, von meiner Haut nehmen.
Einer seiner Finger spielt mit meiner Brustwarze. Mir entschlüpft ein Stöhnen.
»Schht!« Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr. »Weißt du, weil du schon gegessen hast, müssen wir gar nicht warten. Wir können gleich hinaufgehen und … aaah!«
Sein Schrei lässt mir fast das Trommelfell platzen. Dem Schrei folgt ein dumpfes Klunk!
Ich springe vom Sofa, der Bann ist gebrochen. Shane hat seine Hände um Jims Hals gelegt. Er rammt den Kopf des älteren Vampirs gegen den Holzrahmen der Sofalehne. Der Rahmen zersplittert unter dem Aufprall. Blut spritzt über die elegante, mit französischen Lilien gemusterte Tapete.
Aus Richtung Tür höre ich jemanden einen Schrei ausstoßen. Ich erkenne Davids Stimme, bin aber unfähig, mich zu ihm umzudrehen.
»Spinnst du?! Was soll das?!«, kreischt Jim. »Ich hab doch nur ein bisschen vorgefühlt, sonst
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