VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
nur zur Hälfte gegessen. »Was passiert ist, ist nicht deine Schuld.«
»Genau das macht mir daran am meisten Angst. Als Jim mich angesehen und angefasst hat«, meine Stimme zittert, »hatte ich das Gefühl, in meinem eigenen Körper gefangen zu sein. Ich hätte zugelassen, dass er mich beißt, weil ich gar keine Chance hatte, es zu verhindern.« Ich reibe mir den schmerzenden Magen. »Es war genau wie letzten Sommer, als Gideon versucht hat, mich zu töten. Ich hatte Angst, ich war traurig und wütend. Ich wollte nicht sterben. Aber mein Blut wollte, dass er es trinkt. Es wollte ein Teil von ihm sein.« Ich stütze die Stirn in die Hand. »Das ist alles so verdreht – echt krank!«
David schiebt seinen Kaffeelöffel auf dem Tisch hin und her. »So fühlt es sich nur an, wenn dich jemand beißen will, vor dem du Angst hast wie Gideon oder dem du nicht vertraust wie Jim. Dann ist es der absolute Horror.« Davids lange schwarze Wimpern beschatten seine Augen und die Gesichtspartie gleich darunter. Gedankenverloren fährt er mit dem Finger am Rand seiner Kaffeetasse entlang. »Aber deine Lebensenergie mit jemandem zu teilen, den du liebst, macht keine Angst, gar keine. Es ist ganz einfach, so wie, weißt du, wie …«
»Wie ein heiliger Akt?«
David nickt langsam. »Ja, genau. Wie ein heiliger Akt.«
»Das war Jeremys Beschreibung. Und der hält das Ganze für ein abgefahrenes sexuelles Spielchen. Er weiß nicht, dass es bedeutet, Leben zu geben.«
»Auch wenn er es nicht weiß, spürt er es irgendwie.«
»Ich mache mir Sorgen seinetwegen.«
»Und um dich selbst nicht?«
Ich stochere in den Resten meines Kürbiskuchens. Darüber will ich nun wirklich nicht reden. Aber eigentlich will ich genau darüber reden.
»Shane hat mich gefragt, ob wir nicht zusammenziehen wollen.«
»Schon?« David blickt auf die Uhr, als ob sie ein Kalender wäre. »Ihr seid doch erst seit ein paar Monaten zusammen.«
»Er geht die Dinge gern schnell an. Er würde mich sicher sogar heiraten, wenn ich das wollte.«
»Aber du kannst doch keinen Vampir heiraten! Das geht nicht.«
»Von Gesetzes wegen ist er am Leben. Er hat immer noch seine ursprüngliche Sozialversicherungsnummer. Selbst wenn er alt genug ist, dass ein Identitätswechsel nötig wird, könnte ich diese Person dann trotzdem ganz legal heiraten.« Mit der Gabel drücke ich den Teigrand des Kuchens platt. »Allerdings müsste ich mich vorher von Shane scheiden lassen.«
»Ich meine nicht die rechtlichen Möglichkeiten. Was ich sagen wollte, ist: Das tut man einfach nicht!«
»Und du hast hoffentlich meine große unverbrüchliche Liebe zu Tradition und Konvention nicht übersehen, oder?« Ich lehne mich im Stuhl zurück. »Ich heirate Shane auf gar keinen Fall, Shane nicht und niemand anderen. Jedenfalls in nächster Zeit nicht.«
»Aber du willst mit ihm zusammenleben, richtig, oder?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ciara, ich muss dir etwas sagen. Du solltest es einfach wissen.« David steht auf und geht in die Küche. Während er an mir vorbeigeht, erhasche ich einen Hauch von seinem Eau de Toilette: Sandelholz. Hat er danach schon den ganzen Tag gerochen?
Ich höre, wie er die Kanne aus der Kaffeemaschine nimmt. »Erinnerst du dich an die Nacht, in der du schlecht geträumt hast?«, fragt er.
Mit einem Mal habe ich ein ganz kaltes Gefühl im Bauch. Ich stelle die Tasse auf die Untertasse, damit David mir heißen Kaffee nachschenken kann. »Ja. Als ich geträumt habe, ich würde … als ich von Gideon geträumt habe.« Rasch schaufele ich mir ein Stück Kuchen in den Mund, nur damit ich David nicht ansehen muss.
David seufzt. »Ich weiß, dass du nicht von Gideon geträumt hast. Ich habe gehört, wie du den Traum Lori erzählt hast.«
Meine Kiefer verspannen sich, der Bissen Kürbiskuchen hat keine Chance mehr, den Gang alles Essbaren zu gehen. Wahrscheinlich werde ich auf ewig Kürbiskuchen im Mund haben. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, da geht nichts hinunter. Eine Hitzewelle erfasst erst meine Nase, ehe die Hitze sich über das ganze Gesicht ausbreitet.
Ich wünschte, Jim hätte mich ausgesaugt und tot auf der Sofa-Antiquität liegen lassen. Alles wäre besser als das hier.
»Wie?«, bringe ich mit erstickter Stimme gerade so eben heraus.
»Die Lüftungsschächte für die Heizung.« David deutet auf den schmalen Gitterrost im Boden des Esszimmers. »Der Lagerraum ist genau unter meinem Schlafzimmer. Man kann in diesem Haus im nächsten Stock alles hören,
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