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Vampire trinken ex

Vampire trinken ex

Titel: Vampire trinken ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Nein.«
    »Schade. Kurz und gut, mir kam
eines Tages der Gedanke, daß er für meine Kunst, da er ja noch lebte, das
perfekte Sujet abgeben könnte. Ich bin nämlich Bildhauer .«
    »Wie schön«, meinte ich.
    »Bildhauerei interessiert Sie
nicht, Mr. Holman ?«
    »Nicht sonderlich«, versetzte
ich.
    »Ich habe einen kleinen,
sorgfältig gehegten Ruf .« Er nahm noch einen Schluck
Whisky. »Ich meinte, in der Persönlichkeit von Mr. Horace müßte ein ganzer
Schatz noch nicht angezapfter, schöpferischer Ideen stecken, ebenso wie in den
Horrorfilmen, in denen er als Star mitgewirkt hatte. Ich nahm an, daß er wie
alle Filmschauspieler unheimlich eitel und egozentrisch war. Deshalb kam ich
auf den Gedanken, mich ihm als Fan zu nähern .«
    »Und es klappte großartig ?«
    »Ganz großartig«, stimmte er
zu. »Ich gab außerdem in verschiedenen Zeitungen Annoncen auf, um einige
weitere seiner Fans zu mobilisieren, und fand vier. Sie kennen sie, wenigstens
dem Namen nach, vermute ich .«
    »Richtig«, sagte ich.
    »Darauf trat ich an Horace
Chase heran. Er war natürlich entzückt. Ich hatte nicht gewußt, daß er ein so
einsamer, alter Man ist, der allein mit seiner
Enkelin in diesem monströsen Haus lebt. Die wöchentlichen Zusammenkünfte wurden
also aufgenommen, und alles lief bestens. Jede Woche pflegte er uns im Keller
einen seiner alten Filme zu zeigen, und hinterher diskutierten wir bei Kaffee
und Kuchen .«
    »Und warum hörten die
Zusammenkünfte so plötzlich auf ?«
    »Ich könnte jetzt sagen, daß
ihm die Filme ausgingen, und das wäre die Wahrheit«, erwiderte er. »Aber das
allein war es nicht. Während der Diskussionen nach den Filmvorführungen begann
sich etwas sehr Seltsames zu entwickeln .«
    »Sie erweiterten sich zu
allgemeinen Gesprächen über den Okkultismus«, sagte ich. »Die Mitglieder der
kleinen Gruppe verstrickten sich immer tiefer in ihre Phantasien, begannen
Chase >Meister< zu nennen. Er war derjenige, der das größere Wissen besaß
und daher die größere Macht. Er würde ihr Führer werden, der die Befehle gab,
und die große Frage war, würden sie ihm gehorchen ?«
    »Wer hat Ihnen das erzählt ?«
    »Horace Chase.«
    »Das finde ich noch seltsamer .« Seine langen, wohlgeformten Finger spielten mit dem Glas.
»Eine beinahe klassische Übertragung, Mr. Holman .«
    »Wie bitte ?« fragte ich.
    »Die Tatsache, daß die
Diskussionen sich allmählich auf allgemeine Gespräche über Okkultismus
ausdehnten, daß man ihm den Titel des Meisters übertrug — das alles wurde von
ihm selbst angeregt .«
    »Von Chase?«
    Er nickte. »Ich wollte Ihnen
eben erklären, daß wir deshalb beschlossen, die Zusammenkünfte abzubrechen. Es
war ein Punkt erreicht, an dem selbst ich — und so leicht bringt mir keiner das
Gruseln bei — Unbehagen zu verspüren begann. Ich glaubte, die anderen,
besonders die beiden Frauen, empfanden mehr als Unbehagen. Deshalb beschlossen
wir schließlich, nicht mehr hinzugehen .«
    »Der Fanklub hat in ihm
vielleicht eine Art Größenwahn geweckt«, meinte ich.
    »Da steckte viel mehr
dahinter«, versetzte Rolfe scharf. »Ich bin kein Psychologe, aber man brauchte
Chase nur reden zu hören, um zu merken, daß er ärztliche Hilfe benötigt .«
    »Was sagte er denn genau ?«
    »Was sagte er nicht !« Ein langsames Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht
aus. »Es fing eigentlich damit an, daß er uns erklärte, die Ursprünge der
Geschichten über Vampire und Werwölfe lägen nicht etwa in der Legende, sondern
in der Wirklichkeit. Von da durchschweifte er den ganzen Bereich des
Okkultismus, vom Erwecken böser Geister bis zur Wirksamkeit von Verfluchungen . Erste Voraussetzung, sagte er, wäre der
Glaube. Vom allgemeinen Glauben an eine okkulte Welt trieb er dann in einen
tiefen Glauben daran, daß er zum Meister bestimmt war. Wenn wir an ihn
glaubten, sagte er, und seine Befehle entgegennehmen würden, wie abstoßend sie
uns auch zunächst erscheinen mochten, dann würden wir alle als Einheit —
angeführt von ihm — unerhörte okkulte Kräfte mobilisieren und praktisch alles
erreichen können, was wir wollten.«
    »Hat er Ihnen jemals Befehle
gegeben ?«
    » So weit ließen wir es nicht kommen«, erwiderte Rolfe. »Aber er sprach davon, wenn auch
auf ziemlich allgemeine Art. Es klingt verrückt, das weiß ich, aber wenn man da
in diesem gottverdammten Keller hockt und ihn reden hört, ist es etwas ganz
anderes .«
    »Was sagte er denn ?«
    »Wenn ich mich

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