Vampire trinken ex
Treppe warteten zwei Vampire
auf mich. Das war mir eben klar geworden, als jemand die Lichter ausschaltete.
Dann wurde ich am Hals gepackt und — «
»Die Lichter brannten, als ich
in den Keller kam«, bemerkte sie.
»Dann hat man sie eben wieder
eingeschaltet«, knurrte ich.
»Sie haben einen scheußlichen
Schock erlitten, und ich mache mir Vorwürfe, daß ich Sie überhaupt
hinuntergehen ließ«, sagte sie. »Trinken Sie den Kognak, Mr. Holman , und lassen Sie die Erregung erst einmal abklingen .«
»Sie glauben mir nicht ?«
»Ich glaube, Sie haben einen
Schock erlitten«, versetzte sie ausweichend. »Ich merkte erst, daß etwas nicht
in Ordnung war, als ich Sie von unten schreien hörte .«
»Schreien?« Meine Stimme wäre
beinahe übergeschnappt vor Entrüstung. »Ich soll geschrien haben? Sie müssen ja
von allen guten Geistern verlassen sein .«
»Tut mir leid, aber es ist wahr .« Sie lächelte unsicher. »Es war von hier aus nur schwach
zu hören. Ich ging in die Halle hinaus, um zu lauschen, und da hörte ich es natürlich
viel deutlicher. Und als ich dann auf der Treppe stand, konnte ich es ganz klar
hören. Sie schrien aus voller Lunge: >Hilfe! Hilfe !< Dann brach es plötzlich ab. Ich vermute, da fielen Sie in Ohnmacht .«
»Ich soll in Ohnmacht gefallen
sein ?« Wütend funkelte ich sie an. »Jetzt hören Sie
mir einmal zu. Ich bin da unten von jemandem überfallen worden. Plötzlich legte
sich ein Arm um meinen Hals und — «
»Ich möchte mich jetzt nicht
mit Ihnen streiten, Mr. Holman , aber wie kam es, daß
man mich nicht ebenfalls überfiel, als ich in den Keller hinunterkam ?«
»Woher soll ich das wissen ?« fuhr ich sie an.
»Warum erzählen Sie mir nicht,
was wirklich geschehen ist ?« meinte sie.
Ich erzählte, hin und wieder
absetzend, um Kognak zu trinken. Sie hörte schweigend zu, bis ich endete. In
ihren Augen stand Ungläubigkeit, die sich mit jedem meiner Worte vertiefte.
»Sind Sie sicher, daß ein Film
in den Projektor gespannt war ?« fragte sie, als ich
zum Ende gekommen war. »Großvater ist in solchen Dingen sehr pedantisch. Er packt
die Filme immer gleich ein, wenn sie abgelaufen sind .«
»Aber den hat er nicht
eingepackt«, versetzte ich.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich selbst nachsehe ?«
»Vielleicht sollte ich mit
Ihnen hinuntergehen«, meinte ich. »Da unten kann ja immer noch jemand
herumlungern .«
»Bemühen Sie sich nicht«,
entgegnete sie rasch. »Wenn da unten wirklich jemand ist, werde ich so laut
schreien, daß die ganze Nachbarschaft zusammenläuft .«
Fünf Minuten später war sie
zurück, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet mir klar und deutlich, daß
der Film nicht mehr im Projektor gewesen war.
»Ich habe die Figuren gezählt«,
sagte sie. »Es sind sechs, wie Sie gesagt haben .«
»Aber als ich umkehren wollte,
waren es sieben .«
»Es war nicht recht, Sie da
hinunterzulassen, ohne Sie vorher zu warnen«, meinte sie. »Ich mache mir große
Vorwürfe, Mr. Holman .«
»Sechs Puppen und kein Film ?« fragte ich.
»Ja.«
»Und ich schrie aus voller
Lunge, bis ich ohnmächtig wurde ?«
Sie lächelte. »Das kann jedem
passieren .«
»Okay«, sagte ich, »und woher
stammen die Druckstellen an meinem Hals ?«
Sie betrachtete aufmerksam
meinen Hals und schüttelte dann den Kopf.
»Ich kann keine sehen .«
»Und die Beule an meinem Kopf?«
Meine Finger tasteten vorsichtig und fanden nichts. »Ach, lassen wir das .«
»Möchten Sie noch einen Kognak ?«
»Nein, ich muß noch fahren .« Ich brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Vielen Dank
jedenfalls für Ihre Hilfe.«
»Es war alles meine Schuld«,
sagte sie bekümmert. »Ich hätte Sie nicht allein in den Keller gehen lassen
sollen.«
Ich stand auf, und sie sprang
wie eine erschreckte Gazelle um den Tisch herum zu mir.
»Es geht schon«, versicherte
ich. »Ich kann mich allein auf den Beinen halten .«
»Natürlich.« Sie bedachte mich
mit einem künstlichen Lächeln. »Ich wollte nur nicht, daß Sie — «
»Ich finde sogar allein
hinaus«, fuhr ich fort. »Und wenn Sie mich unterwegs schreien hören, dann
bemühen Sie sich nicht, das ist dann wahrscheinlich nur die Macht der
Gewohnheit .«
»Ich hoffe, Sie fühlen sich
bald wieder wohler, Mr. Holman «, sagte sie, und das
künstliche Lächeln wurde recht trübe. »Dann werden Sie vielleicht auch wieder
umgänglicher werden .«
»Möglich«, versetzte ich. »Gibt
es außer der Treppe noch einen anderen Zugang zum
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