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Vampire trinken ex

Vampire trinken ex

Titel: Vampire trinken ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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echten Spinnennetzes hätten sein können. Das
Summen wurde lauter, und ich merkte, daß das nicht nur das Summen der
Lautsprecher selbst war; es war ein Geräusch, das aufgenommen worden war.
    Dann begannen die Fäden des
Netzes langsam zu pulsieren, und bei jeder neuerlichen Pulsation glühten sie
auf. Die Farbe war zunächst beinahe durchsichtig, vertiefte sich dann zu einem
leuchtenden Weiß, das wiederum ein bleiches Gelb wurde, sich zum kräftigen
Orangeton entfaltete und schließlich in grelles Scharlachrot umschlug.
    »Sie sehen«, sagte eine tiefe Baritonstimme,
und ich wäre vor Schreck beinahe ohnmächtig geworden, »das Netz hat bereits ein
Eigenleben entwickelt .«
    Die Stimme auf dem Band war
vertraut. Sie klang wie die von Horace Chase, doch sicher konnte ich nicht
sein.
    »Das Mittelstück spendet die
Kraft«, fuhr die Stimme fort, »aber seine Kraft allein genügt nicht. Es braucht
mehr Kräfte. Passen Sie jetzt auf .«
    Die Kamera richtete sich auf
die weiße Masse im Mittelpunkt des Netzes, fuhr näher und näher heran, bis man
schließlich den nackten Körper eines jungen Mädchens erkennen konnte, dessen
Arme und Beine weit gespreizt waren. Als die Kamera noch näher heranführ, sah
ich flüchtig, daß die Fäden — jetzt nicht mehr pulsierend, sondern schlaff und
leblos wirkend — von seinem Körper auszugehen schienen. Der ganze Körper schien
gespannt in einer unnatürlich starren Lage; die kleinen, jungfräulich wirkenden
Brüste schienen nach oben gezogen zu werden, die Muskeln an Armen und Beinen
wölbten sich unter der Haut. Dann plötzlich erschlaffte der ganze Körper.
    »Es verzehrt ihre Energien bis
zum letzten«, sagte die Stimme langsam. »Ihre eigenen okkulten Kräfte können
dem Netz, selbst wenn sie gesammelt wirksam werden wie eben, nur ein kurzes
Leben verleihen. Sehen Sie jetzt genau zu !«
    Die Kamera zeigte plötzlich in
Großaufnahme das Gesicht des Mädchens. Das lange blonde Haar hing strähnig auf
die Schultern, das Gesicht war von einer feinen Patina aus Schweiß überzogen.
Die Augen waren unnatürlich weit geöffnet, und in ihnen spiegelte sich ein
Ausdruck blanken Entsetzens. Weit aufgerissen war auch der Mund, verzerrt in
einem langen, stummen Schrei.
    »Sie braucht Hilfe«, fuhr die
Stimme fort. »Allein ist sie nicht stark genug. Wir brauchen noch mehr. Wenn
sie in das Netz hineingewoben sind, wird es von selbst an Kraft zunehmen.
Solange wir das Mittelstück unter Kontrolle haben, gibt es nichts, was wir
nicht zustande bringen können. Das dürfen Sie nie vergessen. Nur das
Mittelstück ist für uns von Bedeutung. Solange wir es beherrschen, ist alles
andere unwichtig. Ob sie willentlich oder unwillentlich zu uns kommen, spielt
keine Rolle. Einmal dadurch gebunden, daß sie in das Netz hineingewoben sind,
werden sie zum Bestandteil des Netzes und müssen ihre Kräfte spenden, ob sie
wollen oder nicht. Doch die Zeit wird knapp. Die Belastung ist für das Mädchen
allein zu groß. Sie kann die Anstrengung nicht lange überleben. Wir brauchen
andere — und zwar sofort. Hören Sie mich? Sofort!«
    Die Leinwand leuchtete
plötzlich in grellem Weiß. Der Film war abgelaufen. Ich schaltete den Projektor
aus und wartete, bis meine Augen sich wieder an die Düsternis gewöhnt hatten.
Ich hatte in diesem Moment, nachdem ich den Film gesehen hatte, nur ein
Verlangen — so schnell wie möglich aus dem gottverdammten Keller
herauszukommen.
    Ich machte kehrt und trat den
Rückweg zur Treppe an. Bis ich die unterste Stufe erreicht hatte, wollte ich
nichts, aber auch gar nichts mehr sehen; da stand ich allerdings vor einem
Problem, denn mit geschlossenen Augen konnte ich den Weg nicht finden. Ich
vermied es beharrlich, auch nur einen Blick auf die Riesenvergrößerungen an den
Wänden zu werfen; statt dessen beschloß ich, die
Wachsfiguren zu zählen.
    Sechs waren es insgesamt gewesen, erinnerte ich mich, als ich an dem Werwolf
vorüberschritt. Blieben also noch fünf. Ich zählte sie noch einmal, die, an
denen ich noch vorbei mußte, und ich zählte sechs. Ich
mußte mich beim Hereinkommen verzählt haben — aber ich war absolut sicher, daß
ich mich nicht verzählt hatte. Ich ging weiter, bemühte mich angestrengt,
meinen Schritt nicht langsamer werden zu lassen, während mein ganzer Körper
sich mit Gänsehaut überzog. Noch einmal zählte ich. Die erste der Figuren hatte
ich hinter mir, blieben also noch fünf. Aber es hätten nur vier sein dürfen. Es
befand sich eine

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