Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
mir ziemlich sicher, dass das nicht funktionieren wird. Deine Nanos werden meine als Fremdkörper identifizieren und sie ebenso abtöten, wie sie es mit Krebszellen oder Viren machen.“
„Verstehe“, sagte sie und spielte mit dem inzwischen viel kürzeren Seil an ihrem Handgelenk. „Und.... wenn ich ein Kind bekomme, besteht dann auch so ein großes Risiko, dass es tot oder verrückt zur Welt kommt?“ Kinder stellten einen wichtigen Punkt dar. Dani war über dreißig, in letzter Zeit hatte sie oft gedacht, dass sie gern heiraten und ein Kind bekommen würde – oder sechs, so wie ihre Eltern.
Decker schwieg daraufhin so lange, dass sie schließlich aufhörte, mit dem Seil zu spielen, und ihn ansah. Die Antwort stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine bestürzte Miene verriet ihr, dass dieses Risiko tatsächlich bestand – und dass ihm das gerade erst klar geworden war. „Wir müssen nicht Lebensgefährten sein“, meinte sie leise. „Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du nicht....“ Abrupt hielt sie inne, als er sich zu ihr umdrehte.
„Wir sind Lebensgefährten, Dani“, erwiderte er nachdrücklich. „Und das möchte ich auch. Nichts kann daran etwas ändern. Wir werden das Thema Kinder einfach eine Weile zurückstellen. Bastien hat Leute, die sich mit solchen Dingen beschäftigen. Ihm wird schon was einfallen.“
„Und wenn nicht? Was ist, wenn ich längst schwanger bin?“
Decker stutzte. Wie es schien, war ihm bis zu dieser Sekunde gar nicht bewusst gewesen, dass sie nicht nur vorhin in der Garderobe, sondern auch am Tag zuvor in der Scheune etliche Male ungeschützten Sex gehabt hatten. Allerdings war sie zu dem Zeitpunkt ja auch noch eine Sterbliche gewesen, die sich über die Probleme von Edentaten keine Gedanken machen musste. Dani sah, wie Decker bestürzt die Augen zukniff und leise seufzte. Plötzlich hörte sie, wie Mortimer von unten nach ihnen rief.
Sie drehte sich zu Decker um, der prompt die Augen aufschlug, vom Bett aufstand und ihr hochhalf. „Damit beschäftigen wir uns, wenn das Thema akut wird“, sagte er. Und von jetzt an schützen wir uns, dachte Dani, während sie ihm aus dem Zimmer nach unten folgte.
„Was gibt’s?“, fragte Decker, als sie am Fuß der Treppe ankamen, wo Mortimer gemeinsam mit einem Mann auf sie wartete, den Dani noch nie gesehen hatte.
Der Fremde antwortete auf die Frage und machte einen Schritt auf Decker zu. „Bastien hat mich gebeten, das hier einer gewissen Dani zu bringen.“
Sie sah auf seine Hand und rief erfreut: „Mein Handy! Oh, vielen Dank.“ Der Mann nickte ernst und verschwand gleich wieder durch die noch offen stehende Haustür.
„Rufen Sie Nicholas an“, forderte Mortimer sie auf, und als sie zögerte, fügte er hinzu: „Dann werden Sie erfahren, ob er weiß, wo Ihre Schwester ist.... falls er sich meldet.“
Dani klappte das Telefon auf und blätterte in der Anruferliste, bis sie Nicholas’ Nummer gefunden hatte. Während sich die Verbindung aufbaute, fragte sie sich, warum er seine Nummer nicht unterdrückt hatte, aber als nach dem zweiten Klingeln das Gespräch angenommen wurde, konzentrierte sie sich darauf, mit Nicholas zu reden. Doch dann hörte sie nur eine Bandansage.
Enttäuscht klappte sie das Telefon zu, schloss einen Moment lang die Augen und erklärte enttäuscht: „Die Nummer ist nicht mehr vergeben.“
Decker drückte sie an sich. „Tut mir leid. Ich weiß, du hast auf ihn gezählt.“ Sie nickte, erwiderte aber nichts. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Mortimer sich zurückzog, um sie beide allein zu lassen. Sie steckte das Telefon in die Tasche an ihrem Kleid, hob den Kopf und war im Begriff, Decker zu fragen, wie sie nun Stephanie finden sollten – da begann das Handy plötzlich zu vibrieren.
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„Dani?“
„Nicholas?“, rief sie erschrocken, denn sie erkannte seine Stimme vom ersten Telefonat wieder. Sie blickte zu Decker, der sofort näher kam, und dann zu Mortimer, als dieser in einigen Metern Entfernung stehen blieb und sich zu ihnen umdrehte.
„Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe“, sagte Nicholas. „Sie waren sicher krank vor Sorge, aber ich wollte erst anrufen, wenn ich gute Neuigkeiten habe.“
„Meine Schwester?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Haben Sie sie befreit?“
„Nein“, gab er leise zurück. „Aber ich weiß, wo sie ist und dass sie lebt.“ Dani schloss die Augen. Dass Stephanie lebte, war eine gute Nachricht. Das genügte ihr. Alles
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