Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Begeisterung, mit der er redete. Kopfschüttelnd sah Decker an Justin vorbei durch die Windschutzscheibe nach draußen, konnte jedoch nichts erkennen. „Und was macht er jetzt?“, fragte er, nachdem er seinen ebenfalls geleerten Blutbeutel von den Zähnen gezogen hatte.
„Er geht zum Heck des Wagens.... macht die Türen auf.... sucht irgendetwas.... holt einen Gegenstand heraus – ich glaube, das ist eine Waffe.“ Justin sah ihn über die linke Schulter hinweg an und wirkte sichtlich besorgt. „Meinst du, er hat uns bemerkt?“
Decker presste die Lippen zusammen, legte den leeren Beutel zur Seite und widmete sich wieder dem Koffer. „Komm und such dir eine Waffe aus.“
„Sollten wir Lucian oder Mortimer anrufen?“, wollte Justin wissen, während er zu ihm auf die Ladefläche kletterte.
Decker nahm zwei Pistolen und eine Schachtel beschichteter Patronen aus dem Waffenkoffer und dachte über die Frage nach. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, dass Lucian sie beide nach Norden geschickt hatte. Und aus demselben Grund waren Mortimer und Sam in Richtung Westen unterwegs, während Lucian selbst mit seiner Lebensgefährtin Leigh im Großraum Haliburton suchte, wo Nicholas von Grant gesehen worden war. Decker vermutete, dass sein Onkel erwartet und gehofft hatte, den Abtrünnigen als Erster zu finden, was bedeutete, dass die anderen beiden Teams zu weit entfernt waren, um ihnen in diesem Moment von Nutzen zu sein. „Die brauchen mindestens eine, wahrscheinlicher sogar zwei Stunden, ehe sie hier eintreffen könnten“, gab er deshalb kopfschüttelnd zurück. „Wir sind auf uns allein gestellt.“
Justin nickte bedächtig und verwandelte sich vom gut gelaunten und ein wenig spitzbübischen Begleiter zu dem ernsthaften Jäger, der er eigentlich war. Er straffte die Schultern und setzte eine ernste Miene auf. Dann suchte er sich seine Waffen aus.
Da Decker vermeiden wollte, dass Nicholas sich an sie heranschlich, während sie abgelenkt waren, nahm er die Pistolen samt Munitionsschachtel und kehrte zurück auf den Fahrersitz. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass Nicholas einen Köcher mit Pfeilen und Bogen auf dem Rücken trug sowie eine Armbrust über die Schulter gelegt hatte, aber immer noch über die Ladefläche des Vans gebeugt stand und vermutlich nach weiteren Waffen suchte. Decker lud seine Pistolen und blickte zwischendurch immer wieder zu Nicholas hinüber, der seinen Wagen selbst dann noch durchstöberte, als Justin auf den Beifahrersitz zurückkehrte.
„Und jetzt?“, fragte dieser, seinen Blick auf den Abtrünnigen gerichtet. „Schleichen wir uns an und stürzen uns auf ihn?“
„Klingt gut“, meinte Decker und griff reflexartig nach dem Zündschlüssel, überlegte es sich dann aber wieder anders. Wenn Nicholas sie bemerkte, bevor sie ihn erreicht hatten, bestand die Gefahr, dass er in seinen Van sprang und davonfuhr. Sollte dies passieren, wollte Decker in der Dunkelheit nicht erst mit dem Schlüssel nach dem Zündschloss suchen müssen, bevor sie ihn verfolgen konnten. Also ließ er ihn stecken und legte den Schalter für die Innenbeleuchtung um, damit die nicht anging, sobald sie die Türen öffneten. Zum Glück war auch die Elektronik so modifiziert worden, dass beim Aussteigen kein Warnsignal ertönte, obwohl der Zündschlüssel noch im Schloss steckte. So konnten sie geräuschlos den Wagen verlassen.
Da zu befürchten war, dass sogar ein leises Klicken sie verraten könnte, ließen sie die Wagentüren einen Spaltbreit offen stehen.
Dann bewegten sie sich schweigend und so leise wie möglich durchs Gras. Auf halber Strecke wechselte Justin schließlich auf die andere Seite des Trampelpfads, damit sie sich Nicholas aus zwei Richtungen nähern konnten. Es war etwas, das Deckers regulärer Partner Anders ganz automatisch gemacht hätte, aber mit ihm arbeitete er auch schon seit Jahrzehnten zusammen. Dennoch nahm er an, dass er von Justin keine unangenehmen Überraschungen zu erwarten hatte. Denn auch wenn sie zum ersten Mal gemeinsam im Einsatz waren, arbeitete Justin seit Jahren mit Mortimer zusammen und wusste, worauf es ankam. Decker kam zu dem Schluss, dass er nicht befürchten musste, der Junge wüsste nicht, was er zu tun hätte, und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Beute, der sie sich leise näherten.
Sie waren vielleicht noch zwei Meter entfernt, als Nicholas sich plötzlich aufrichtete und an sie wandte. „Es hat ja ganz schön lange gedauert, bis ihr
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