Vampire und andere Kleinigkeiten
durchgeknallter Heldenverehrung?«
»Ach, du bringst die Dinge immer so schön auf den Punkt«, sagte Pam bewundernd. Mittlerweile standen wir vor Erics Büro und konnten hören, wie er drinnen herumbrüllte.
»Er ist mit dem neuen Barkeeper nicht zufrieden.
Eric glaubt, es seien nicht genug Flaschen von dem Blut da, das der Fürst laut einem Interview in Vampire in Amerika< am liebsten mag.«
Ich versuchte mir vorzustellen, wie Vlad Tepes, der so viele seines eigenen Volkes aufgespießt hatte, mit einem Journalisten plauderte. In dessen Haut hätte ich auf keinen Fall stecken mögen, nur mit Stift und Papier bewaffnet. »Welche Marke ist das denn?« Ich hatte Mühe, beim Thema zu bleiben.
»Der Fürst der Finsternis mag am liebsten Royalty, heißt es.«
»Igitt.« Warum nur überraschte mich das nicht?
Royalty war ein sehr, sehr seltenes Flaschenblut.
Ehrlich gesagt, hatte ich die Marke bis jetzt für reine Erfindung gehalten. Royalty bestand teils aus synthetischem Blut, teils aus echtem - aus echtem Blut von, man ahnt es schon, Menschen mit Adelstitel.
Doch ehe jetzt einer auf die Idee kommt, dass geschäftstüchtige Vampire dem hübschen Prinz William auflauern, sei angefügt: In Europa gibt es jede Menge niedere Adlige, die nur allzu gern ein wenig Blut spenden, gegen eine astronomische Summe, versteht sich.
»Nachdem wir einen ganzen Monat lang herumtelefoniert hatten, gelang es uns, zwei Flaschen aufzutreiben.« Pam blickte ziemlich erbittert drein. »Sie kosteten mehr, als wir uns eigentlich leisten können. Ich habe meinen Schöpfer stets als soliden Geschäftsmann erlebt, aber dieses Jahr übertreibt er es. Royalty hält sich nicht ewig, weißt du, wegen des echten Bluts... und jetzt macht er sich Sorgen, dass zwei Flaschen nicht reichen könnten. Es ranken sich so viele Legenden um Dracula, wer kann da schon sagen, was der Wahrheit entspricht? Eric glaubt jedenfalls, dass Dracula nur Royalty trinkt oder... das Echte eben.«
»Echtes Blut? Aber das ist doch gesetzlich verboten, wenn du keinen freiwilligen Blutspender hast.«
Jeder Vampir, der einem Menschen - gegen dessen Willen - das Blut aussaugte, wurde hingerichtet - durch Pfählen oder Sonnenlicht, die Wahl wurde ihm überlassen. Die Hinrichtung wurde gewöhnlich von einem vom Staat bestellten Vampir vollzogen. Ich selbst fand, dass jeder Vampir, der einem Unwilligen Blut aussaugte, den endgültigen Tod verdient hatte. Schließlich gab es genug Vampirsüchtige, die sich den Untoten als Blutspender geradezu aufdrängten.
»Und kein Vampir darf Dracula töten oder auch nur schlagen«, riss Pam mich aus meinen Gedanken. »Nicht, dass wir unseren Fürsten verprügeln wollten«, fügte sie hastig hinzu.
Okay, dachte ich.
»Dracula steht in so hohem Ansehen, dass jeder Vampir, der ihn angreift, ins Sonnenlicht treten muss. Und außerdem wird von uns erwartet, dass wir unserem Fürsten finanzielle Unterstützung anbieten.«
Fehlte nur noch, dass alle Vampire verpflichtet waren, ihre Fangzähne mit Zahnseide zu reinigen, ehe sie ihm gegenübertraten.
Die Tür zu Erics Büro flog mit solcher Wucht auf, dass sie gleich darauf wieder zuknallte. Dann wurde sie noch einmal etwas vorsichtiger geöffnet, und Eric trat heraus.
Ich starrte ihn an, ich konnte nicht anders. Er war regelrecht zum Anbeißen. Eric Northman ist sehr groß, sehr breitschultrig, sehr blond, und heute Abend trug er einen Smoking, der eindeutig nicht von der Stange kam. Dieser Anzug war Eric auf den Leib geschneidert, nicht mal James Bond hätte darin besser ausgesehen. Kein einziger Fussel auf dem tiefschwarzen Tuch, ein blütenweißes Hemd, eine perfekt gebundene Fliege, und dann diese schönen Haare, die ihm in Wellen auf die Schultern herabfielen...
»James Blond«, murmelte ich. Erics blaue Augen funkelten vor Aufregung. Wortlos beugte er sich über mich, als würden wir tanzen, und gab mir einen Wahnsinnskuss: Lippen, Zunge, alles, das volle Programm. Junge, Junge. Als mein Körper zu beben begann, richtete er sich (und mich) wieder auf. Sein strahlendes Lächeln ließ zwei glitzernde Fangzähne erkennen. Eric hatte seinen Spaß gehabt.
»Ja, ich grüße dich auch«, sagte ich spitzzüngig, als ich endlich wieder Atem geschöpft hatte.
»Meine köstliche Freundin.« Eric verneigte sich vor mir.
Nanu, war ich tatsächlich eine »Freundin«? Und was das »köstlich« anging - tja, da musste ich mich wohl auf sein Wort verlassen. »Wie sieht denn das Programm für
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