Vampire und andere Kleinigkeiten
so um die fünfzehn Grad, doch mir fiel auf, dass Mr. Cataliades tatsächlich schwitzte. »Dürften wir wohl ins Haus kommen?«, fragte er.
»Tut mir leid«, sagte ich, ohne auch nur den ge-ringsten entschuldigenden Tonfall in der Stimme.
»Lieber nicht.« Bubba war hoffentlich klug genug, um durch das flache Tal zwischen unseren Grundstücken zu meinem nächsten Nachbarn zu eilen, zu meinem Exfreund Bill Compton, den Einwohnern von Bon Temps besser bekannt als Bill der Vampir, und ihn zu Hilfe zu holen.
»Dann werden wir unsere Angelegenheiten hier draußen im Garten erledigen müssen«, erwiderte Mr. Cataliades kühl. Er und Waldo kamen um die Limousine herum. Mir war nicht ganz wohl dabei, dass nun gar nichts mehr zwischen uns war, doch sie blieben auf Abstand. »Miss Stackhouse, Sie sind die einzige Erbin Ihrer Cousine.«
Ich verstand, was er sagte, konnte es aber kaum glauben. »Nicht mein Bruder Jason?« Er und Hadley, beide drei Jahre älter als ich, waren dicke Freunde gewesen.
»Nein. In diesem Schriftstück hier hält Hadley fest, dass sie Jason Stackhouse einmal angerufen und um Hilfe gebeten hat, als sie sehr dringend Geld benötigte. Er ignorierte ihre Bitte jedoch, deshalb ignoriert sie jetzt ihn.«
»Wann wurde Hadley gepfählt?« Ich konzentrierte mich ganz darauf, bloß keine Bilder vor meinem geistigen Auge aufsteigen zu lassen. Da sie nur drei Jahre älter war als ich, war Hadley also im Alter von gerade mal neunundzwanzig gestorben. Äußerlich war sie so ziemlich das komplette Gegenteil von mir gewesen: Ich war robust und blond, sie dünn und dunkel; ich war kräftig, sie zerbrechlich; sie hatte große, von dichten Wimpern umrahmte braune Augen, meine waren blau. Und jetzt erzählte mir dieser seltsame Mann hier, dass sie diese Augen für immer geschlossen hatte.
»Vor einem Monat.« Mr. Cataliades hatte einen Augenblick lang darüber nachdenken müssen. »Sie starb vor etwa einem Monat.«
»Und da geben Sie mir jetzt erst Bescheid?«
»Die Umstände ließen es nicht eher zu.«
Ich dachte darüber nach. »Ist sie in New Orleans gestorben?«
»Ja. Sie war eine der Zofen der Königin«, sagte er, gerade so, als würde er mir erzählen, dass sie Teilhaberin einer großen Anwaltskanzlei gewesen wäre oder in der Lage, sich eine eigene Firma zu kaufen.
»Der Königin von Louisiana«, fügte ich vorsichtig hinzu.
»Ich wusste, Sie würden es verstehen«, erwiderte er und strahlte mich an. »Diese Frau kennt ihre Vampire - das habe ich mir gleich gesagt, als ich Sie zum ersten Mal sah.«
»Diesen Vampir kennt sie tatsächlich«, sagte da Bill, der urplötzlich an meiner Seite aufgetaucht war - eine seiner befremdlichen Angewohnheiten.
Ein Anflug von Missfallen huschte über Mr. Cataliades' Gesicht, so wie ein Blitz durch den Himmel zuckt.
»Und wer bitte sind Sie?«, fragt er mit kalter Höflichkeit.
»Ich bin Bill Compton, ein Einwohner dieser Gemeinde und ein Freund von Miss Stackhouse«, erwiderte Bill in Unheil verkündendem Ton. »Und außerdem bin ich ein Untergebener der Königin, genau wie Sie.«
Die Königin hatte Bill angeworben, damit die Datenbank der Vampire, an der er arbeitete, ihr gehören würde. Irgendwie hatte ich jedoch das Gefühl, dass Mr. Cataliades persönlichere Dienste für sie verrichtete. Er sah aus, als wüsste er, wo all die Leichen vergraben lagen, und Waldo sah aus, als hätte er sie verscharrt.
Direkt hinter Bill stand Bubba, und als Bubba aus Bills Schatten hervortrat, sah ich den Vampir Waldo zum ersten Mal eine Gefühlsregung zeigen. Er erstarrte in Ehrfurcht.
»Ach du meine Güte! Ist das El-«, stieß Mr. Cataliades hervor.
»Ja, das ist Bubba«, sagte Bill und warf den beiden Fremden einen bedeutsamen Blick zu. »Und die Vergangenheit macht ihn sehr unglücklich.« Bill wartete, bis die beiden mit einem Nicken zeigten, dass sie verstanden hatten. Dann sah er mich an. Seine dunkelbraunen Augen wirkten schwarz in den harten Schatten des von oben herabfallenden Lichts. Seine bleiche Haut hatte diesen Schimmer, der »Vampir« besagte.
»Sookie, was ist hier los?«
Ich fasste Mr. Cataliades' Nachricht in aller Kürze für ihn zusammen. Seit ich mich von Bill getrennt hatte, weil er mein Vertrauen missbraucht hatte, versuchten wir, eine andere funktionierende Beziehung aufzubauen. Er erwies sich als wirklich verlässlicher Freund, und ich war froh, dass er hier war.
»Hat die Königin Hadleys Tod befohlen?«, fragte Bill meine Besucher.
Mr.
Weitere Kostenlose Bücher