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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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an, aber Carden kam mir zuvor. »Das Mädchen wurde angegriffen«, log er. Er zog meinen Ärmel hoch und deutete ruhig auf die Stelle, in die er seine Fänge geschlagen hatte. »Ich konnte einen der Brüder gerade noch davon abhalten, sich in ihr zu verbeißen. Das Mädchen war halb ohnmächtig – ich musste sie hinaustragen.«
    Alcántara warf mir erneut einen durchdringenden Blick zu. »Ist das so?«
    Ich nickte langsam.
    »Was geschah sonst noch? Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse, die dich so weit von unserem Plan abweichen ließen?«
    Ich hatte solche Angst, mich wegen dieses Bundes mit Carden zu verschnappen, dass mein Bericht in ein wildes Gestammel ausartete. Die Synode der Sieben. Die Zusammenkunft in einem privaten Speisesaal. Bruder Jakob. Der Ball. Serviermädchen in weißen und Küchenaufseherinnen in schwarzen Schürzen. Spenderinnen in Satinkleidern.
    Ich redete und redete, aber er starrte mich nur ausdruckslos an. Und plötzlich, wohl in dem verzweifelten Versuch, die gereizte Stimmung ein wenig zu lockern, hörte ich mich sagen: »Nach der Synode war ich so mit meinen Nerven fertig, dass ich fast unter Halluzinationen litt. Jedenfalls glaubte ich einen Moment lang, Lilou in den Küchengewölben zu sehen.«
    Ich wartete darauf, dass er lachen oder wenigstens lächeln würde, aber wenn seine Züge bis dahin frostig gewesen waren, so wirkten sie mit einem Mal hart und kalt wie Gletschereis.
    »Was erzählst du da?«, fragte er, langsam und jedes Wort betonend.
    Ich fuchtelte nervös mit den Händen. »Ich sah im Gang ein Mädchen, das unglaubliche Ähnlichkeit mit Lilou hatte. Sie erinnern sich vielleicht noch – meine frühere Zimmergenossin, die ich beim Semesterwettbewerb besiegte. Komisch, nicht wahr?«
    Alcántara wandte sich von mir ab, schloss mich aus. Für ihn war ich nicht mehr vorhanden. »Macht das Boot startklar«, fauchte er Carden an. »Ich bin in Kürze wieder zurück.«
    Und dann verschwand er. Kein Gute Arbeit . Überhaupt nichts. Er schaute kein einziges Mal in meine Richtung, als könnte er mich auslöschen, indem er vorgab, ich sei gar nicht da.
    Mir verschlug es den Atem. »Was war das eben?«
    Ich spürte, dass Carden hinter mir auftauchte. »Beruhige dich, Mädchen.«
    »Das sagst du leicht. Du hast Fänge.« Ich lief am Strand auf und ab. »Er weiß Bescheid.«
    »Über unseren Bund? Wenn er das wüsste, wärst du nicht mehr am Leben.«
    Worauf hatte ich mich da eingelassen? »Du sagtest, du würdest mir alles erklären. Bedeutet dieser Bund, dass wir jetzt so was wie verheiratet sind?«
    »Er bedeutet, dass wir … verbunden sind. Das kann man nicht erklären. Das muss man erleben.«
    Ich funkelte ihn wütend an.
    »Und«, fuhr er fort, »wir sind nicht verheiratet. Obwohl wir uns immer den Genuss –«
    »Nein danke.« Ich hob die Hand, weil ich seinen Satz absolut nicht zu Ende hören wollte. Ich hatte genug Probleme und wollte mir nicht auch noch darüber den Kopf zerbrechen.
    Zu meiner totalen Fassungslosigkeit blinzelte mich der Typ an. »Wie du willst.«
    Ich verdrehte die Augen. »Hör mal, wir müssen einiges klären, bevor er zurückkommt.« Alcántara machte mir Angst, aber konnte er ebenso schlimm sein wie die Vampire, vor denen wir eben geflohen waren? Er hatte gesagt, sie seien die Bösen. Und überhaupt – wie abgrundtief schlecht musste jemand sein, um eine Schar Priester umzubringen oder zu verwandeln? Vielleicht war er nur eifersüchtig, weil ich Carden gleich mitgebracht hatte. »Glaubst du, seine schlechte Laune entspringt einer Art Gockeltrieb?«
    »Nun beruhige dich endlich! Irgendwie macht ihm die Sache mit diesem Mädchen zu schaffen, das du erwähntest.«
    »Lilou? Das ist absurd. Ich habe sie getötet.« Oder doch nicht? Klar hatte ich sie getötet. »Und ich bin ziemlich sicher, dass ich sie nur mit seiner Hilfe besiegen konnte.«
    »Ich wurde auch einmal getötet. Und doch stehe ich hier.«
    Ich starrte ihn stumm und ein wenig dämlich an. Ich schätze mal, wenn man ewig lebt, verliert der Tod im Lauf der Zeit an Bedeutung.
    »Zerbrich dir nicht allzu sehr den Kopf, meine Kleine.« Er zerzauste mir das Haar und schlenderte dann über den Strand in die Höhle. Als er wieder ins Freie kam, trug er das Dingi – ganz allein. Er hatte es mühelos über den Kopf gestemmt, als sei es ein großer Korb.
    Ich sprang auf. »Brauchst du Hilfe?«
    »Von einem großen, starken Mädchen?« Er lächelte. »Keine Sorge, ich schaffe das schon.«
    Ich

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