Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
Vom Netzwerk:
Semesterpreis des Direktorats. Die Vampire gaben uns keine Chance, unsere Blessuren auszuheilen, sondern setzten im Sommersemester das harte Training fort. Nur die stärksten und wildesten Kämpferinnen überlebten.
    Emma spürte meine Gedanken. Sie rutschte über den Sand näher an mich heran und senkte die Stimme, weil sie ebenso gut wie ich wusste, dass wir keinem der anderen Mädels trauen konnten. »Wir sind nicht mehr so viele.«
    »Und zum Sommer hin werden es noch weniger sein«, wisperte ich. Meine Antwort klang brutal, aber ich wusste, wovon ich sprach. Unsere Lehrer würden von Semester zu Semester aussieben, bis nur noch eine Handvoll der ursprünglichen Truppe übrig blieb. Ich dachte an die Mädels, die bis jetzt gestorben waren, und wusste nicht recht, was ich davon halten sollte, dass ich eine Menge Namen bereits wieder vergessen hatte.
    »Ich schätze, dass wir im Herbst Nachschub bekommen.«
    Ich bedachte Emma mit einem säuerlichen Blick. »Mehr von diesen Zicken?«
    »Nun ja, jetzt, da Lilou fort ist, brauchst du eine neue Zimmergenossin.«
    Ich schüttelte mich. »Du kannst einen echt aufmuntern.«
    Aber auch wenn es mir nicht passte – Emma hatte recht. Ich musterte die übrigen Acari. Das war der schräge Name, mit dem sie uns Wächter-Lehrlinge bezeichneten. Ganz offenkundig hatten die Vampire eine Schwäche für gutaussehende Teenager. Alle Mädels hier waren auf irgendeine Weise hübsch und manche sogar ausgesprochen schön. Das war ärgerlich und sexistisch. Echt krass eben. Aber die Vampire, die hier das Sagen hatten, hatten nicht unbedingt die modernsten Ansichten. Manche von ihnen weilten schon seit ein paar hundert Jahren auf der Erde, und da lag es nahe, dass sie bei der Ausbildung des weiblichen Wächter-Heeres, das ihnen Agenten, Schutzengel und vielleicht auch Killer liefern sollte, Wert auf ein erfreuliches Äußeres legten.
    Davon mal abgesehen, waren wir ein gemischter Haufen. Emma, die auf einer einsamen Farm aufgewachsen und harte Arbeit gewohnt war, stellte die große Ausnahme dar. Lilou vom Typ Reich-geboren-aber-auf-die-schiefe-Bahn-gekommen hatte ebenfalls eine Sonderstellung eingenommen. Jede von uns verfügte darüber hinaus über ganz besondere Talente. Ich beispielsweise besaß einen IQ , der mich zum Genie stempelte, und konnte (danke, mein allerbester Daddy!) einiges an Hieben einstecken. Und Lilou war eine begnadete Pyromanin gewesen – davon zeugten noch jetzt meine zotteligen, weil angekokelten Haare.
    Aber es gab auch einen gemeinsamen Nenner: Wir waren alle Außenseiter der Gesellschaft. Ausreißerinnen, Gang-Bräute, was auch immer – wir waren alle von daheim abgehauen, und unsere Lieben weinten uns keine Träne nach.
    Emma ließ wie ich ihren Blick über die Anwesenden schweifen. »Mir ist aufgefallen, dass einige der Sucher fehlen. Wahrscheinlich haben sie den Auftrag, neue Mädels herzuholen.«
    Ihre Bemerkung machte mich nachdenklich. War das der Grund für Ronans Abwesenheit? Sammelte er Nachschub für die nächste Acari-Klasse?
    Wie alle guten Sucher hatte er den Auftrag, geeignete Acari-Anwärterinnen aufzuspüren und mit allen erdenklichen Mitteln davon zu überzeugen, dass es zu ihrem Besten sei, ihr bisheriges Leben aufzugeben und gegen einen Aufenthalt auf einer fernen Insel mitten in der Nordsee einzutauschen, wo sie entweder zu Wächtern für einen Haufen Vampire ausgebildet wurden oder, falls sie sich als untauglich erwiesen, starben . Ich wusste nicht, wie die anderen Sucher das anstellten, aber Ronan besaß ganz besondere magische Kräfte, die ihm seine Aufgabe sehr erleichterten.
    Also war er im Moment unterwegs, um ein anderes Mädchen mit seinen geheimnisvollen grünen Augen zu verzaubern und mit seinen hypnotischen Berührungen zum Schmelzen zu bringen? Ich runzelte die Stirn.
    Emma erriet, in welche Richtung meine Gedanken gewandert waren. »Deshalb hast du Ronan wahrscheinlich schon länger nicht mehr gesehen«, sagte sie. Ihr sanfter, verständnisvoller Tonfall ärgerte mich.
    »Ich habe nicht an Ronan gedacht.« Das war gelogen, weil ich nur an Ronan dachte. Von seinem scharfen Äußeren mal abgesehen, war er einer der wenigen Menschen auf der Insel – ach was, einer der wenigen Menschen in meinem Leben –, die sich je besorgt um mich gezeigt hatten. Er hatte es geschafft, sich in mein Bewusstsein zu schleichen, und seitdem saß der Traum von einem Mann, der auf mich aufpasste, wie ein Stachel in meinem Herzen.
    Aber natürlich

Weitere Kostenlose Bücher