Vampire's Kiss
zweideutig, nannte mich querida und tat so, als sei nichts geschehen, obwohl das natürlich nicht stimmte.
Obwohl das ganz und gar nicht stimmte.
Ich spürte, wie mich Cardens Augen verfolgten. Er lehnte amüsiert und herablassend zugleich an einer Wand auf der anderen Seite des Ballsaals, als gäbe es ein Geheimnis, das niemand außer ihm kannte. Er lächelte gern und viel, und Guidons umschmeichelten ihn wie eine Schar Katzen eine offene Thunfischdose.
Ich redete mir ein, dass dieses komische Gefühl im Bauch keine Eifersucht war.
Ich hatte meinen Beitrag zu seiner Rettung geleistet. Das sollte mich eigentlich glücklich machen. Mission erfüllt. Ich gehörte nun dazu – als Agentin im Kampf Gut gegen Böse … oder besser, als Agentin im Kampf Böse gegen sehr Böse.
Warum also war ich nicht glücklicher?
Warum triumphierte ich nicht? Es hatte sich herumgesprochen, dass meine Mission erfolgreich verlaufen war, und die Guidons machten einen weiten Bogen um mich. Ein weiteres Mädchen aus meinem Umfeld war tot – diesmal eine Freundin –, und wieder war ich unversehrt geblieben.
Aber alles, was ich spürte, war Einsamkeit. Ich trieb allein und steuerlos auf hoher See. Und ich wurde den Verdacht nicht los, dass die Vampire, die mich ausgebildet hatten, nicht ganz das waren, was sie zu sein vorgaben.
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