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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dann das Wort »befugt«, sogar noch mehr als »begnadet«. »Und was soll ich damit machen?«, fragte ich.
    »Eric sagte: › Sie soll es mir heute Abend vor Victors Augen überreichen ‹ «
    Eric tat nichts ohne guten Grund. »Okay«, erwiderte ich zögernd. »Betrachten Sie es als angekommen .«
    Die nächste Schicht meisterte ich ganz gut. Jeder sprang ein, um zu helfen, was wirklich nett war. Und auch der Koch hatte den ganzen Tag hart gearbeitet. Er war ungefähr der fünfzehnte Schnellimbisskoch, den wir hatten, seit ich im Merlotte's angefangen hatte. Und es war wirklich alles darunter gewesen, was man sich nur vorstellen kann: Schwarze, Weiße, Männer, Frauen, Alte, Junge, Untote (ja, ein Vampirkoch), Leute mit Hang zur Lykanthropie (ein Werwolf) und vermutlich ein oder zwei, die ich völlig vergessen hatte. Dieser Koch, Antoine Lebrun, war richtig nett. Er war nach Hurrikan Katrina nach Bon Temps evakuiert worden und länger geblieben als die anderen Flüchtlinge, die es bald an die Golfküste zurück - oder weitergezogen hatte.
    Antoine war Mitte fünfzig, und in seinem lockigen Haar zeigten sich bereits ein, zwei graue Strähnen. In New Orleans hatte er die Imbissbuden im Louisiana Superdome betrieben, erzählte er mir am Tag, als er angestellt wurde, und es hatte uns beide geschaudert. Und auch mit unserer Hilfskraft D'Eriq, der gleichzeitig Küchenjunge war, kam Antoine prächtig aus.
    Als ich in die Küche kam, um nachzusehen, ob er alles Benötigte hatte, erklärte Antoine mir, dass er richtig stolz sei, für einen Gestaltwandler zu arbeiten; und D'Eriq konnte sich gar nicht darüber beruhigen, wie sehr ihn Sams und Trays Verwandlung beeindruckt hatte. D'Eriq hatte nach Dienstschluss sogar noch einen Anruf von seinem Cousin aus Monroe bekommen, und jetzt wollte er uns unbedingt alles über die Frau seines Cousins erzählen, die eine Werwölfin war.
    D'Eriqs Reaktion war hoffentlich typisch, dachte ich. Erst am Abend zuvor hatten viele Leute erfahren, dass jemand, den sie persönlich kannten, ein Wergeschöpf war. Doch wenn diese Wergeschöpfe nie Anzeichen von Irrsinn oder Gewalt gezeigt hatten, würden die Leute hoffentlich einsehen, dass die Verwandlung nichts weiter als ein völlig harmloser Baustein ihres Wissens um diese Welt war. Das Ganze war doch sogar aufregend.
    Ich hatte keine Zeit gehabt, die Reaktionen weltweit zu verfolgen, aber soweit es unsere Kleinstadt betraf, schien die Große Offenbarung reibungslos zu verlaufen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass jemand Brandbomben aufs Merlotte's werfen wollte wegen Sams Zweigestaltigkeit, und auch Trays Motorradwerkstatt hielt ich für absolut sicher.
    Tanya kam zwanzig Minuten zu früh, was ihr Ansehen bei mir sogleich hob, und ich lächelte sie aufrichtig an. Nachdem wir ein paar grundsätzliche Dinge wie Arbeitsstunden, Bezahlung und Sams Hausregeln durchgegangen waren, fragte ich sie: »Gefällt es dir eigentlich da draußen in Hotshot?«
    »Ja«, erwiderte sie ein wenig überrascht. »Die Familien in Hotshot verstehen sich wirklich gut. Und wenn was schief läuft, treffen sie sich und besprechen es. Und die, denen dieses Leben nicht gefällt, gehen einfach, so wie Mel Hart.« Fast jeder in Hotshot war entweder ein Norris oder ein Hart.
    »Er hat sich in letzter Zeit richtig mit meinem Bruder angefreundet«, sagte ich, weil ich ein wenig neugierig auf Jasons neuen Freund war.
    »Ja, das habe ich auch gehört. Alle sind froh, dass Mel endlich jemanden gefunden hat, nachdem er so lange allein herumgehangen hat.«
    »Warum hat er sich denn in Hotshot nicht wohlgefühlt?«, fragte ich direkt.
    »Soweit ich weiß«, sagte Tanya, »hält Mel nichts vom Teilen. Das muss man aber, wenn man in so einem kleinen Dorf wohnt. Er ist eher der Typ ... Na, eben: › Was mir gehört, gehört mir. ‹ « Sie zuckte die Achseln. »Heißt es wenigstens.«
    »Jason ist genauso«, erwiderte ich. Ich konnte Tanyas Gedanken wegen ihrer Zweigestaltigkeit nicht allzu deutlich lesen, aber ich fing ihre allgemeine Stimmung und ihre Gefühle auf und erkannte, dass die anderen Werpanther sich Sorgen machten um Mel Hart.
    Vermutlich fragten sie sich, ob er in der großen Welt von Bon Temps wohl zurechtkommen würde, dachte ich. Hotshot war ein eigenes kleines Universum.
    Mir wurde etwas leichter ums Herz, als ich Tanya (die definitiv Erfahrung mitbrachte) in alles eingewiesen hatte. Und so nahm ich die Schürze ab, holte meine Handtasche und das Bündel, das Bobby

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