Vampirgeflüster
Auftraggeber tot ist. Ich habe meins nie gekriegt. Vielleicht fand Sophie-Anne, dass Glassport mehr für sie getan hat, oder er war klug genug, es einzufordern, obwohl sie beide Beine verloren hatte.«
»Ich hatte ganz vergessen, dass du noch nicht bezahlt wurdest.« Wieder sah Eric äußerst unerfreut drein. »Ich werde mit Victor sprechen. Wenn Glassport seine Dienste für Sophie honoriert bekommen hat, steht dir das auch zu. Sophie hat ein großes Vermögen hinterlassen und keine Kinder. Und Victors König schuldet dir noch etwas. Er wird sich die Sache anhören.«
»Das wäre großartig«, sagte ich, vielleicht ein wenig zu erleichtert.
Eric blickte mich durchdringend an. »Du weißt doch, Sookie, wenn du Geld brauchst, musst du es mir nur sagen. Ich will nicht, dass es dir an irgendetwas mangelt, du sollst alles haben, was du benötigst. Und ich kenne dich gut genug, um überzeugt zu sein, dass du das Geld nie leichtsinnig verschwenden würdest.«
Aus seinem Mund klang das beinahe, als wäre es kein sonderlich vorteilhafter Charakterzug. »Ich weiß das Angebot zu schätzen«, sagte ich und merkte selbst, wie gestelzt ich plötzlich sprach. »Aber ich möchte nur das, was mir zusteht.«
Wieder trat ein langes Schweigen ein, während um unseren Tisch und überall in der Bar der übliche Geräuschpegel herrschte.
»Sag mir die Wahrheit«, begann Eric schließlich. »Kann es sein, dass du hierhergekommen bist, nur um ein wenig Zeit mit mir zu verbringen? Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie wütend du auf mich bist, weil ich dich nicht vorher über den Dolch aufgeklärt habe. Und offenbar willst du das auch nicht tun, jedenfalls nicht heute Abend. Und ich habe mit dir auch noch nicht über meine Erinnerungen an jene Zeit geredet, die wir miteinander verbracht haben, als du mich bei dir zu Hause versteckt hast. Weißt du, warum ich ausgerechnet in der Nähe deines Hauses war, als ich halb nackt durch die eiskalte Nacht rannte?«
Seine Frage kam so unerwartet, dass ich erst mal schwieg. Wollte ich die Antwort wirklich hören? Doch dann sagte ich: »Nein, das weiß ich nicht.«
»Der Fluch, den die Hexe in sich trug, der Fluch, der wirksam wurde, als Chow sie umbrachte... lautete, dass ich dem Begehr meines Herzens immer nahe sein würde, ohne es je zu erkennen. Ein schrecklicher Fluch und einer, den Hallow mit größter Raffinesse formuliert hat. Wir haben ihn in ihrem Zauberbuch gefunden, wo sie ihn mit einem Eselsohr markiert hatte.«
Es gab nichts, was ich darauf hätte erwidern können. Auch wenn ich natürlich darüber nachdenken würde.
Ich war zum ersten Mal einfach zum Reden ins Fangtasia gekommen, ohne in irgendwelchen Vampir-Angelegenheiten hergebeten worden zu sein. Lag das an diesen Blutsbanden oder hatte es einen viel natürlicheren Grund? »Vermutlich wollte ich ... einfach nur ein wenig Gesellschaft«, sagte ich. »Jedenfalls keine seelenaufrührenden Enthüllungen.«
Er lächelte. »Das ist gut.«
Wirklich? Ich wusste es nicht.
»Du weißt aber, dass wir nicht richtig verheiratet sind, oder?« Das musste ich unbedingt noch loswerden, auch wenn ich am liebsten vergessen hätte, dass das Ganze überhaupt geschehen war. »Ich weiß, dass Vampire und Menschen mittlerweile heiraten dürfen, aber das war keine Zeremonie, die ich anerkenne, und der Bundesstaat Louisiana genauso wenig.«
»Und ich weiß, dass du jetzt in irgendeinem Hinterzimmer in Nevada sitzen würdest, wenn ich es nicht getan hätte, und Gedanken lesen müsstest, während Felipe de Castro mit Menschen Geschäfte macht.«
Wie ich es hasste, wenn mein Verdacht sich bestätigte. »Aber ich habe ihn gerettet«, sagte ich und versuchte, nicht zu jammern. »Ich habe ihm das Dasein gerettet, und er hat mir versprochen, dass ich auf seine Freundschaft zählen kann. Was auch heißt, auf seinen Schutz, dachte ich.«
»Er möchte dich zu deinem Schutz direkt an seiner Seite haben, jetzt, wo er von deinen Fähigkeiten weiß. Er möchte dich als Druckmittel gegen mich einsetzen.«
»Na, das nenn ich Dankbarkeit. Hätte ich bloß zugelassen, dass Sigbert ihn tötet.« Ich schloss die Augen. »Verdammt noch mal, was ich auch tue, immer verliere ich.«
»Jetzt kann er nicht mehr an dich heran«, sagte Eric. »Wir sind verheiratet.«
»Aber, Eric ...« Ich hatte so viele Einwände gegen dieses Arrangement, dass ich gar nicht wusste, wo ich beginnen sollte. Ich hatte mir geschworen, das Thema heute Abend nicht anzuschneiden, aber es
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