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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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auftreiben könnte, wäre sein kometenhafter beruflicher Aufstieg gesichert. Dann würde er quasi die Leiter hinauffallen und gleich in die FBI-Zentrale in Washington versetzt werden.
    Ob ich Amelia bitten sollte, die FBI-Agenten mit einem Zauberbann zu belegen? Nein, irgendwie erschien mir das wie Betrug. Immerhin waren die beiden keine Supras. Sie taten nur, was man ihnen aufgetragen hatte, und sie wollten mir nichts Böses. Lattesta glaubte sogar, er würde mir einen Gefallen tun, weil er mich aus diesem kleinen Provinznest hier herausholen und mir ins Rampenlicht der Öffentlichkeit verhelfen konnte - oder zumindest zu hohem Ansehen beim FBI.
    Als wenn mich das irgendwie interessieren würde.
    Während ich unentwegt lächelnd meine Arbeit erledigte und mit den Gästen plauderte, versuchte ich mir auszumalen, wie es wäre, mit Lattesta Bon Temps zu verlassen. Das FBI würde sicher irgendwelche Tests entwickeln, um meine Genauigkeit zu prüfen, und herausfinden, dass ich keine Hellseherin, sondern Telepathin war. Und wenn sie erst die Beschränkung meines Talents erkannt hätten, würden sie mich an all die Schauplätze schrecklicher Katastrophen bringen, wo ich nach Überlebenden suchen sollte. Sie würden mich in Räume mit Geheimagenten fremder Länder stecken oder mit Amerikanern, die sie entsetzlicher Taten verdächtigten. Ich würde dem FBI sagen müssen, ob diese Leute der Verbrechen schuldig waren, deren man sie verdächtigte. Ich würde es vielleicht sogar mit Serienmördern zu tun kriegen. Herrgott, mir wurde jetzt schon übel, wenn ich mir vorstellte, was ich in den Gedanken solcher Menschen lesen würde.
    Aber würde das Wissen, das nur mir zugänglich war, nicht eine große Hilfe sein und Leben retten? Vielleicht könnte ich weit im Voraus von verbrecherischen Plänen erfahren und so den Tod vieler Menschen verhindern.
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Gedanken wanderten in zu weite Gefilde. All das könnte geschehen. Ein Serienmörder könnte gerade in dem Moment, in dem ich seine Gedanken las, daran denken, wo er seine Opfer begraben hatte. Doch meiner Erfahrung nach dachten die Leute höchst selten: »Ja, diese Leiche habe ich am Clover Drive 1218 unter einem Rosenbusch verscharrt« oder »Das gestohlene Geld liegt auf meinem Nummernkonto 12345 bei der Schweizerischen Nationalbank«. Und schon gar nicht: »Ich plane, Gebäude XYZ am 4. Mai in die Luft zu sprengen, und meine sechs Komplizen heißen...«
    Klar, ich könnte natürlich eine Menge Gutes tun. Aber was immer ich auch erreichte, es würde nie den Erwartungen der Regierung genügen. Und ich wäre nie wieder frei. Sie würden mich sicher nicht in einer Zelle festhalten oder so was - so paranoid, dass ich damit rechnete, war ich auch wieder nicht. Aber ich könnte nie wieder ein eigenes Leben führen, so wie ich es mir wünsche.
    Also entschied ich mich einmal mehr dafür, eine schlechte Christin - oder zumindest eine schlechte Amerikanerin - zu sein. Doch solange man mich nicht dazu zwang, würde ich Bon Temps weder mit Agentin Sarah Weiss noch mit Spezialagent Tom Lattesta verlassen. Da war's ja noch besser, mit einem Vampir verheiratet zu sein.

       Kapitel 8
    Ich war wütend auf fast alle, als ich an diesem Abend nach Hause fuhr. Gelegentlich hatte ich solche Phasen, aber das ging vermutlich jedem so. Es musste etwas Hormonelles oder sonst irgendetwas periodisch Auftretendes sein. Vielleicht lag's aber auch nur an der zufälligen Sternenkonstellation.
    Ich war wütend auf Jason, weil ich schon seit Monaten wütend auf ihn war. Ich war wütend auf Sam, weil ich mich irgendwie verletzt fühlte. Ich war stocksauer auf die FBI-Agenten, die hierhergekommen waren, weil sie Druck auf mich ausüben wollten - auch wenn sie es bislang noch nicht getan hatten. Ich war empört über Erics Trick mit dem Dolch und die Arroganz, mit der er Quinn aus seinem Bezirk verbannt hatte. Okay, zugegeben, Eric hatte recht damit, dass ich selbst Quinn schon vorher abgewiesen hatte. Aber das hieß ja nicht, dass ich ihn nie wiedersehen wollte. (Oder doch?) Auf jeden Fall hieß es nicht , dass Eric mir diktieren konnte, mit wem ich mich traf und mit wem nicht.
    Und vermutlich war ich sogar wütend auf mich selbst, weil ich wie eine verliebte Närrin seinen Erinnerungen gelauscht hatte, statt die Gelegenheit zu ergreifen und Eric endlich auf alle möglichen Dinge anzusprechen. Wie die Rückblenden in › Lost ‹ hatten sich Erics Wikingererinnerungen in den

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