Vampirherz
vergisst du dieses Erlebnis so schnell wie möglich.“
Ein eindringlicher Blick traf Dana, und sofort versank sie wieder in einer leuchtenden Flut aus Blau. Sie betrachtete Francis nachdenklich.
„Deine Augen leuchten so wie die von diesem Mann. Bist du auch ein Sti-, Stri-
?“
Francis sandte ihr ein beruhigendes Lächeln zu.
„Nein, das bin ich nicht. Ich bin ein Vampir, aber ich gehöre nicht zu den Bösen.“
Dana runzelte die Stirn. Hielt er sie zum Narren, weil sie ein Kind war? Sie betrachtete ihn von der Seite. Obwohl sie noch ein Kind war, konnte sie sich seiner Schönheit nicht entziehen. Sein Profil war gerade und fein, und aus seinem dunklen, zusammen gefassten Haar hatte sich eine Strähne gelöst, die ihm jungenhaft ins Gesicht fiel. Aber es lag kein verräterisches Lächeln auf seinen Lippen. Noch bevor sie den Kopf wegdrehen konnte, traf sie sein Blick. Er lächelte.
„Du glaubst mir nicht?“
Dana wurde rot und schüttelte den Kopf.
„Mama sagt, es gibt keine Vampire“ antwortete sie zögernd. Ein herausfordernder Blick trat in Francis Augen. Er hielt an der nächsten roten Ampel und öffnete den Mund. Sofort schnellten ein Paar Fangzähne aus seinem Oberkiefer. Mit einem spitzen Schrei drückte Dana sich an die Beifahrertür. Francis fuhr die Fangzähne wieder ein und lächelte amüsiert.
„Nun?“
Dana schüttelte sich. “ Mann, wenn ich das in der Schule erzähle...“
„...wird dir niemand glauben“ vollendete Francis ihren Satz. “ Behalte es besser für dich.“
Viel zu schnell standen sie vor dem mehrstöckigen Gebäude im Stil der Gründerzeit, in dem Dana mit ihrer Mutter wohnte.
„Wir sind da“ sagte Francis.
Mit klopfendem Herzen sah Dana hinauf in den dritten Stock, wo sie mit ihrer Mutter wohnte.
„Was ist? Willst du nicht nach Hause?“
Dana seufzte. “ Mama wird bestimmt ziemlich wütend sein.“
„Helena wird sich große Sorgen um dich machen“ antwortete Francis.
„Woher kennst du ihren Namen?“ fragte Dana misstrauisch. Francis lächelte.
„Ich kenne deine Eltern ganz gut. Auf, du musst gehen.“
Dana zögerte noch, die Taxitür zu öffnen. Noch einmal warf sie Francis einen Blick zu.
“ Francis, glaubst du, dass mich noch einmal so ein Monster angreift?“
„Das kann schon sein“ antwortete er.
„Bitte, kannst du mit hinauf kommen? Ich habe Angst.“ Bittend sah sie ihn an. Francis seufzte ergeben.
„Wie du willst.“
Er stieg aus und begleitete Dana die Treppe hinauf. Vor der Wohnungstür verkroch Dana sich ängstlich hinter Francis Rücken, sodass er klingeln musste. Die Türe öffnete sich und sie sah die roten Locken ihrer Mutter aufleuchten. Ihre grünen Augen blickten Francis erstaunt an.
„Was tust du hier?“
„Ich bringe dir deine Tochter zurück“ antwortete er und zog Dana mit sanfter Gewalt hinter seinem Rücken hervor. Wie müde und traurig Helenas Gesicht aussah! Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und sie waren gerötet, als hätte sie geweint.
„Oh, Dana, Gott sei Dank geht es dir gut. Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ rief sie aus, zog Dana an sich und drückte sie so fest, dass diese kaum noch Luft bekam.
„Wo hast du sie gefunden?“ fragte sie zu Francis gewandt.
„Beim alten Parkhaus.“
„Oh Dana, du hast wieder Papa gesucht, stimmt es?“ Dana löste sich von ihrer Mutter und nickte.
„Das wäre fast ins Auge gegangen“ mischte Francis sich ein.
„Mein Gott, ich bin so froh, dass du da warst. Komm herein, Francis.“
Sie machte Platz und ließ Dana und Francis herein.
„Setze dich erst einmal ins Wohnzimmer, Francis. Ich bringe nur Dana noch ins Bett.“
Francis steuerte das Wohnzimmer an, und Helena nahm Dana an der Hand und führte sie in ihr Zimmer. Sie half ihr beim Umziehen wie damals, als Dana noch ganz klein gewesen war, und packte sie fürsorglich ins Bett.
„Versuche ein wenig zu schlafen, Dany“ sagte Helena und drückte Dana einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
„Du bist nicht böse, Mama?“ fragte Dana schüchtern.
„Ich bin viel zu froh, dass dir nichts passiert ist, Dana. Bitte tu so etwas nie wieder.“
Dana traten Tränen in die Augen.
„Aber ich muss Papa finden! Ich weiß genau, dass er irgendwo da draußen ist und uns braucht.“
Helena setzte sich wieder an die Bettkante und streichelte sanft das Gesicht ihrer Tochter. Wie ähnlich sie Daniel war! Sie hatte die gleichen dunklen Haare und diese großen honigfarbenen Augen, die so warm leuchteten.
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