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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zweispurige Straße. Das Schütteln, Rattern, Hüpfen und Umhergeworfenwerden hatte ein Ende. Jetzt wurde es eine nette, ruhige Fahrt.
    »Ah, das ist großartig«, sagte Cat. »Denkst du, wir kommen so wieder auf die 14?«
    »Vielleicht.« Nachdem ich das gesagt hatte, drehte ich den Kopf und fragte:
    »Müssen wir immer noch auf die 14, Mr. White?«
    »Die ist gut genug«, meinte er.
    »Nun, wo ist denn das Loch?«
    »Loch? Was für ein Loch?«
    »Das, in das du Brock geworfen hast. Ich dachte, wir fahren dorthin?«
    »Hört sich gut an.«
    »Weißt du, wie man von hier aus dort hinkommt?«
    »Ich hätte nicht vorgeschlagen, euch dort hinzubringen, wenn ich nicht wüsste, wo es ist.«
    »Wo ist es?«, fragte ich.
    »Verrate ich nicht.«
    Cat sah ihn über ihre Schulter hinweg an. »Wenn du uns nicht sagst, wo das Loch ist, wie sollen wir es dann finden?«
    »Das ist ganz einfach. Ich werde Sammy schon rechtzeitig sagen, wann er abfahren muss. Sam? Fahr einfach weiter, bis ich dir etwas anderes sage.«
    »Na gut«, sagte ich.
    »Ist es weit?«, fragte Cat.
    »Verrate ich auch nicht.«
    »Okay«, sagte sie. »Dann mache ich jetzt ein kleines Nickerchen.«
    »Wie du willst.«
    Zu mir meinte sie: »Du musst doch auch schrecklich müde sein.«
    »Mir geht's gut«, erwiderte ich. »Nur zu, schlaf ruhig 'ne Runde.«
    »Wenn du müde wirst, weck mich und ich fahre weiter.«
    »Das mache ich«, entgegnete ich, obwohl ich vorhatte, so lange auszuhalten, wie sie schlafen würde.
    Sie nickte, blickte wieder nach vorn und öffnete ihren Sicherheitsgurt.
    »Was machst du?«
    »Ich kann nicht schlafen, wenn das Ding angelegt ist«, entgegnete sie.
    »Versuch, keinen Unfall zu bauen.«
    Ich wollte ihr erst widersprechen. Aber es war ihr gutes Recht, ohne Sicherheitsgurt zu fahren. Außerdem hatte ich in meinem ganzen Leben noch keinen Unfall gebaut.
    Natürlich forderten wir das Schicksal heraus.
    Mit einer nicht angeschnallten Cat und einer Leiche im Kofferraum waren wir mehr als reif für einen Unfall.
    Als der Gurt aus dem Weg war, machte sie es sich in ihrem Sitz bequem, legte die Hände in den Schoß, senkte den Kopf und schloss die Augen.
    »Fahr immer geradeaus und dann auf die 14, wenn sie endlich auftaucht«, befahl Schneewittchen.
    »Nach Norden?«
    »Norden.«
    Als ich einige Minuten später zu Cat hinüber sah, schien sie zu schlafen. Schneewittchen hörte auf zu reden. Schon bald kamen laute Schnarchgeräusche vom Rücksitz.
    Das hörte ich gern. Es war, als sei er endlich fortgegangen und habe mich wieder mit Cat allein gelassen.
    Ich sah wieder zu ihr herüber.
    Die Nacht war nicht mehr so dunkel wie zuvor; es fing bereits langsam an zu dämmern. Ich konnte Cat noch nicht deutlich sehen, aber ich sah sie gut genug , dass es wehtat.
    Ihr Gesicht strahlte eine gewisse Ruhe aus, eine Sanftheit und Unschuld, als hätte der Schlaf sie verändert und sie wäre jetzt wieder so, wie ich sie früher gekannt hatte. Sie schien vierzehn, vielleicht fünfzehn Jahre alt zu sein.
    Obwohl sie zu einer schockierend schönen jungen Frau herangewachsen war – einer Frau mit Intelligenz und Grips und Stärke und Zärtlichkeit – tat es mir weh, daran erinnert zu werden, wie sie früher gewesen war. Vielleicht, weil sie fern von mir aufgewachsen war und ich sie so sehr vermisst hatte. Aber wahrscheinlich eher deshalb, weil sie sich so verändert hatte. Sie war nicht dieselbe geblieben, und das war schrecklich.
    Es tat mir weh.
    Während ich fuhr, hin und wieder zu ihr hinüberblickte und diesen schrecklichen Kummer in meiner Brust spürte, versuchte ich mir einzureden, dass es ihr gutes Recht war, älter zu werden. Selbst wenn ich die Macht besessen hätte, sie vierzehn – oder fünfzehn oder sechzehn – bleiben zu lassen, hätte mich das zwar in große Versuchung geführt, aber ich hätte es nicht getan.
    Obwohl ich alles an ihr in diesem zarten Alter geliebt hatte, so hätte ich es ihr doch nie nehmen wollen, zu einer Frau heranzuwachsen. Und doch fühlte ich mich erbärmlich, weil sie nicht mehr so war, wie ich sie einst gekannt hatte.
    Es war ein wenig so, als würde man einen Welpen oder ein Kätzchen vermissen, wenn man längst einen ausgewachsenen Hund oder eine Katze hatte. So viel war verloren: Die süße, schnelle, lustige, unbeholfene Lebhaftigkeit. Es brach mir beinahe das Herz.
    Aber es gab Ersatz dafür. Das verspielte, liebenswerte Kätzchen hatte sich in die elegante, hinreißende Cat verwandelt.
    Es gefiel mir nicht,

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