Vampirjaegerin inkognito
das Buch unter der Nase weg. „ Misch dich nicht immer in meine Angelegenheiten! “ Ich klappte den alten Wälzer zu und verstaute ihn in meiner Tasche.
„ Du kommst zu spät “ , eröffnete mir Sassa mit unheilverkündender Stimme.
Ich schluckte.
„ Ich hab alles gelesen. Das gesamte siebte Kapitel. Ich weiß nun, ob Vampire lieben können oder nicht. Willst du es wissen? “
„ Nein! “
„ Lüg mich nicht immer an! “
Ich machte kehrt und rannte zurück ins Badezimmer. Doch als ich die Tür zuziehen wollte, hatte sich bereits Sassa hindurch gequetscht.
„ Da stand … “ , begann er.
Ich presste mir die Hände auf die Ohren.
„ Dass Vampire von ihrer menschlichen Fähigkeit zu lieben nichts eingebüßt haben! “ , schrie der Dämon mich an.
Ich senkte resigniert die Hände. Egal, wie fest ich mir die Ohren zuhielt: Sassas kreischende Stimme konnte ich nicht aussperren.
„ War ’ s das? “ , fragte ich ungerührt.
„ Äh … ja. “
„ Gut. “ Ich ließ den Dämon stehen und verließ das Badezimmer.
Sassa hüpfte mir hinterher, holte mich ein und starrte mich unsicher an. „ Willst du gar nichts dazu sagen? Ich höre dich nicht mal darüber nachdenken. “
„ Du willst wissen, was ich denke? “ Ich fegte die Tasche vom Sessel, so dass sie polternd zu Boden fiel. „ Ich bin seit gut einer Woche hier. Und gerade jetzt lässt Lucian mir meine Tasche bringen. Die, nebenbei bemerkt, bestimmt nicht eine Woche lang unangerührt in der Eingangshalle gelegen hat. “
„ Du meinst … ? “
Ich ließ mich in den Sessel fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „ Mit Sicherheit hat er in meine Tasche hineingesehen, das Vampirbuch gefunden und selbst ein wenig darin herumgeblättert. Wahrscheinlich konnte er sich auch denken, dass ich das letzte Kapitel noch nicht gelesen habe. Und dieses Buch, in dem passenderweise steht, dass Vampire lieben können, legt er mir gerade jetzt vor die Nase. Kurz nachdem er mich gebissen und seltsame Andeutungen bezüglich unserer Beziehung zueinander gemacht hat. “
„ Du denkst tatsächlich … “
„ Lucian hat wieder Gefallen an seinem Experimentierkasten gefunden. “
„ Höchst bemerkens wert, wie es dir gelingt, alles nach deinen Vorstellungen zu verdrehen. “
Ich sprang auf und blickte wild um mich. „ Was war das? “ Hatte ich geträumt? War die Erschöpfung aufgrund des Blutverlustes doch noch nicht vorüber? War ich eingenickt? Wie sonst konnte ich auf einmal Lucians Stimme hören, ohne, dass dieser im Zimmer war?
„ Du hast nicht geträumt! Ich hab ihn auch gehört ! “ , rief Sassa aufgeregt.
„ Du hast ihn auch gehört? “
„ Durch deine Gedanken! Er ist in deinem Kopf! “ Geschockt sahen Sassas Augen zu mir hoch.
„ Wie … was? “ Konnte Lucian in meinen Verstand eindringen? Hatte er es vielleicht die ganze Zeit gekonnt und es mir nur nie gesagt? Das würde erklären, wie er so viel über mich wusste! Andererseits … dann hätte er in jener Nacht auch wissen müssen , dass ich t atsächlich versuchen würde, ihn zu töten. Und wenn er jede meiner Handlungen voraussehen könnte, wäre sein ganzes Experiment sinnlos, da komplett uninteressant, gewesen.
„ Du drehst dich im Kreis ! Versuch endlich herauszufinden, wie er in unsere Gedanken gekommen ist! “ , verlangte Sassa.
„ Und wie soll ich das machen? “
„ Um dich zu erlösen: In der Tat ist mir diese Art der Kommunikation erst seit Kurzem möglich. Und ja, theoretisch könnte ich mich viel öfter an deinen Gedankengängen ergötzen , d och sei beruhigt : Im Moment habe ich weder die Zeit, noch die Muße dazu . “
Ich starrte Sassa an. Zwei schwarze Knopfaugen blickten mindestens ebenso verstört zurück. „ Und jetzt? “ , quiekte er.
Ich schüttelte stumm den Kopf. Was sollte das bedeuten? Nirgendwo in dem verdammten Buch stand, dass Vampire mit gewöhnlichen Menschen tele pathischen Kontakt aufnehmen konnten. Mit ihren Geschöpfen, sicher, aber ich war schließlich kein Vampir! Oder? Einen verrückten Moment lang konnte ich meinen eigenen Herzschlag nicht spüren . Was, wenn Lucian mich zum Vampir gemacht hatte? Was, wenn ich bereits sein Geschöpf war?
„ Dreh jetzt nicht durch! “ Sassa sprang mir mitten ins Gesicht.
„ Lass das! “ , schrie ich und schleuderte den Dämon von mir. Im nächsten Moment fühlte ich wieder das wilde Schlagen meines eigenen Herzens. Erleichtert ließ ich mich zurück auf den Sessel sinken.
„ Serena
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