Vampirjaegerin inkognito
gut . Das Schwindelgefühl war verflogen und auch meine Gliedmaße fühlten sich nicht mehr so schwer an. Doch meine gute Verfassung wurde zur Nebensächlichkeit, als ich mich an die Ereignisse vor meinem Nickerchen erinnerte. Starr lag ich im Bett und starrte die hölzerne Decke an. Er hatte mich gebissen. Hatte von mir getrunken. Und warum? Weil er mir angeblich die Wahrheit zeigen wollte. Seine Rache hatte er gewollt, sonst nichts. Und die hatte er nun endlich bekommen.
„ Selbsttäuschung “ , gähnte Sassa.
„ Wie bitte? “ Ich richtete mich auf und funkelte den Dämon, der einmal mehr an meinem Fußende lag, böse an.
„ Du. Selbsttäuschung “ , wiederholte er so langsam, als wäre ich schwer von Begriff. „ Langsam nervt ’ s. Ich verstehe ja, dass du es dem Vampir nicht auf die Nase binden willst, aber kannst du nicht mal ehrlich zu dir selbst sein? “
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen aufeinander. Auf solch ein Gespräch würde ich mich gar nicht erst einlassen.
Doch der neunmalkluge D ämon schien keinen Gesprächspartner nötig zu haben. „ Mit deiner Sturheit manövrierst du dich ständig selbst in diese unmöglichen Situationen. Nimm nur mal den Vampirbiss: Er wollte lediglich, dass du zugibst, warum du i hn nicht töten konntest. Hättest du es einfach gesagt, wäre dir das Ganze erspart geblieben. Aber das konntest du nicht. Weil du dir ja selbst einredest, der Grund wären die Manipulationsfähigkeiten des Vampirs gewesen. “
„ So war es auch. “
„ Ach ja? Dann erzähl mir doch mal, was du gefühlt hast, a ls der Vampir dich gebissen hat. Und keine Lügen, ich war schließlich dabei !“
Ich starrte die Nervensäge an. „ Es hat wehgetan. “
„ Lüge! “
„ Ich wollte mich wehren- “
„ Lüge! “
„ - aber konnte nicht. “
„ Lüge, Lüge, Lüge ! Ich helfe dir mal ein bisschen auf die Sprünge : Wohliges Gefühl ist zum Beispiel ein Gedanke, der aufkam. Und du fandest es erregend . Bäh, k ann ich dazu übrigens nur sagen! “
„ Ich werde das nicht mit dir diskutieren. “
„ Die Leier schon wieder. Wie du willst. Ich bin auch nicht scharf auf diese Art von Gesprächen, weißt du? Aber wenn du so weitermachst, wirst du dich sicher bald in einer ähnlichen Situation wieder finden . Gib doch einfach zu, dass du ihn magst. “
Ich warf ein Kissen nach dem Dämon.
Sassa quiekte erschrocken und fiel getroffen vom Bett. „ Dumme, undankbare Nuss! Ich wollte dir nur helfen! “
Ich ignorierte das freche Ding und sprang aus dem Bett. Da fiel mein Blick auf den Sessel, in dem Serena so oft gesessen hatte. Mehrere gefaltete Kleidungsstücke lagen darauf. Und direkt daneben lag meine Tasche. In der sich wiederum das Vampirbuch befand.
Mir kam ein Gedanke, doch ich verwarf ihn gleich wieder.
„ Oh nein “ , stöhnte Sassa. „ Das hast du gerade nicht wirklich gedacht, oder? “
Ich ignorierte den Kommentar, schnappte mir die Kleidung und flüchtete ins Badezimmer.
Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte, besah ich mir die frische Kleidung, die Lucian hatte bringen lassen. Es war nichts Weltbewegendes, eher eine Imitation meiner eigenen praktischen Kleidung: Schlichte schwarze Unterwäsche, eine schwarze Jeans, ein weißes T- Shirt und ein dunkelblauer Pullover . Ich zog die Unterwäsche und die Jeans an. Beides passte perfekt. Dann entfaltete ich das T-Shirt – und starrte es ungläubig an. Es war nicht ganz weiß, sondern vorne mit einem Motiv versehen: Ein leicht geöffneter Mund mit dunkelroten Lippen - und spitzen Eckzähnen. Ich schüttelte den Kopf. Erwartete Lucian im Ernst, dass ich das anzog? Ich knüllte das Shirt zusammen und warf es in den Mülleimer. Doch als mein Blick dabei den Spiegel streifte, sah ich mich selbst grinsen . Seltsamer Vampir-Humor. Aber es war Humor. Mein Blick senkte sich von meinem Gesicht auf meinen Hals. Zwei kleine, leicht gerötete Bisswunden saßen wie Mückenstiche auf meiner Haut. Mein Grinsen erlosch.
Ich zog den Pullover an und verließ das Badezimmer. Überraschenderweise empfingen mich keine bissigen Kommentare und keine Analyse meiner Gefühlslage. Ich begriff schnell, wieso, als ich den Raum mit den Augen absuchte. Sassa lag auf dem Boden auf dem Bauch, ein Buch vor sich aufgeschlagen.
„ Was tust du da? “ , fragte ich leise. Ich ahnte nichts Gutes.
„ Das, was du vorhin gern getan hättest, dir aber selbst nicht erlaubt hast. “
Ich stürzte zu dem Dämon hin und riss ihm
Weitere Kostenlose Bücher