Vampirjagd: Roman (German Edition)
Tochter und die hat Geld versteckt.«
»Das ist doch Bettelgesindel!«, rief ein Mann, und ein anderer setzte ein von Herzen kommendes »Tschuschen!« hinzu.
Der Bettlerkönig biss die Zähne zusammen, als er den beleidigenden Ausdruck hörte. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst, dass er das Mädchen gleich hier durchsucht hatte. Er hätte besser damit gewartet, bis sie in ihrem Quartier waren.
»Komm mit!«, befahl er und zerrte das Kind hoch.
Sie folgte ihm mit zitternden Knien. Ihr Blick flog zum Himmel, an dem bleich und schemenhaft der fast schon volle Mond stand. Noch eine Nacht, dachte sie, dann war es wieder so weit. Furcht stieg in ihr auf. Sie war nicht mehr zu Hause, wo sie sich gut hatte verstecken können, sondern in einer für sie fremden Stadt.
9
»Es ist zum junge Hunde kriegen!«, schimpfte Dilia. »Jedes Mal, wenn ich glaube, jetzt habe ich den Vampir erwischt, werde ich zum Stephansdom abgelenkt. Dabei bin ich nicht so christlich, dass mir zum Beten wäre.«
»Ich auch nicht«, antwortete Daniela und suchte ihrer wild wuchernden Gedanken Herr zu werden. »Ich stoße auch immer wieder auf den Stephansdom. Aber dort gibt es rein gar nichts, was uns interessieren könnte. Wir müssen uns unbedingt besser auf die Person mit den blutigen Träumen konzentrieren, denn ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis sie sich in einen vollwertigen und sehr hungrigen Vampir verwandelt.«
»Das Gefühl habe ich auch.« Dilia überlegte kurz und stieß dann die Luft aus den Lungen. »Es ist ärgerlich, dass es keiner von uns gelungen ist, den Vampir zu lokalisieren, obwohl wir es von mehreren Plätzen aus versucht haben. Jetzt ist es gleich Mitternacht, und ich fürchte, es hat keinen Sinn, nach einer schlafenden Person zu suchen. Daher sollten wir zu Bett gehen. Morgen um zehn treffen wir uns im Hawelka, trinken einen Verlängerten und fahren dann mit U-Bahn und Bussen kreuz und quer durch die Stadt. Vielleicht haben wir Glück, und ich komme bis auf einen Kilometer an den Vampir heran. Dann haben wir ihn.«
»Und wenn nicht?«
Dilia zog die Lippen auseinander, sodass Daniela ihre oberen Eckzähne sehen konnte, die nur unwesentlich länger, aber um vieles schärfer waren als die normaler Menschen. »Die kommende Nacht ist Vollmond, und in seinem Licht wirken unsere magischen Fähigkeiten stärker als sonst. Außerdem dürfte der Vollmond auch unseren Vampir beunruhigen, und unter diesen Bedingungen müssten wir ihn aufspüren können. Deshalb werden wir uns trennen und, wie bereits besprochen, von verschiedenen Orten aus nach ihm forschen. Wenn wir hinterher auf einer Karte die Richtung eintragen, in der jede von uns ihn gespürt hat, kriegen wir einen Schnittpunkt und wissen, wo wir ihn finden können.«
»Sollen Lukas oder Istvan uns begleiten?«, fragte Daniela.
Dilia schüttelte den Kopf. »Die könnten uns behindern, weil sie unsere Spürsinne auf sich lenken. Am besten wäre es, wenn sich die anderen Clubmitglieder alle im Clubraum oder in unserem geheimen Versteck versammeln. Dort stören sie uns nicht.«
»Einverstanden! Magst du noch einen Likör?«
Daniela wollte schon nach der Flasche greifen, da hob Dilia die Hand. »Jetzt wäre mir etwas Stärkeres lieber. Hast du eine Notration für mich übrig?«
»Jederzeit! Ich glaube, ich werde mir auch eine Portion genehmigen. Die Sucherei strengt an.«
»Vor allem, wenn sie vergebens ist!« Dilia folgte ihrer Freundin in deren Schlafzimmer. An der Tür blieb sie stehen und drehte ihr diskret den Rücken zu, während Daniela den Geheimschrank öffnete und zwei Flaschen mit gekühltem Blut herausholte. Als diese Dilia eine davon reichte, krauste sie die Nase.
»Könnten wir es in die Mikrowelle tun, damit es sich lebendiger anfühlt?«
»Klar.« Daniela ging in die kleine Küchenzeile, die sie in ihren und Urbans Privaträumen hatte einrichten lassen. Von dem, was hier warm gemacht wurde, durften weder ihre Hausdame Anita noch die Köchin Lieserl je etwas erfahren, sonst würden beide schreiend davonrennen.
Als das Blut eine angenehme Trinktemperatur aufwies, schlürften beide es mit Genuss. Sie waren noch nicht fertig, da ging die Tür auf und Urban trat ein.
»Habt ihr was entdeckt?«, fragte er und gab sich angesichts der verkniffenen Mienen der beiden selbst die Antwort. »Also nichts! Vielleicht hat dieser Vampir Wien schon wieder verlassen.«
Dilia schüttelte den Kopf. »Er ist hier. Aber weder Daniela noch ich
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