Vampirmelodie
erwiderte Copley Carmichael. »Ich weiß, dass Sie es finden können.«
»Faszinierend«, sagte der Teufel ziemlich aufrichtig. »Und wozu wollen Sie es benutzen? Nachdem ich es gefunden habe?«
»Ich will meine Tochter zurückhaben«, sagte Carmichael mit einer solchen Intensität, dass seine Gefühle beinahe greifbar waren. »Ich will die Macht besitzen, ihr Leben zu verändern. Das ist es, was ich mir wünschen werde, wenn Sie es für mich aufgestöbert haben. Die Frau, die weiß, wo es ist … sie wird es wahrscheinlich nicht hergeben wollen. Es ist ein Erbstück ihrer Großmutter, und sie ist nicht gerade mein größter Fan.«
Der Teufel hielt sein Gesicht in die Morgensonne, und in seinen Augen flackerte es kurz rot auf. »Na, so etwas aber auch. Nun, ich werde der Sache einmal nachgehen. Wie heißt denn die Freundin Ihrer Tochter, die, die angeblich weiß, wo ein Cluviel Dor zu finden ist?«
»Sie wohnt in Bon Temps. Das ist oben im Norden, ganz in der Nähe von Shreveport. Sookie Stackhouse.«
Der Teufel nickte bedächtig. »Den Namen habe ich schon einmal gehört.«
Juli
Als der Teufel sich das nächste Mal mit Copley Carmichael traf, drei Tage nach ihrem Gespräch im Café du Monde, trat er an Carmichaels Tisch im Commander ’s Palace. Carmichael wartete auf sein Abendessen und telefonierte per Handy mit einem Bauunternehmer, der seinen Kreditrahmen erweitern wollte. Doch dazu war Carmichael nicht bereit, und er legte ihm seine Gründe in unmissverständlichen Worten dar. Als er schließlich aufsah, stand der Teufel vor ihm, in demselben Anzug, den er bei ihrem ersten Treffen getragen hatte. Er strahlte eine kühle Eleganz aus und wirkte makellos.
Nachdem Carmichael das Handy beiseitegelegt hatte, setzte der Teufel sich auf den Stuhl ihm gegenüber.
Carmichael war erschrocken, als er den Teufel erkannt hatte. Und da er Überraschungen hasste, verhielt er sich unklug. »Warum zum Teufel tauchen Sie hier einfach auf?«, schnauzte er. »Ich habe nicht um Ihren Besuch gebeten!«
»›Zum Teufel‹ – wie passend«, sagte der Teufel, der sich anscheinend nicht angegriffen fühlte. Er bestellte einen Single Malt Whiskey bei dem Kellner, der plötzlich wie aus dem Boden gewachsen neben ihm stand. »Ich nahm an, Sie würden gern die Neuigkeiten über Ihr Cluviel Dor hören.«
Carmichaels Miene veränderte sich augenblicklich. »Sie haben es gefunden! Sie haben es!«
»Das leider nicht, Mr Carmichael«, erwiderte der Teufel. (Es klang allerdings nicht so, als ob es ihm leidtäte.) »Etwas recht Unerwartetes hat unsere Pläne durchkreuzt.« Der Kellner servierte ihm den Whiskey mit einer gewissen Feierlichkeit, der Teufel nahm einen Schluck und nickte.
»Was?«, zischte Carmichael, vor Wut schäumend.
»Miss Stackhouse hat das Cluviel Dor bereits benutzt, seine magische Kraft ist erloschen.«
Einen Augenblick lang herrschte angespanntes Schweigen, geschwängert mit all den Gefühlen, die dem Teufel Freude bereiten.
»Ich werde sie zugrunde richten «, stieß Carmichael giftig hervor. Es kostete ihn allergrößte Mühe, seine Stimme zu dämpfen. »Und Sie werden mir dabei helfen. Das ist es, was ich statt des Cluviel Dor haben will.«
»Ach du liebes bisschen. Ihren Unterschriftenbonus haben Sie doch schon verbraucht, Mr Carmichael. Sie dürfen nicht zu gierig werden.«
»Aber Sie haben mir das Cluviel Dor nicht beschafft!« Carmichael, eigentlich ein erfahrener Geschäftsmann, war trotzdem aufs Äußerste erstaunt und empört.
»Ich habe es gefunden und wollte es ihr aus der Tasche ziehen«, erzählte der Teufel. »Ich bin in den Körper von jemandem geschlüpft, der hinter ihr stand. Doch sie hat es benutzt, ehe ich es herausziehen konnte. Es zu finden war das, worum Sie mich gebeten haben. Genau dieses Wort haben Sie benutzt, zweimal, und aufstöbern einmal. Damit ist unser Handel abgeschlossen.« Er trank sein Glas auf einen Zug leer.
»Helfen Sie mir wenigstens, es ihr heimzuzahlen«, stieß Carmichael mit zornesrotem Gesicht hervor. »Sie hat uns beide aufs Kreuz gelegt.«
»Mich nicht«, sagte der Teufel. »Ich habe Miss Stackhouse aus der Nähe gesehen und mit vielen Leuten gesprochen, die sie kennen. Sie scheint eine interessante Frau zu sein. Ich habe keinen Grund, ihr zu schaden.« Er stand auf. »Und wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann vergessen Sie diese Sache. Sie hat ein paar machtvolle Freunde, darunter auch Ihre Tochter.«
»Meine Tochter ist eine Frau, die sich mit
Weitere Kostenlose Bücher