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Vampirsaga 02 - Honigblut

Vampirsaga 02 - Honigblut

Titel: Vampirsaga 02 - Honigblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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woher ihre Ängste stammten.
     
„Was ist los mit dir?“ Er nutzte absichtlich einen barschen Ton, um sie aus der Deckung zu locken und in ihrem Moment der Schwäche zu überrumpeln. Sicher, nur so hinter ihre Abwehr gelangen zu können.
     
Bei seiner abwertenden Frage zuckte Melanie zusammen, und er sah die Ablehnung in ihren Augen, glaubte sogar erkennen zu können, wie sie ihre Barrikaden um ihre Vergangenheit, den Ursprung ihrer Ängste, wieder errichtete. Er konnte zusehen, wie sich ihre Persönlichkeit langsam um sie verdichtete, als erinnerte sie sich erst jetzt daran, was und wer er war – und was er getan hatte …
     
„Du hast mich behandelt wie den letzten Dreck!“ Sie entwand sich seinem Griff und staunte über den gnadenlos berechnenden Blick, mit dem Xylos sie taxierte.
     
„Anscheinend war ich nicht der Einzige!“, versuchte er abermals sie aus der Deckung zu locken. Die Ohrfeige traf ihn, bevor er sie abwehren konnte.
     
Melanie starrte ihn perplex an. Selber zu überrascht von ihrem Schlag und der Wut, die er entfacht hatte. Innerlich wappnete sie sich für einen Gegenangriff. Jennifer Schreiner Honigblut
     
Der kam anders als erwartet. „Aua!“, Xylos rieb sich die Wange und meinte gespielt jämmerlich: „Bei Sofia hätte die Provokation sicher funktioniert!“ Er senkte den Kopf in einer demütigen Geste und sah sie durch seine dichten Wimpern heraus an. Der Humor in seinen Augen ließ etwas von dem jungen Mann durchblitzen, der er einmal gewesen sein musste. Gut aussehend, schalkhaft und charmant.
     
Melanies Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde erst ungläubig, und als sie begriff, dass er sie absichtlich geärgert hatte, schlich sich ein Lächeln auf ihr Antlitz. Dann musste sie lachen. „Ja!“, gab sie zu. „Bei Sofia hätte es ganz sicher funktioniert!“
     
Erleichterung flutete durch Xylos. Endlich hatte er den Schlüssel zu dieser Frau gefunden. Nicht Macht, Schönheit oder Spiele, nicht Provokation oder Wissen, sondern Humor. Doch es war nicht der schützende Zynismus, den er sonst benutzte, oder Wortspiele und schlagfertiger Witz wie bei Sofia, sondern Selbstironie und entspannter Spaß, entwaffnender Esprit, der Melanie öffnete.
     
Für Sekunden entglitt Xylos sein Lächeln. Er hatte lange nicht mehr gelacht oder Spaß gehabt. Ob er es überhaupt noch konnte?
     
Melanie sah den kurzen Anflug Melancholie in Xylos‘ Gesicht. Sofort war ihr schlechtes Gewissen wieder da. Sie stahl seine Zeit und hielt ihn an einem Ort, wo er nicht sein wollte.
     
Mit sanfter Stimme erlaubte sie ihm eine Alternative, die sie während ihrer Umwandlung in einen Vampir in seiner Erinnerung gelesen hatte: „Du musst nicht bei mir bleiben und dich schuldig fühlen. Geh zu deinen hübschen Frauen, zu den sündhaft attraktiven Schönheiten, die dir sogar Geld bieten, um sich in deiner Aufmerksamkeit zu sonnen.“
     
Xylos blinzelte, und sein Gesichtsausdruck entglitt ihm endgültig. Anscheinend hatte sein Geschöpf mehr in ihm und seinem Blut gelesen als er in ihrem. Und nutzte nun ihr Wissen – mehr Wissen, als ihm lieb war – um ihn zu manipulieren.
     
„Ich bin schon bei einer schönen Frau!“ Die Wut war deutlich aus seinen Worten und seinem Ton zu hören.
     
„Lass das!“, winkte sie ab. „Ich weiß, dass ich nicht schön bin!“ Wahrheit. Ihre Gewissheit durchdrang jede Faser seines Körpers, mäanderte sich durch sein Gehirn, wo sich die Sicherheit um ihre Worte verdichtete, verkrampfte, und dann langsam in alle Richtungen zerfaserte, bis sie verschwunden war.
     
„Lügnerin!“, stieß er hervor.
     
Ihr Gegenüber war mit einem Mal so wütend, so aggressiv, dass Melanie schützend eine Hand hob und einen Schritt nach hinten in die Ecke machte.
     
Nun endlich durchschaute Xylos ihre Taktik. Sie behauptet, schwach und hilflos zu sein, sagt, sie sei nicht hübsch, nicht schön und nicht verführerisch. Verneint ihre Macht. – Nur damit der Mann sich in Sicherheit wiegt und ihr auch noch bestätigt, wie groß ihr Einfluss auf ihn ist. Bis er ihr die Macht gibt, ihn zu vernichten. – Nun, er würde ihr keine Macht geben und ihr auch nicht sagen, wie schön sie ist.
     
„Du weißt, dass es die Wahrheit ist“, hörte er Melanie sagen, doch ihre Worte drangen nur oberflächlich in sein Bewusstsein. Er wusste nur, dass sie schön war, unglaublich schön, und er sie haben wollte. Mit einer Intensität, die ihn erschreckte und wütend machte. Er spürte, wie ihm die

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