Vampirwelt
Blutsaugern nicht gepaßt. Seine Ankunft war mehr ein Versehen gewesen, das die Blutsaugerin aus der Welt schaffen sollte.
Sie war zu ihm gekommen.
So weit konnte er die Tatsachen nachhalten. Nur stellte er sich die Frage, woher sie wußten, in welcher menschlichen Existenz er lebte.
Sein Geheimnis hatte er nur wenigen Menschen verraten. John Sinclair wußte davon, auch Suko, dessen Kollege. Und sie hatten diese Wesen sicherlich nicht informiert.
Es war etwas anderes geschehen.
Barry F. Bracht hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Der Schock war abgeklungen, und seine Gedanken bewegten sich wieder in die normalen Richtungen. Er wußte sehr genau, welch scharfe Auseinandersetzung ihm bevorstand, dieser weibliche Vampir würde zurückkehren und sich die Federn wieder holen. Dann aber mußte er gewappnet und vor allen Dingen nicht allein auf weiter Flur sein.
Es gab eine Möglichkeit.
John Sinclair!
Er schaute auf die Armbanduhr und nahm gleichzeitig das Ticken der anderen wahr. Barry lächelte, er fühlte sich auf einmal wohler, denn das Geräusch bewies ihm, wie normal seine Welt wieder geworden war.
Eines würde er nicht tun.
An diesem Tag in den Verlag gehen, um dort seine acht Stunden abzusitzen.
Die normale Arbeit konnte warten, das andere war wichtiger, viel wichtiger sogar…
***
Assunga war zwar in diesem Fall vertreten, das wußte ich, sie aber so urplötzlich zu sehen, war auch für mich überraschend. Und dieser Zustand lähmte mich etwas.
Ich hätte vielleicht meine Beretta ziehen und auf sie schießen sollen, das tat ich nicht, denn Assunga schaute mich an, und in ihren Augen funkelte die blanke Gier.
Sie galt nicht mir, sondern Tommy Hayer.
Ihn wollte sie haben.
Und ich wußte auch, wie dieser verdammte Vorgang ablaufen würde, denn nicht grundlos hatte sie ihren Mantel ausgebreitet. Für mich ging es nicht nur um Sekunden, die Zeit war noch knapper geworden.
Glücklicherweise waren die Zimmer der Wohnung nicht sehr groß, und Tommy Hayer saß nur so von mir entfernt, daß ich ihn mit einem gewaltigen Sprang erreichen konnte.
Ich stieß mich ab.
Nein, es war kein Hug, auch wenn es mir so vorkam und ich – in der Luft schwebend – noch Einzelheiten mitbekam, denn Assunga drehte sich mir zu, und sie breitete die beiden Hälften ihres Mantels so weit aus wie möglich.
Ich prallte gegen sie, gegen Tommy Hayer und auch gegen den Sessel, in dem er hockte. Und dann war der Schatten da.
Gewaltige Schwingen, vergleichbar mit denen einer riesigen Hedermaus, kamen über mich. Sie packten zu, aber sie waren nicht so schwer wie die Flügel eines derartig monströsen Tieres.
Über uns fielen die Schöße des Mantels hinweg wie ein Zeltdach. Es wurde dunkel, und mir schoß der Gedanke durch den Kopf, daß ich mich durch meine möglicherweise übereilte Aktion in eine gefährliche Lage hineinmanövriert hatte.
Erst dunkel, dann völlig finster, und im nächsten Augenblick war das Zimmer leer…
***
Suko hatte im Büro gewartet. Er hoffte ja, daß sich sein Freund und Kollege John melden würde. Entweder telefonisch oder daß er einfach durch die Tür kam, grüßte und erklärte, daß er den Fall schon erledigt hatte. Plötzlich drückte jemand die Bürotür auf.
Nein, es war nicht John, sondern Glenda, die von der Mittagspause zurückkehrte, sich Luft zufächelte, weil es mal wieder zu schwül geworden war und sich dann über Sukos Gesichtsausdruck mokierte.
»Du schaust mich an, als wäre ich völlig unpassend hier erschienen.«
»Das nicht gerade.«
»Aber…?«
»Ich hatte John erwartet.«
»Hm.« Glenda setzte sich. Sie schlug die Beine übereinander. Der kurze, weiße Rock mit den schwarzen Tupfen rutschte in die Höhe und gab viel von den gebräunten Oberschenkeln preis. Glenda trug dazu ein sommerliches schwarzes T-Shirt mit weißen Perlen als Applikation.
»Wollte er denn kommen?«
»Davon hat er nichts gesagt.«
Glenda bückte sich, um nachzuschauen, wieviel Kaffee schon in die Kanne gelaufen war. »Willst du auch eine Tasse?« fragte sie.
»Nein, es ist mir zu heiß.«
Sie richtete sich wieder auf. »Gerade bei diesem Wetter ist Kaffee ein großer Durstlöscher.«
»Kann sein, aber…«
Das Telefon tutete, und Glenda wollte abheben, aber Suko war schneller als sie. Errechnete mit einem Anruf seines Freundes, war aber sehr überrascht, als er die Stimme des Lektors Barry F. Bracht vernahm.
»Hi, Barry, das ist eine Überraschung.«
»In der Tat.«
»Was kann ich
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