Vampirwelt
noch nicht fertig ist.« Bracht überlegte. »Könnte es sein, daß es zu Problemen bei der magischen Stabilisation dieser Dimension gibt?«
Suko winkte ab. »Nicht so wissenschaftlich bitte. Da komme ich nicht mit.«
»Ich frage dich auch nur.«
»Klar, wer kann das wissen?«
»Eben. Diese Welt ist noch nicht fertig. Sie sucht, sie sendet Schwingungen aus, tastet sich vor. Sie will ein Ziel erreichen und schafft es nicht. Dabei kommt sie anderen Dingen ins Gehege. Wie eben mir und diesem Tommy Hayer.«
»Und auch John Sinclair.«
Bracht legte seine Stirn in Dackelfalten. »Ja, auch ihm«, murmelte er, »wobei wir davon ausgehen können, daß sich John eben in dieser anderen Welt befindet.«
»Damit rechnest du?«
»Sicher.«
»Danke, daß du nicht todsicher gesagt hast. Ich bin ebenfalls deiner Meinung.«
»Schön.« Bracht stand auf. »Wir sollten uns deshalb etwas einfallen lassen.«
»Sicher, die Verfolgung aufnehmen.«
»So ähnlich.«
»Wo ist der Weg?«
Suko streckte die Arme aus und schüttelte sie dann durch. »Das ist dein Problem, Barry. Aber um diesen Weg zu finden, müssen wir die folgende Nacht abwarten – oder?«
»Ja«, erwiderte er murmelnd, »dann könnte eine Gestalt namens Zebuion wieder in Erscheinung treten…«
***
Es war die Kälte ohne Eis, die mich umfing. Es war die Finsternis ohne einen Lichtstreifen, und es war die kühle Kralle des Grauens, die nach meiner Kehle griff. Ich war da.
Ich war in der Vampirwelt!
Dieser Gedanke schoß durch meinen Kopf, ohne daß ich diese Tatsache so recht analysieren konnte. Ich machte mich kurzerhand mit ihm vertraut, ich nahm eben alles hin, und dabei spielte es keine Rolle, wie ich die gewaltigen Grenzen überwunden hatte, aber in meinem Hirn hatte sich natürlich ein Name festgesetzt. Assunga!
Mallmanns Gefährtin, seine Freundin, seine Dienerin, eine ehemalige Hexe, die einen sagenumwobenen Mantel trug. Er erlaubte es ihr, die Zeiten zu überwinden. Durch seine Hilfe schaffte sie es, Grenzen zu überwinden. Sie konnte in andere Dimensionen hineinspringen, es gab für sie keine Hindernisse und auch nicht für diejenigen, die in ihre Falle hineingerieten.
Die wurden mitgenommen auf die lange Reise, und genau das war mir auch passiert.
Mitgenommen…
Aber nicht allein. Meine Erinnerung kehrte zurück, und ich dachte daran, daß ich Thomas Hayer hatte retten wollen, der von Assunga angefallen war.
Ich sah Hayer nicht. Ich spürte ihn nicht, ich hörte ihn auch nicht atmen, ich lag allein in dieser schwammigen Dunkelheit, die eine Decke aus Teer gebildet hatte. Es war ein schlimmes Gefühl, denn das Verlassensein und die Leere drückten doppelt und damit auch das Gefühl, keine Hoffnung mehr zu erhalten.
Ich stöhnte auf.
Es tat mir sogar gut, dieses Geräusch zu hören. So wußte ich, daß ich noch ein Mensch war und es auch bleiben würde, vorausgesetzt, die Welt öffnete sich nicht und ließ ihr Grauen frei, das mich überschwemmte.
Ich lag auf einem ziemlich weichen Boden, ohne jedoch Gras oder Moos zu spüren. Er kam mir eher vor wie eine alte Erde, leicht lehmig und trotzdem staubig.
Ich wartete.
Meine Sinne hatten nicht gelitten, ich trug auch noch die Warfen bei mir.
Auf dem Rücken liegend lauschte ich auf irgendwelche Geräusche in der Nähe.
Es gab keine.
Die Stille glich einem Tuch, das mich festhielt. Geräusche existierten nicht, zudem schaffte ich es auch nicht, irgendwelche Umrisse zu sehen.
Alles verschwamm in einer seltsamen Unscharfe, auch hatte ich den Eindruck, weggetrieben zu werden, obwohl ich auf normalem Boden lag.
Nicht das leiseste Geräusch war zu hören, außer meinem eigenen Atem.
Ich mochte diese Stille nicht. In meinen Überlegungen kam ich immer wieder auf sie zurück. Auch konnte ich mir vorstellen, wie leicht sie durchbrochen wurde. Überfallartig würde sich die Dunkelheit öffnen, um das Grauen zu entlassen.
Es waren Gedanken, über die ich mich selbst erschreckte. Ich wollte ihnen einfach nicht mehr nachgehen, aber sie waren von allein in mein Bewußtsein gedrungen. Es mochte an dieser verdammten Welt liegen, in der es überhaupt keinen Freund und Hoffnung gab, auch kein Licht, nur die Verdammnis.
Keine Hölle wie die Menschen sie sich vorstellen, aber ein Ort des Grauens.
War das auch die Welt, die Tommy Hayer in seinem Traumrückblick erlebt hatte? Es mußte so sein, eine andere Lösung gab es nicht, nur war ich nicht in der Lage, ihn zu fragen.
Wo steckte er?
Tom hatte von
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