Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Sogar ein paar Traumdeuter aus England waren da – wahrscheinlich von deren E-Dezernat – und weitere medial Begabte aus der ganzen Welt, von Chicago bis China!«
    »Aus Tibet ebenfalls«, fügte Tzonov gelassen hinzu.
    »Eh?«
    »Tibeter, sie gehörten zur chinesischen Delegation. Möchtegern-Saboteure, wie sich seither herausstellte.«
    »Saboteure?«, knurrte Andropow. »Und was, bitte schön, wollten sie sabotieren?«
    »Moskau«, entgegnete Tzonov ohne Umschweife und ohne den Ton zu heben. »Fürs Erste zumindest. Moskau und den Weltfrieden, und ohne meine Mannschaft hätten sie das auch geschafft.«
    »Erklären Sie mir das.« Andropow verschwand wieder im Gegenlicht.
    »Ich und selbstverständlich auch einige meiner Leute besuchten die Tagung. Breschnew wollte es so.«
    »Ja, daran erinnere ich mich ebenfalls.«
    »Nun, wir waren dort, um ein Auge auf potenzielle Geistesspione zu haben und herauszufinden, wie gut sie waren. Ich war natürlich der Telepath der Gruppe. Dann waren da noch mein Hellseher und ein Wahrsager.«
    » Ihr Hellseher ...« Andropows Stirnrunzeln war im Gegenlicht so gut wie nicht zu sehen; dennoch nahm Tzonov es wahr. »... und – wie sagten Sie noch – ein Wahrsager?«
    »Einem Laien ist dies nicht einfach zu erklären«, meinte Tzonov. »Ein Wahrsager ist ein spezieller ESPer, der geschickte Vermutungen anstellt – nur dass es sich eben keineswegs bloß um Vermutungen handelt, sondern um sein Talent. Er weiß über – oh, alles Mögliche Bescheid. Darüber, was im Allgemeinen so vor sich geht. Kann er ein britisches Atom-U-Boot in der Barentssee ausmachen, nennen wir ihn einen ›Lokalisierer‹. Träumt er, vielleicht hat er auch Albträume, dass jemand in einer Woche sterben wird, und in genau sieben Tagen tritt dies auch ein, dann ist er ein Zukunftsdeuter oder auch ›Hellseher‹. Bei der Tagung hatte ich einen Hellseher und einen Wahrsager dabei.«
    »Reden Sie weiter!«
    »Bei den chinesischen Teilnehmern handelte es sich um Paramilitärs aus dem ESP-Zentrum auf dem Kwijiang-Boulevard in Chungking. Wir wissen seit Langem über sie Bescheid. Sie machten genau das Gleiche wie wir – die Augen aufhalten, um festzustellen, was die Gegenseite im Schilde führt, und herauszufinden, wie gut wir sind. Daran war nichts Merkwürdiges. Abgesehen von dem ganzen, äh, ›Löffelverbiegen‹ und Kartenlegen waren wir alle aus diesem Grund dort. Nur die Tibeter – die waren anders ...
    Sie waren zu sechst, Angehörige einer obskuren Sekte aus einem was-weiß-ich-wo gelegenen Kloster. Sie waren allesamt kahl rasiert und trugen rote Gewänder, in der Regel hatten sie sogar ihre Kapuzen übergestreift. Sie waren ständig zusammen. Einer von ihnen, ihr Anführer, nehme ich an, hatte winzige Glöckchen in die Ärmel eingenäht.
    Mein Wahrsager meinte, sie hätten irgendetwas Übles im Sinn. Wenn er sich auf sie konzentrierte, bekam er stets nur so etwas wie Smog mit, eine Art mentalen Rauchvorhang. Die gleiche Erfahrung machen wir hin und wieder übrigens auch mit britischen ESPern. Mein Hellseher war ebenfalls ziemlich verwirrt und immer nervös, wenn sie in der Nähe waren. Er ließ sie lieber nicht zu nah an sich ran. In dieser Hinsicht sind Hellseher in der Regel ein bisschen eigenartig: Sie fürchten sich davor, zu viel zu ›sehen‹, und zeigen so gut wie kein oder höchstens sehr selten Interesse an ihrer eigenen Zukunft. Sie sagen, die Vergangenheit und die Zukunft seien unveränderlich, und da sie die Zukunft ohnehin nicht ändern können, wollen sie lieber nicht wissen, was passieren wird, jedenfalls nicht, wenn es um sie selber geht. Es muss furchtbar sein, zu wissen, wie, wo und wann man sterben wird, ohne in der Lage zu sein, irgendetwas dagegen zu unternehmen ...
    Ich war neugierig und versuchte, in die Gedanken dieser Tibeter einzudringen. Auf meine Fähigkeiten halte ich mir einiges zugute. Andere, erfahrene Telepathen bekommen so gut wie nichts davon mit. Aber diese Kerle in ihren roten Gewändern merkten es irgendwie. Und sie akzeptierten es ohne Weiteres – viel bereitwilliger als irgendjemand sonst auf der Tagung, ohne irgendwelche Fragen zu stellen – und mieden mich wie die Pest. Aber das Wenige, das ich sah ... war äußerst beunruhigend. Sie verbargen eindeutig etwas.
    Wenn Sie sich entsinnen, Genosse Direktor, waren die Tagungsteilnehmer im Hotel Zentralkomitee im Sivtsev-Vrazhek-Distrikt untergebracht, und die Tagungsräume befanden sich direkt hier auf dem

Weitere Kostenlose Bücher