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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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achtzehn Jahre alt, als die ESP-Anlage im Chateau Bronnitsy unterging und das Dezernat mehr oder weniger aufhörte zu existieren. Ich war, vielleicht zum Glück, zu jung, um als Agent von Nutzen zu sein, und war zu einem vierjährigen Studium abkommandiert worden, um mich auf meine Pflichten vorzubereiten ...«
    Tzonov hielt inne und wartete, und als Andropow nickte, fuhr er fort: »Auch nach der Zerstörung von Chateau Bronnitsy setzte ich meine Ausbildung fort, und vor sechs Monaten legte ich alle notwendigen Prüfungen mit Auszeichnung ab. Seitdem sitzen ich und eine Handvoll weiterer Überlebender von Bronnitsy untätig herum und warten auf eine Entscheidung von ... nun, sagen wir von höherer Stelle. Aber bisher wurde noch keine Entscheidung getroffen, und wir wissen nicht, ob man uns weiterbeschäftigen oder auf die Straße setzen wird. Was wir jedoch wissen, ist, dass unsere Talente brachliegen – oder vielmehr brachlagen.«
    Während Tzonov redete, hörte der Direktor des KGB ihm aufmerksam zu und nahm die Gelegenheit wahr, seinen Besucher eingehend zu mustern. Und was er sah, sagte ihm durchaus zu. Denn in nur wenigen Monaten hatte dieser altkluge junge Mann sich zu einer wahren Führungspersönlichkeit entwickelt.
    Turkur Tzonov war zur einen Hälfte Türke, zur anderen Mongole und außerdem das, was man gemeinhin als ganzen Mann bezeichnet – ohne jeden Zweifel ein Alphatier, der geborene Anführer, ein brillanter Kopf mit dem Körper eines Athleten. Seine durchdringenden grauen Augen konnten jemanden an- oder in ihn hinein blicken; und ebendarin bestand wohl auch sein Talent: Er vermochte Gedanken zu lesen, und zwar durch bloßen Augenkontakt mit seinen Testpersonen.
    Aus diesem Grund hatte Yuri Andropow auch sein Büro umgestellt. Er wollte, dass Tzonov, vorerst zumindest, ins Gegenlicht blicken musste. Denn Andropow wollte zunächst seinem Besucher auf den Zahn fühlen, bevor er selbst die Karten auf den Tisch legte. Wenn dieser Mann tatsächlich so gut war, wie es in den Berichten, die Andropow gelesen hatte, hieß, wollte er ihn keinesfalls einen Blick in seinen Geist werfen lassen! Noch nicht. Und wahrscheinlich auch niemals.
    »Aber vor fünf Monaten kamen Sie zu mir.« Andropow lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und zwar mit voller Absicht, damit die Konturen seines Gesichts in dem durch die Fenster fallenden Licht noch undeutlicher wirkten. »Etwas voreilig von Ihnen, oder? Bei der ›höheren Stelle‹, auf die Sie anspielen, kann es sich nur um unser Staatsoberhaupt Leonid Breschnew handeln – den Mann, der diese Organisation von Gedankenspionen überhaupt erst ins Leben rief. Und indem Sie mich aufsuchen, hoffen Sie wohl, ihn zu übergehen? Halten Sie es für wahrscheinlich, dass ich das Risiko eingehe, so etwas über seinen Kopf hinweg zu entscheiden? Und wie kommen Sie überhaupt darauf, dass ich vorhaben könnte, die ESP-Abteilung wiederherzustellen? Immerhin war mir das Dezernat eher ein Dorn im Auge. Mehr noch, sein erster Direktor, Gregor Borowitz, dieses alte Schlachtross, ging mir immer furchtbar auf die Nerven!«
    Während Tzonov sich das Gesagte durch den Kopf gehen ließ, setzte Andropow seine Musterung fort.
    Die Augenbrauen des jungen Mannes waren so schmal wie mit dem Bleistift gezogen. Nach oben geschwungen, hoben sie sich silberblond von der sonnengebräunten Stirn ab. Oberhalb der Augenbrauen hatte er kein einziges Haar mehr. Doch es passte zu ihm, und man hatte den Eindruck, es sei nie etwas anderes vorgesehen gewesen. Seine vorzeitige Kahlköpfigkeit war mit Sicherheit kein Anzeichen mangelnder Gesundheit. Ebenso wie sein Teint hatte sein kahler Schädel eine gesunde Bronzefarbe. Nur die dunklen Augenhöhlen stachen davon ab. Sie waren tief eingesunken und von Ringen umgeben wie von stundenlanger geistiger Anstrengung oder pausenloser Konzentration. Offensichtlich rührte dies von den telepathischen Fähigkeiten des Mannes her.
    Turkur Tzonov hatte eine lange, gerade Nase, volle Lippen, einen vielleicht etwas zu breiten Mund und ein kräftiges, kantiges Kinn. Die Wangen waren beinahe unmerklich eingefallen, und seine kleinen, schmalen Ohren lagen eng am Kopf an. Insgesamt vermittelte er den Eindruck einer allzu perfekten Symmetrie. Seine beiden Gesichtshälften wirkten, als würden sie einander spiegeln. Den meisten Menschen, dachte Andropow, würde dies eher zum Nachteil gereichen. Die physische Anziehungskraft eines Gesichts, das »gute Aussehen«, beruhte für

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